Mannheim. Am Tag danach herrscht an der Unfallstelle noch eine bedrückende Stimmung. „Das muss es sein“, sagt eine Frau zu ihrem Mann und zeigt auf das Gebäude in Q 7. „Schlimm, einfach schlimm“, murmelt dieser und richtet seinen Blick nach oben, um an der Außenwand des Hauses etwas erkennen zu können. Gegen 13.45 Uhr am Samstagmittag brachen zwischen dem vierten und fünften Obergeschoss Teile der Fassade an dem Gebäude Q 7, 20 ab und stürzten in die Tiefe. Drei Passanten wurden verletzt, zwei von ihnen erlitten schwere Kopfverletzungen. Am Sonntagvormittag gab die Polizei bekannt, dass keine Lebensgefahr bestehe. Eine 19-jährige Frau sei bereits am Samstagabend aus der Klinik entlassen worden. Sie hatte sich eine Platzwunde, Prellungen sowie Schürfungen zugezogen.
Sämtlicher Schutt beseitigt
Bereits am Morgen nach dem Unfall ist die Fressgasse wieder für den Verkehr geöffnet. Die zerstörte Markise eines im Erdgeschoss gelegenen Restaurants ist nicht mehr zu sehen. Der Schutt, der tags zuvor auf der Straße und dem Gehweg lag, wurde bis auf den letzten Brocken beseitigt. „Noch am Samstagabend wurde ein Gerüst mit Vernetzung aufgestellt. Sollte sich noch etwas aus der Fassade lösen, wird es aufgefangen“, teilt die Polizei auf Anfrage dieser Redaktion mit. Der italienische Gastrobetrieb, dessen Markise nun nicht mehr existiert, hat am Sonntagnachmittag normal geöffnet. Vor allem junge Männer und Frauen stehen vor seiner Tür und warten, bis ihnen die bestellte Pizza gereicht wird. Der Mitarbeiter, der die gut duftenden Kartons ins Freie reicht, war während des Unglücks am Samstag auch im Laden. Zuerst hätte er gar nicht realisiert, was geschehen sei, sagt er.
Nach Angaben der Polizei lösten sich die Fassadenteile aufgrund des starken Windes aus der Wand. Daraufhin wurde die Fressgasse bis weit in die Abendstunden für den Verkehr gesperrt. Der Rettungsdienst war mit 20 Sanitätern der Johanniter und drei Notärzten des DRK vor Ort, die Mannheimer Berufsfeuerwehr mit 30 Kräften sowie Mitgliedern Freiwilliger Feuerwehren. Die Kriminaltechnik der Kriminalpolizei Heidelberg sicherte Spuren und das Technische Hilfswerk Ladenburg stellte einen Bausachverständigen, der in einer ersten Besichtigung die Wand nach weiteren Gefahren untersuchte. Die verbliebenen Fassadenteile zwischen viertem und fünften Stock wurden sicherheitshalber abmontiert „Die Ermittlungen dauern an. Die Schadenshöhe ist bislang unbekannt“, so die Polizei am Sonntagnachmittag.
Sonnenstrahlen ursächlich?
„Die Theorie mit dem Wind glaube ich nicht“, sagt ein Mann, der mit dem Fahrrad durch die Quadrate radelt und vor Q 7 einen Stopp eingelegt hat. Da es in den letzten Tagen sehr kalt gewesen sei, hätten sich die Platten zusammengezogen und wären gefroren. „Am Samstag war es milder und die oberen Stockwerke lagen in der Sonne - von dort sind die Teile abgebrochen“, erklärt der Mann, der als Physiker an der Uni arbeitet. Durch die Wärme hätten sich die Platten gedehnt und von der Wand gelöst. „Heute ist das Wetter ähnlich. Wieder erreichen die Sonnenstrahlen nur den höchsten Teil des Hauses“, sagt er.