Die Corona-Pandemie wird auch in Afrika Opfer fordern. Viele Menschen werden jedoch nicht an Covid-19 sterben, sondern an Malaria, Masern oder Tuberkulose.
„Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass die Anzahl der Malaria-Erkrankungen sowie anderer Tropenkrankheiten deutlich ansteigen wird, vor allem in Sub-Sahara-Afrika“, warnt Professor Jürgen May (kleines Bild) in einer neuen Podcast-Folge von „Leben in Zeiten von Corona“. May leitet die Abteilung Infektionsepidemiologie am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Das Institut in Hamburg ist Deutschlands größter Einrichtung für die Erforschung tropentypischer Erkrankungen und neu auftretender Infektionskrankheiten. Sorge bereiten dem Mediziner, der in Heidelberg studiert hat, die seltenen Tropenerkrankungen, die schon vor der Pandemie kaum Beachtung fanden. Dazu zählen Wurmerkrankungen ebenso wie Krätze, Lepra oder Vergiftungen durch Schlangenbisse. „Die WHO sieht den Kampf gegen viele Tropenerkrankungen um ein bis zwei Jahre zurückgeworfen“, sagt May. 1,7 Milliarden Menschen sind weltweit von sogenannten vernachlässigten Tropenkrankheiten, betroffen.
Sie führten nach Aussage von May zu Behinderung, Diskriminierung, Bildungsproblemen, Arbeitslosigkeit und sind ein großer Faktor im Teufelskreis zwischen Krankheit und Armut. Die WHO hat eine Liste von 20 dieser Erkrankungen erstellt und sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 zwei dieser Erkrankungen vollständig auszurotten. Die Anzahl der Menschen, die wegen einer dieser seltenen Tropenkrankheiten behandelt werden müssen, soll außerdem um neunzig Prozent sinken.
May betont, dass eine erfolgreiche Eindämmung in den armen Weltgegenden auch für die westliche Welt von großer Bedeutung sei. „Globale Gesundheit ist ein Thema, das auch uns bewegen muss. Nicht nur aus humanitären Gründen, sondern aus Selbstschutzgründen. Die Corona-Pandemie hat ja gezeigt, wie schnell sich Erkrankungen verbreiten können.“ Verhindern lassen sich Pandemien laut May jedoch kaum. „Eins ist sicher: Die nächste Pandemie kommt bestimmt, leider wissen wir wieder nicht, wann das dann sein wird.“