Bildung

Mannheims Kinder-Uni macht das Unsichtbare wieder sichtbar

Etwa 180 Mädchen und Jungen nehmen an der Kinder-Uni in den Reiss-Engelhorn-Museen teil. Zusammen mit dem LKA kommen sie dabei einem Einbrecher auf die Spur

Von 
Tanja Capuana-Parisi
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Auf Spurensuche: 180 Mädchen und Jungen haben bei der Kinder-Uni erfahren, wie die Polizei einem Einbrecher auf die Schliche kommt und welche Spuren am Tatort zu finden sind. © Tanja Capuana-Parisi

Der Anna-Reiß-Saal im Museum Weltkulturen hat sich am Samstag in einen Hörsaal verwandelt. Gespannt blicken die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer auf die große Leinwand. Bei der zweiten Kinder-Uni der Reiß-Engelhorn-Museen (rem) haben sich rund 180 Mädchen und Jungen etwa zweieinhalb Stunden lang mit Themen rund um die Reise ins Unsichtbare beschäftigt. Drei Vorträge und eine kurzweilige Show mit Experimenten stehen auf dem Programm und zeigen, wie interessant Wissenschaft sein kann.

Die Veranstaltung stellen die rem in Kooperation mit dem „MM“ auf die Beine. Eigentlich habe man die Teilnehmerzahl auf 120 begrenzen wollen, erklärt rem-Generaldirektor Wilfried Rosendahl. „Jetzt sind es zwischen 170 und 180 Kinder.“ Für jeden Teilnehmer spendet das Museum zwei Euro für die „MM“-Aktion „Wir wollen helfen“. „Es wird nächstes Jahr im Herbst wieder eine Kinder-Uni geben. Auch dann soll das Programm passend zur jeweiligen Ausstellung konzipiert werden“, sagt Rosendahl. Das Ziel sei nicht zuletzt auch, die Kinder auf den Geschmack der aktuellen Ausstellung „Unsichtbare Welten“ zu bringen.

In seinem Vortrag hat der Paläontologe die Kinder weit in die Vergangenheit mitgenommen, und zwar in die Welt der Dinosaurier. Die Kinder erfahren, wie aus Knochenfunden Abbilder der ausgestorbenen Tiere entstanden sind. Gleichzeitig lernen die Kinder, dass man Bilder, die man früher etwa vom T-Rex hatte, aufgrund von neuen Erkenntnissen in der Forschung, korrigieren muss. „Man geht heute davon aus, dass er Federn hatte“, verrät Rosendahl den Kindern.

Hemmschwelle abbauen

Zudem erfahren die kleinen Studierenden, woher man weiß, wie andere ausgestorbene Tiere ausgesehen haben könnten. Gaelle Rosendahl, die die Ausstellung kuratiert hat, hält einen Vortrag zum Thema „Ich und die Unsichtbaren Welten – entdecken und staunen“. Die Archäologin weist daraufhin, dass die Wahrnehmung des menschlichen Auges Grenzen hat, was bedeute, dass viele Dinge auf den ersten Blick nicht gesehen werden. „Es ist wichtig, die Hemmschwelle herunterzusetzen, um Wissen zugänglich zu machen“, sagt sie. „Je früher man damit anfängt, desto nachhaltiger ist es.“ Sie wolle zeigen, dass dies nicht langweilig, sondern spannend ist.

Auch das „MM“-Maskottchen Fred Fuchs ist mit von der Partie. Toll finden ihn Valentin, sein jüngerer Bruder Constantin und dessen Klassenkamerad Alexander. „Er ist knuffig“, sagt der zehnjährige Valentin. Constantin nickt. „Fred Fuchs ist flauschig.“

Nun freut sich Valentin auf den Vortrag der Polizei. Denn Unsichtbares wieder sichtbar machen, damit beschäftigen sich die Mitarbeiter des Landeskriminalamts (LKA). Stefan Knapp, Leiter der Tatortgruppe im LKA, lädt die Mädchen und Jungen ein, gemeinsam einen Kriminalfall zu lösen: Sie schauen zu, wie einer der Polizisten in die Rolle eines Einbrechers schlüpft, ein Fenster öffnet und schließlich flüchtet. Ans Werk gehen die Beamten nicht allein. „Jeder Polizist hat einen Assistenten“, erklärt Knapp, bevor er die Kinder fragt, wer assistieren möchte. Zahlreiche Hände schnellen in die Höhe, doch Knapp kann nur zwei Helfer engagieren. Wenige Augenblicke später schlüpfen Philippa und Robert in weiße Schutzanzüge samt Masken: Ausgerüstet wie ein Profi gehen die beiden ans Werk.

Viele Spuren am Tatort

Knapp bezieht alle Kinder in seinen Vortrag mit ein, stellt Fragen, die sie beantworten. Gemeinsam wollen sie dem Einbrecher auf die Fährte kommen. Drei Fragen müsse sich jeder Ermittler stellen. „Wie kam der Täter zum Tatort?“, „was hat er am Tatort gemacht?“ und „wie kam er vom Tatort weg?“ In der Regel hinterlasse jeder Spuren: Fingerspuren, Aufbruchspuren, Schuhabdrücke, Fasern von der Kleidung und Haare – oder Haut. „Der Mensch verliert in der Minute 40 000 Hautschüppchen“, erklärt Knapp. Diese können untersucht werden, da sie DNA enthalten und so zum Täter führen können.

Mit dem forensischen Licht machen die Ermittler unter anderem die Abdrücke vom Schuh des Einbrechers sichtbar. Philippa ist beeindruckt. „Das ist mein Traumberuf“, sagt die Elfjährige aus Eppelheim. Auch der neunjährige Robert hat Spaß gehabt. „Ich möchte später beruflich aber lieber in Richtung Wissenschaft“, erklärt der Wormser.

Frida hat zum ersten Mal an der Kinder-Uni teilgenommen. Die spielerische Herangehensweise, mit denen die Themen behandelt wurden, sind bei ihr gut angekommen. „Ich fand es echt cool, man hat dabei was gelernt.“ Interessant fand das Mädchen nicht zuletzt auch die Show von Carolyn von Korff und Daniel Reinemuth vom X-perimente-Team. Dabei gaben die Referenten den Kindern unter anderem einen theoretischen und praktischen Einblick in Röntgenstrahlung.

Bevor es wieder nach Hause geht, erhalten die Kinder eine Urkunde. Felix war von Wilfried Rosendahls Vortrag begeistert. „Ich bin ein großer Dino-Fan“, sagt der Zehnjährige. Michael und Elias mochten den Polizei-Vortrag. Die neunjährige Pamina teilt diese Meinung. Der Mannheimerin hat es so gut gefallen, dass sie beim nächsten Mal wieder dabei sein will. Navid und seine Schwester Dana sind ebenfalls begeistert. Der Elfjährige will noch mehr sehen. „Ich möchte auf jeden Fall die Ausstellung besuchen.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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