Kommunalwahl

Kommunalwahl: Warum das Auszählen in Mannheim so lange dauert

Beim Auszählen der Kommunalwahl in Mannheim liegen am Montagabend erst Zwischenstände aus zwölf von 220 Wahllokalen vor. Welche Schlüsse man aus der SWR-Prognose und dem Europawahl-Ergebnis ziehen kann - und welche nicht

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Steffen Mack/timo Schmidhuber
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Daniel Kosonic und Aukse Turanaviciute gehören zu den Mitarbeitern der Stadtverwaltung, die seit Montag mit der Auszählung der Kommunalwahl-Stimmzettel beschäftigt sind. © Michael Ruffler

Mannheim. Ein Ergebnis der Mannheimer Kommunalwahl immerhin steht schon fest: Es dauert alles noch länger als erwartet. Dass es diesmal am Sonntagabend anders als bisher nicht zumindest einen Zwischenstand aus unveränderten Stimmzetteln geben würde, war schon vor einigen Monaten klar. Aber auch am Montag ließen Zahlen aus den einzelnen Wahllokalen lange auf sich warten. Zur Begründung verwies Stadtsprecherin Christina Grasnick gegen 14 Uhr auf ein sehr komplexes Verfahren, bei dem jede einzelne der wohl rund fünf Millionen Stimmen - so viele waren es jedenfalls 2019 - händisch ausgezählt werden müsse. Zudem seien vor Beginn der Auszählung am Morgen zunächst auch noch organisatorische Dinge zu klären gewesen.

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Nach 16 Uhr trudeln die ersten Zahlen nach und nach ein. Aber erstmal nur aus zwölf von 220 Wahllokalen, laut Grasnick auch vorwiegend kleineren. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind noch keine möglich. Daher an dieser Stelle nur so viel: Die Grünen führen vor CDU und SPD, aber das kann sich mit den fehlenden 208 von 220 Wahllokalen selbstverständlich schnell ändern.

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Um 17 Uhr stellt die Stadt dann das Auszählen ein. Weitergehen soll es am Dienstag ab 8 Uhr, die Zwischenstände werden jeweils online unter mannheim.de/wahlen veröffentlicht (ständig aktualisiert sind sie auch unter mannheimer-morgen.de zu finden). Ob mit einem vorläufigen Endergebnis schon am Dienstagnachmittag oder eher am Mittwoch zu rechnen sei, lasse sich noch nicht abschätzen, sagt Grasnick.

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Am Wahlabend hatte es bereits große Verwirrung um eine falsche Kommunalwahl-Prognose des SWR gegeben, die für einige Minuten am Sonntag in Umlauf war. Ein technischer Fehler beim Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap sei der Grund gewesen, sagte der Sender am Montag auf „MM“-Anfrage.

Infratest dimap entschuldigt sich für falsche Prognose am Sonntag

Demnach wurde aufgrund eines Fehlers in der Datenverarbeitung die falsche Prognose in den Systemen von Infratest dimap ausgeliefert. Dies sei anschließend von der Qualitätssicherung identifiziert worden. Die Prognose wurde nach Angaben des Instituts umgehend überarbeitet und eine knappe Viertelstunde später eine aktualisierte Version zur Verfügung gestellt. Infratest dimap entschuldigt sich demnach „in aller Form für die daraus entstandenen Unannehmlichkeiten“.

Die falschen Zahlen waren nach Angaben des SWR kurze Zeit online und wurden auch in einer Hörfunksendung genannt. Im Laufband der aktuellen Wahlsendung im SWR-Fernsehen waren sie ebenfalls eingeblendet - diese Sendung lief auch bei der Wahlveranstaltung im Mannheimer Stadthaus. Die Zahlen sorgten dort kurze Zeit für Unruhe - unter anderem, weil die Grünen bei 27,5 Prozent lagen, die CDU aber bei lediglich 17 und die AfD bei neun. In der korrigierten Prognose kamen CDU und Grüne dann jeweils auf 21 und die AfD auf 14 Prozent.

Auch diese Prognose dürfte allerdings mit Vorsicht zu genießen sein. Denn sie beruht allein auf Befragungen vor Mannheimer Wahllokalen am Sonntag. Briefwähler wurden somit erst gar nicht erfasst. Und anders als bei Bundes-, Landtags- oder Europawahlen gab es hier auch keine vorherigen Umfragen, die in die Berechnungen von Infratest dimap - etwa, was Trends angeht - hätten miteinfließen können.

Auch Rückschlüsse aus Europawahl nur bedingt möglich

Zwar mehr als eine Stunde später als erwartet, aber immerhin schon seit Sonntagabend steht das Ergebnis der Europawahl fest. Rückschlüsse auf den Ausgang der Kommunalwahl sind aber nur bedingt möglich. Nicht wenige Menschen unterscheiden in ihrem Stimmverhalten schon danach, wie ihnen Parteien auf Bundesebene und in der Lokalpolitik gefallen. Vor fünf Jahren 2019 profitierte davon besonders die Mannheimer SPD, die mit rund drei Prozentpunkten mehr in den Gemeinderat als ins EU-Parlament einzog. Auch die Linke schnitt besser ab. CDU, Grüne und AfD verschlechterten sich dagegen. Das heißt indes keineswegs, dass es diesmal wieder so sein muss.

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Egal, ob man eher der Prognose oder eher dem Europawahl-Ergebnis als Basis traut: Die Mehrheitsfindung dürfte sehr kompliziert werden. Weder das bürgerliche noch das linke Lager haben ausreichend Stimmen in Aussicht. Das liegt vor allem an den voraussichtlichen Zugewinnen der AfD. Von der abgesehen, sieht Infratest dimap Rot-Grün-Rot mit 47 zu 45 Prozent knapp vor CDU, Mannheimer Liste und FDP. Bei der Europawahl lässt sich das zwar so nicht sagen, weil da die Mannheimer Liste nicht antrat. Mit ihr könnten aber die Bürgerlich-Konservativen vorn sein. Eine Rolle könnte am Ende auch spielen, welche kleineren Parteien alle einen Sitz erhalten. Dafür reichten bei der Kommunalwahl 2019 schon 1,1 Prozent.

Weil so vieles offen ist, gibt es bisher auch kaum Reaktionen auf den Wahlausgang. Vernehmbar zu Wort meldete sich nur Manfred Schnabel, Präsident der Industrie- und Handelskammer. Er bezeichnete die höhere Wahlbeteiligung als sehr erfreulich. „Das ist ein ermutigendes Zeichen in einer Zeit, in der unsere demokratisch verfassten Gesellschaften unter Druck stehen“, wird Schnabel in einer Mitteilung zitiert.

Allerdings steht in Mannheim, das sei der Vollständigkeit halber noch erwähnt, bislang auch lediglich die Beteiligung bei der Europawahl fest. Das waren 60,5 Prozent. Bei der Kommunalwahl ist der letzte Stand unverändert 50,2 Prozent. Er stammt von Sonntag, 17.30 Uhr.

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