Mannheim. Zwei Ärzte, die es mit viel Herzblut und Kompetenz verstehen, ihre jungen Zuhörer zu fesseln, Mädchen und Jungs, die den Experten mit jeder Menge Fragen auf den Zahn fühlen und sich manchmal sogar ihrem Traumberuf ein kleines Stückchen näher fühlen: Rund 150 wissenschaftsbegeisterte Kinder konnten jetzt bei der Kinder-Uni Medizin mit dem „Mannheimer Morgen“ als Kooperationspartner nicht nur zwei spannende Vorlesungen besuchen. Vielmehr erlebten sie im großen Hörsaal der Universitätsmedizin Mannheim (UMM), wie es sich als Student anfühlt, wenn zwei Experten Einblicke in ihr Fachgebiet ermöglichen.
Unter dem Motto „Kleine Krabbler ganz groß – was in unserem Inneren so los ist“ und „Orthopädie für Entdecker – was unser Körper uns erzählt“ stehen in diesem Jahr eine Reise in den „Bauch-Dschungel“ und Skelettmann Arthur im Mittelpunkt des Kinder-Uni-Tages. Die Einnahmen aus dem Ticketverkauf gehen in voller Höhe an die „MM“-Aktion „Wir wollen helfen“.
Bakterien sehen aus wie „die bunten Streusel auf Mamas Plätzchen“
„Wer von euch war schon mal in unserem Haus?“ Noch bevor Rüdiger Adam, Sektionsleiter der pädiatrischen Gastroenterologie seine Exkursion in das Innere des menschlichen Körpers startet, will er wissen, ob die kleinen Nachwuchsmediziner bereits Erfahrungen als Patienten der UMM gesammelt haben. Etliche Finger schnellen im Auditorium in die Höhe. „Ja, ich wurde hier geboren“, verrät die neunjährige Tabea. Während der Junge neben ihr berichtet, dass die UMM-Mediziner sein Herz repariert haben als er klein war, erzählt der elfjährige Lars, dass sein Vater im Labor der Krebsforschungsabteilung arbeitet.
Doch trotz einiger Klinik-Nähe sind fast alle Kinder erstaunt, als der Medizinprofessor von Billionen winzigen Wesen erzählt, die unseren Bauch bevölkern. „Es sind Bakterien. Und viele von euch denken jetzt bestimmt, dass die doch total eklig sind.“ Anhand von riesigen Leinwandprojektionen, extrem vergrößerten Mikroskop-Ansichten, Grafiken und Fotos zeigt der Kinder-Gastroenterologe, dass einige der Winzlinge Korallenriffen oder wuscheligen Haarbüscheln gleichen. „Wie die bunten Streusel auf Mamas Weihnachtsplätzchen“, findet Grundschülerin Sina aus Neuostheim.
Und tatsächlich: Selbst, wenn Darmbakterien unter dem Mikroskop nicht alle wirklich lecker aussehen, so sind doch viele von ihnen nicht etwa „die üblen Jungs“, sondern sogar „die Guten, unsere Freunde“, wie Rüdiger Adam versichert. „Manche machen auch gesund“, weiß eine zehnjährige Zuhörerin. Die hilfreichen Minis gilt es mit Probiotika zu pflegen: „Am besten mit gutem Essen, Buttermilch, Kefir oder Naturjoghurt.“
„MM“-Maskottchen Fred Fuchs verteilt Diplome an die Nachwuchsstudierenden
Das Bild mit dem Bauch-Dschungel und die riesigen Leinwände haben die elfjährige Mila beeindruckt: „Voll cool, ich dachte nicht, dass die so groß sind, eher wie eine Schultafel.“ Ob die echten Studenten die gleichen Projektionen zu sehen bekommen? „Natürlich“, versichert der Arzt: „Das sind genau dieselben Vorlagen, wie ihr sie heute bestaunt.“ Und natürlich haben „MM“-Maskottchen Fred Fuchs und seine netten Assistentinnen alias Auszubildende aus dem UMM-Labor Medizin-Diplome der Kinder-Uni parat, für jedes Kind mit seinem Namen und einem Herzchen versehen. Strahlend hält Tabea ihre Urkunde in die Höhe: „Das ist eine super schöne Erinnerung. Die hänge ich in meinem Zimmer auf.“
Nachdem sich die Nachwuchsstudierenden bei von der Bäckerei Grimminger und der Odenwald Quelle gesponserten Snacks erfrischen, hat die Chefin der Kinder- und Neuroorthopädie, Katharina Gather, das Wort. Ihr zur Seite steht Skelettmann Arthur, der sie seit 20 Jahren begleite, erzählt die promovierte Fachärztin. „Hattet ihr schon mal einen Bruch? Und welcher Knochen war es?“ Vom Schlüsselbein bis zum Fußgelenk werden die Knochen von Arthur mit beschrifteten Schildchen behängt. „Meine Oma wurde an der Hüfte operiert“, erzählt Mila, während Katharina Gather das passende Stichwort an Arthur befestigt.
Ob O- oder X-Beine, ein zu kurze oder eine verkrümmte Extremität: Die Fachfrau zeigt den Nachwuchsstudierenden, wie Orthopäden Fehlbildungen korrigieren können. Aber auch, wie das Wunderwerk Körper vieles ganz von allein reparieren kann: „Und warum Ruhe manchmal die beste Medizin ist.“ Klar, dass es auch echte Röntgenbilder zu bestaunen gibt: „Natürlich kindgerecht kommentiert“, räumt die Wissenschaftlerin nach ihrer Vorlesung ein. Denn die richtige Dosis ist nicht nur von Relevanz, wenn sie Medikamente verabreicht: „Bei der Kinder-Uni muss man das Fachwissen fein dosieren, damit man die Kinder nicht über- aber auch nicht unterfordert.“
Traumberuf Ärztin – da schreckt auch ein Numerus Clausus von 1,0 nicht ab
„Das war wieder ultraspannend“, findet Carlotta. Die 14-Jährige begleitet ihre kleine Schwester nicht zum ersten Mal zur Kinder-Uni. Klar, als Tochter einer Ärztin von der UMM-Neurointensivstation und einem Papa, der in der Verwaltung der Klinik tätig ist, kann der Bach-Gymnasiastin das Fach Medizin nicht ganz fremd sein. Ob sie auch eines Tages Ärztin werden will? Die Antwort kommt prompt: „Ganz genau“, bestätigt die Schülerin, die ein Numerus Clausus von 1,0 nicht abschrecken kann. „Das schaffe ich“, versichert sie selbstbewusst und zielstrebig. „Es ist eben mein Traumberuf.“ Menschen helfen, Leiden lindern, Leben retten: „Ich will einfach etwas Bedeutsames und Sinnvolles machen.“
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