Mannheim. Die seit gut zwei Jahrzehnten am Beginn der Augustaanlage als Teil der Skulpturenmeile neun Meter gen Himmel ragende Stahl-Holz-Monumentalplastik dürfte in Mannheim so ziemlich jeder und jede kennen. Ihr Schöpfer Andreas Mader hat auch an jenem eindrucksvollen Mahnmal mitgewirkt, das in Frankfurt auf dem Gelände der Europäischen Zentralbank (EZB), einst Standort der Großmarkthalle, an die dortige Deportation von mehr als 10 000 Juden erinnert.
Als unlängst EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Gedenktafel enthüllte, war auch der Stahlbautechniker, Schmiedemeister und Kreativschaffende aus Mannheim eingeladen. Aus gutem Grund: In der Werkstatthalle, die Mader in Friedrichsfeld betreibt, ist in Kooperation mit dem Architekturbüro „KatzKaiser“ die Textgravur der riesigen Glasscheibe am Eingang der Erinnerungsstätte entstanden. Der Tagebucheintrag des deportierten Alfons Paqet von 1941 schildert die „trostlose Wanderung“ von Menschen, die in kleinen Gruppen mit Bündeln, Rucksäcken und Koffern „an neugierigen Lungernden vorbei“ zur Großmarkthalle gebracht wurden.
Spezielle Technik entwickelt
Dass der Mannheimer Spezialist für Stahl beauftragt wurde, kam nicht von ungefähr: Mader gehört zu den Pionieren innovativer Glas-Lasertechnik für Gravur von innen und hat dafür schon vor Jahren eine besondere Maschine entwickelt. Der Kniff: Mittels Mikroexplosionen bei einer Temperatur von rund 20 000 Grad Celsius entstehen im Glas superfeine Risse, die bei Lichteinfall als glitzernde Punkte erscheinen und sich in der optischen Wahrnehmung als Schrift (oder auch Ornament) zusammenfügen.
Beim diesjährigen Gedenktag des Frankfurter Mahnmals, traditionsgemäß am Tag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, wurde eine Tafel enthüllt, deren Inschrift an die zehn Todestransporte mit mehr als 10 000 jüdischen Menschen erinnert. Gleich der Glaswand ist auch die Tafel in der Mader-Werkhalle hergestellt worden.