Mannheim. Erleichterung und ein bisschen Melancholie vermischen sich: Nach zwei Jahren Pause wegen der Corona-Pandemie gibt es im Sommer endlich wieder einen „Seebühnenzauber“ im Luisenpark – aber er wird von Abschiedsstimmung geprägt. Letztmals ist Joachim Költzsch, der als Stadtpark-Geschäftsführer zum Jahresende in den Ruhestand geht, verantwortlich. Und 2023 legt der „Seebühnenzauber“ wegen der Bundesgartenschau dann schon wieder eine Pause ein.
In „eine neue Veranstaltungsära im Luisenpark aufbrechen“ wollte Joachim Költzsch 2006. Er strich das alte Konzept, einfach irgendwelche Tourneeproduktionen auf die Seebühne zu holen, bei denen die Besucherzahlen stetig sanken. Stattdessen engagierte er Peter Baltruschat, Chef vom Kulturnetz Mannheim/Rhein-Neckar sowie Impressario des Musikkabaretts „Schatzkistl“, und kreierte mit ihm die neue Veranstaltungsreihe „Seebühnenzauber“ für ausgewählte Samstagabende.
Baltruschat hat mit seinen guten Künstlerkontakten zahlreiche große Namen für Auftritte auf der Seebühne gewonnen – von Milva, Nina Hagen und Juliette Gréco über Dionne Warwick, Marla Glen, Roger Hodgson sowie Johnny Logan bis zum Flamenco-Starpaar Toni El Pelao und Uchi. Sehr oft waren die Abende ausverkauft, im Schnitt gab es eine Auslastung von 85 Prozent – was stets stark vom Wetter abhing.
Programm und Tickets
- Samstag, 2. Juli, 20 Uhr: Poetischer Spaziergang mit Rafik Schami.
- Freitag, 5. August, 20 Uhr: Christian „Chako“ Habekost.
- Samstag, 6. August, 20 Uhr: A-Capella mit Naturally 7.
- Freitag, 12. August, 20 Uhr: Schauspieler Rufus Beck, musikalisch literarischer Abend „Sommernachstraum“ mit Jazz-Trio „Tango Transit“.
- Samstag, 13. August, 20 Uhr: The Very Best of the Bee Gees – Tribute Show.
- Freitag, 26. August, 20 Uhr: European Youth Orchestra Academy mit DJ und Soundkünstler Jimi Joel Eyrich, Absolvent der Popakademie.
- Samstag, 27. August, 20 Uhr: Poesie und Musik, Konstantin Wecker, Fany Kammerlander und Jo Barnikel.
- Eintrittskarten beim „MM“-Kartenshop in P 7 (Thalia), unter der Ticket-Hotline (06 21) 41 00 50, an den Kassen Haupteingang und Fernmeldeturm im Luisenpark sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen. Parkeintritt ist im Ticketpreis enthalten.
- Die Top-Ticket-Arrangements beinhalten überdachte Plätze inkl. Drei-Gänge-Menü und Getränke vor der Veranstaltung im Café Pflanzenschauhaus sowie Snacks und Getränke in der Pause.
- Bereits vor und während der Pandemie erworbene Tickets behalten ihre Gültigkeit. Für alle, die die neuen Termine nicht wahrnehmen können, ist eine Stornierung möglich.
2020 dann der tiefe Einschnitt – wegen Corona fielen zahlreiche Veranstaltungen aus, was auch den „Seebühnenzauber“ traf. 2021 ging es wieder nicht, denn volle Ränge waren erneut nicht denkbar. Als Ersatz gab es im ersten Corona-Sommer ein von Baltruschat und Capitol-Geschäftsführer Thorsten Riehle kreiertes Festival „Jetzt erst recht!“ mit regionalen Künstlern, aber die richtig großen Namen konnten nicht kommen, da wegen der Corona-Abstandsregeln nur 200 Zuschauer zugelassen waren. Ohne die volle Anzahl an Besuchern – knapp 1000 – auf der amphitheaterartigen Seebühne lassen sich die Abende angesichts der Gagen der Künstler nicht realisieren. Für 2021 gelang es Baltruschat dennoch, ein kleines, aber feines „Seebühnenzauber Spezial“-Programm auf die Beine zu stellen.
Zuschauerränge können wohl zu 100 Prozent ausgelastet werden
Man sei also „trotz Pandemie und massiver Einschränkung der Publikumskapazität“ nicht zwei Jahre untätig gewesen, hebt Baltruschat hervor. Dennoch ist er enorm erleichtert: „So, wie es im Moment aussieht, werden wir dieses Jahr endlich wieder die Zuschauerränge der Open Air-Bühne im Luisenpark zu 100 Prozent auslasten können“, freut er sich. Das sei nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen wünschenswert, sondern „so kann sich auch der gesamte Zauber entfalten“. Mit unzähligen Telefonaten und E-Mails hatten er und sein Team zunächst alle Künstler von 2020 auf 2021 und dann wiederum auf 2022 umgebucht. Diese mehrfache Verlegung, insbesondere der internationalen Künstler, sei „aus vielerlei Gründen eine Herausforderung“, erklärt er, die aber aufgrund der guten und langjährigen Kontakte zu Künstlern und Managements ohne größere Probleme gemeistert werden konnte. Der einzige Konzerttermin, der nicht verlegt werden konnte, ist der von Götz Alsmann, der für 2022 nicht zur Verfügung steht. Sonst entspreche der diesjährige „Seebühnenzauber“ der ursprünglich für 2020 geplanten Programme – bis auf zwei Termine, die dazugekommen sind.
Dabei handelt es sich einmal um eine Initiative des früheren Rosengarten-Chefs Michel Maugé. Sein Rotaryclub Mannheim Rhein-Neckar und der Verein Kultur@Home veranstalten seit 2019 eine in Europa einmalige Orchester-Akademie der European Youth Orchestra Academy zusammen mit der Städtischen Musikschule. Die 50 jungen Musiker, die zu den besten aus 27 Nationen zählen, erarbeiten mit dem international bekannten DJ und Soundkünstler Jimi Joel Eyrich, Absolvent der Popakademie, eine Version der siebten Sinfonie von Ludwig van Beethoven, außerdem die Europahymne, die Ouvertüre zur Oper „Günter von Schwarzburg“ von Ignaz Hofbauer und das Violinkonzert Nr. 5 in A-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Aufführung ist dann beim „Seebühnenzauber“.
Schließlich hat Baltruschat eine, wie er sagt, „ganz besondere Version vom Sommernachtstraum“ engagiert – als abendfüllende musikalische Stand up Comedy von und mit Rufus Beck: ein Einpersonen-Stück, wobei die Chorstellen von einer Oboe gespielt werden.
Ob alle Konzerte im Freien stattfinden können oder man wegen schlechtem Wetter in den Baumhain umziehen muss – Költzsch wird „die letzten Male als Gastgeber mitfiebern, ob das Wetter hält, um dann miterleben zu dürfen, wie die Gäste von den Darbietungen auf der Seebühne begeistert und verzaubert den Heimweg antreten“. Da spüre er schon „eine gehörige Portion Wehmut“, gibt er zu. Aber er freue sich, dass es zu seinem Abschied wieder ein „extrem vielversprechendes Programm“ gebe.
Noch vor dem Start der Veranstaltungsreihe seien einige Arbeiten an der Seebühne geplant oder gar bereits erledigt, etwa an Versorgungsleitungen sowie an WC-Anlagen. Der Austausch des Zeltdachs werde dann im Herbst nach Abschluss der Saison angegangen – rechtzeitig zur Bundesgartenschau.
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