Rund doppelt so groß wie der Luisenpark ist das Spinelli-Gelände zwischen Feudenheim und Käfertal-Süd. Wo die US-Armee früher ihre Gerätschaften lagerte, sollen ein Grünzug und ein Wohngebiet entstehen. Der Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim hat jetzt die rechtlichen Grundlagen für die Umgestaltung geschaffen. Die Verbandsversammlung beschloss am Montag im Stadthaus den neuen Flächennutzungsplan für Mannheim, Heidelberg und 16 Umlandgemeinden. Er legt vereinfacht gesagt fest, wo in der Region Wohn- und wo Gewerbeflächen entstehen sollen.
Verband und Verfahren
- Im Nachbarschaftsverband sitzen Vertreter von Stadtverwaltungen und Gemeinderäten aus Mannheim, Heidelberg sowie 16 Umlandgemeinden.
- Der Flächennutzungsplan legt fest, wo in der Region Wohn- und Gewerbeflächen vorgesehen sind. Ein Baurecht liegt damit aber noch nicht vor. Erst müssen die Gemeinderäte Bebauungspläne beschließen und Investoren Bauanträge stellen.
- Der letzte Plan ist mehr als 14 Jahre alt. Der neue, fortgeschriebene ist „das Ergebnis eines mehrjährigen Planverfahrens“, wie es in der Beschlussvorlage heißt. Wichtigster Anlass für die Fortschreibung war die Konversion, die Neu-Nutzung der früheren Militärflächen in der Region.
- Der Nachbarschaftsverband wählte in seiner Versammlung mit dem Heidelberger Oberbürgermeister Eckart Würzner auch einen neuen Vorsitzenden. Er übernimmt das Amt turnusmäßig für zwei Jahreund löst den Ketscher Bürgermeister Jürgen Kappenstein ab.
In Mannheim bildet dabei die Umwandlung der früheren Militärflächen den Schwerpunkt. Für einen großen Teil des Benjamin Franklin Village in Käfertal, wo ein neuer Stadtteil für 10 000 Menschen gebaut wird, war die Neu-Nutzung bereits festgelegt worden. Ebenso für die Taylor-Kaserne auf der Vogel-stang, wo ein Gewerbegebiet entstanden ist. Weitere wichtige Teile des neuen Flächennutzungsplanes sind die Franklin-Teilfläche Columbus und eben das Spinelli-Gelände.
Auf großen Teilen dieses Areals soll 2023 die Bundesgartenschau (Buga) stattfinden. Im nördlichen Bereich am Übergang zu Käfertal-Süd ist außerdem ein Wohngebiet für 4500 Menschen geplant, am östlichen Rand Richtung Bürgerpark ist eine gewerbliche Nutzung vorgesehen, möglicherweise mit einem großen städtischen Betriebshof. Entsprechend war der Nutzungsplan für Spinelli zu ändern – von der Kategorie „Militärische Einrichtung“ hin zu „Parkanlage“, „Wohnbaufläche“ und „gemischte Baufläche“.
Schutzzonen für Vögel
Die Pläne fürs Spinelli-Gelände waren bei mehreren Bürgerinitiativen auf Kritik gestoßen. Sie hatten – wie berichtet – rund ein Dutzend Einwendungen formuliert, worauf Martin Müller vom Nachbarschaftsverband in der Sitzung noch einmal hinwies. Es ging darin unter anderem um Klima- und Naturschutz. Alle Einsprüche wurden allerdings abgewiesen.
Die Planung für Spinelli ermögliche es, so heißt es in der Vorlage für die Verbandsversammlung, „dass ein Freiraum geschaffen wird, der nicht nur der Allgemeinheit zugänglich ist, sondern auch großräumig positive Auswirkungen auf das Stadtklima haben kann“. Die Untersuchung möglicher Umweltauswirkungen habe ergeben, dass „überwiegend nicht mit wesentlichen und dauerhaften Beeinträchtigungen zu rechnen ist“, wenn vorgeschlagene Maßnahmen wie etwa die Einrichtung von Schutzzonen für Vögel und Wildbienen umgesetzt würden.
Auch für das direkt an der B 38 Richtung Weinheim liegende Columbus-Quartier wurde der Flächennutzungsplan geändert. Dort ist ein „grünes Gewerbegebiet“ geplant. Computer-Illustrationen zeigen Menschen, die zwischen großen Gebäuden spazieren gehen, auf Bänken sitzen oder Tischtennis spielen. Bauhaus will dort einen Drive-in-Baumarkt mit rund 18 000 Quadratmetern Verkaufsfläche errichten, Segmüller ein Möbelhaus mit knapp 45 000 Quadratmetern. Gerade die Ansiedlung eines so großen Möbelmarktes habe man mit Blick auf die Ausgewogenheit in der Region prüfen müssen, erklärte Müller. Bedenken hatte der Nachbarschaftsverband letztlich aber nicht.
Derzeit werden im Columbus-Quartier die früheren Soldatenunterkünfte abgerissen. Konkrete Bautermine konnte die städtische Projektentwicklungsgesellschaft MWSP zuletzt noch nicht nennen. Vor Ende 2021 dürfte sich hier allerdings nichts tun. Denn so lange gehen die Mietverträge für drei ehemalige Soldatengebäude auf dem Gelände noch. Das hatte kürzlich ein MWSP-Vertreter im Konversionsausschuss des Gemeinderats berichtet. In diesen drei Gebäuden hat die Stadt Mannheim Flüchtlinge untergebracht, die sie betreut.
Info: Nutzungsplan unter www.bit.ly/3ci3XKK