„Jetzt brauchen wir nur noch Bio-Zitronen und Trauben.“ Handballer Steffen Fäth steht im Mannheimer Rewe im Quadrat S 6. Doch der Rhein-Neckar Löwen-Spieler ist nicht etwa für seinen Privateinkauf hier, der Grund ist eine ganz besondere Aktion. Die Mannschaft der Rhein-Neckar Löwen geht ab sofort einmal wöchentlich für die Bewohner des Pauline-Maier-Hauses einkaufen. Denn in der Corona-Zeit tun die Residenten des Altenpflegeheims das zum eigenen Schutz nicht.
Zum Pauline-Maier-Haus und zur Aktion „Gemeinsam sind wir stark“
- 108 pflegebedürftige Menschen leben in dem Gebäude am Neckarufer in der Mannheimer Oststadt.
- Neben der stationären Pflege beherbergt das Pauline-Maier-Haus auch eine Tagespflege-Einrichtung mit 20 Plätzen. Die Tagespflegegäste des Hauses werden hier von montags bis freitags von 8 bis 16.30 Uhr betreut.
- Bei der Aktion „Gemeinsam sind wir stark“ kommen normalerweise geflüchtete Menschen, Schüler aus dem Lessing-Gymnasium und Senioren aus dem Pauline-Maier-Haus persönlich zusammen. Sie wird teilweise vom Flüchtlingsfonds der Stadt Mannheim gefördert.
- Während der Corona-Krise ging man beim Projekt zu anderen Bausteinen über: Zur hier beschriebenen Einkaufsaktion – aber auch zu einer Idee, bei der Geflüchtete Bilder malen und Briefe schreiben – und diese dann den Senioren zukommen lassen. see
Kurz zuvor, beim Pressetermin mit Abstand und Mundschutz. Zum Start der Aktion steht Einrichtungsleiterin Radegunde Mösle vor dem Heim und sagt: „Ja, Einkaufen ist hier ein großes Thema in dieser harten Zeit.“ Aktuell machten die Mitarbeiter das, erzählt sie. Dass es nun Unterstützung durch die Löwen gibt – das findet Mösle „einfach klasse“. Und vor allem die Bewohner würden sich über die Idee unglaublich freuen, sagt Mösle.
Spieler routieren in „Teams“
Auch der in Bensheim geborene Löwe Jannik Kohlbacher ist am Dienstag beim Einkaufstermin vor Ort. Er geht mit dem Bewohner-Einkaufszettel zum Metzger. „In Zeiten der Corona-Krise muss jeder zusammenhalten“, sagt er. „Wir, die für unseren Teil keinen Handball mehr spielen können zur Zeit, müssen anderen unter die Arme greifen“, fügt er hinzu. Er findet, dass die Kooperation eine „sehr gute Aktion“ und eine gute Möglichkeit sei, den Bewohnern zu helfen, den Einkauf zu bewältigen.
Die Spieler wechseln sich wöchentlich ab, jedes Mal ist ein anderes „Team“ an der Reihe. Am Dienstag helfen zudem auch Mitarbeiter der Rhein-Neckar Löwen-Geschäftsstelle mit. Alles funktioniert selbstverständlich kontaktlos, Einkaufszettel und Geld gibt’s im Kuvert mit zur Shopping-Tour. Mösle berichtet, dass der Bedarf der Waren der Bewohner von Woche zu Woche abgefragt wird – so dass dann die Rhein-Neckar Löwen entscheiden können, mit wie vielen Sportlern sie anrücken.
Kleinste diktieren Grußbotschaft
Die Einkäufe kommen in ganz besondere Stofftaschen. Die Kinder vom evangelischen Kindergarten Zwickauer Weg haben sie gestaltet: Mit einem aufgedruckten Löwen in Blau-Gelb. Da die Kleinen die Senioren nicht sehen können, haben sie der Kindergärtnerin einen einfühlsamen Brief diktiert, erzählt Cigdem Erdis vom Diakonischen Werk Mannheim. Im Brief geht es darum, warum sie helfen wollen – sie schildern Verständnis für die schwierige Situation der Bewohner. Dabei beschreiben die Kids auch, wie sie sich selbst in dieser Corona-Zeit fühlen. Heimmitarbeiterin Andrea Schreier sagt: „Mir kamen fast die Tränen als ich das gelesen hab‘.“ Der Brief wurde jetzt überall im Heim ausgehängt, so dass die Bewohner die Botschaft der Kids empfangen können.
Das Projekt „Gemeinsam sind wir stark“ geht mit der Einkaufsaktion der Löwen in die dritte Runde. Es wird teilweise vom Flüchtlingsfonds der Stadt Mannheim gefördert. Normalerweise bringt das Projekt Schüler des Mannheimer Lessing-Gymnasiums, Geflüchtete und Senioren zusammen. Da persönliche Treffen aktuell nicht möglich sind, hat man sich andere Bausteine überlegt.
Kreative Bausteine
Ein weiterer ist neben dem Einkaufen, dass geflüchtete Menschen für die Senioren Briefe schreiben und Bilder malen. Da gibt es mittlerweile schon einige Antworten der Heimbewohner darauf – und ein reger Austausch ist so entstanden. Was das erneut ganz deutlich zeigt: Nähe trotz härtester Corona-Distanz, ja das ist möglich – auch hier – wieder einmal.