Restaurants - Besitzer rüsten ihre Läden um – ab Montag darf dort wieder gegessen werden / Viele Anforderungen

Gastronomen heiß auf Öffnung

Von 
Dieter Leder
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Weinstuben-Chef Theo Klein (l.) und sein Buffetier Halil Isik. © Dieter Leder

„Die Gäste sind heiß drauf, rauszugehen“, sagt Christian Karch, der Chef des Da Vino am Friedrichsring. „Und auch wir sind heiß.“ Ab Montag dürfen die Restaurants wieder öffnen, nicht nur als Lieferservice, sondern mit Tischen im Gastraum, an denen Kunden Platz nehmen können. „Das ist unsere Kernkompetenz, das wieder unter Beweis zu stellen, ist so schön!“ Und die Vorfreude seiner Gäste auf Montag untermauert Karch noch mit einem Blick in sein Reservierungsbuch: „Am Montag sind wir schon voll, alles reserviert.“

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Seit die Landesregierung vergangene Woche die Öffnung der Restaurants ab dem 18. Mai beschlossen hatte, ist Karch wie elektrisiert. Und voll mit der Planung beschäftigt, denn es gilt, die vielen Bestimmungen und Vorgaben umzusetzen – und das ist nicht so einfach. „Ich hoffe, ich habe alles richtig gemacht“, sagt der Restaurantchef, der eigentlich Architekt ist: „Das hilft mir bei der Planung.“ Am Donnerstagmittag sieht sein lauschiger Biergarten schon so aus, als würde er sofort aufmachen wollen. Die Tische sind gedeckt und neu positioniert mit dem in der Corona-Verordnung vorgeschriebenen Mindestabstand von 1,50 Meter. „Damit verlieren wir zwar einiges an Platz, aber 50 Prozent Umsatz ist immer noch besser als nur zehn Prozent bei Mitnahme.“ Auch Desinfektionsmittel stehen bereit, Handschuhe für die Mitarbeiter, eine Plexiglasscheibe an der Kasse, abwaschbare Speisekarten und Tischsets ebenso wie die Listen für die Erfassung der Kontaktdaten der Gäste. „Zusammen mit 150 Kugelschreibern“, sagt Karch.

Er hat diese Woche auch viele Gespräche geführt, mit Behörden, Ministerien, der Stadt, denn vieles ist nicht so einfach umzusetzen: Speisen und Getränke sollen dem Gast auf einem Servierwagen gereicht werden, aber bis „der Wagen bei mir über alle Bodenschwellen drüber ist, ist das Bierglas schon umgefallen“.

Ohne Zeitbegrenzung

Dass es keine Einschränkung der Betriebszeiten gibt, freut den Restaurantchef natürlich: „Früher kamen nach 22 Uhr immer die Theaterbesucher nach der Vorstellung von gegenüber, ab Montag kommen dann nach 22 Uhr wohl die Pfälzer.“ In Rheinland-Pfalz müssen die Restaurants nämlich um 22 Uhr schließen. Karch rechnet damit, dass viele dann über den Rhein kommen und in Mannheim noch den lauen Sommerabend weiter genießen wollen.

Auch Lutz Pauels ist gespannt auf den Montag: „Es wird noch viele Diskussionen geben“, sagt der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Mannheim City, denn die allgemeinen Formulierungen „sind vom Land nicht gut gemacht“. Die gesamte Woche schon sind er und die Werbegemeinschaft mit Klärungsgesprächen beschäftigt, zwischen Lockerung und Lockdown muss Pauels vermitteln. „Es ist eine dringende Empfehlung, dass Gäste auf dem Weg von und zu ihrem Tisch im Restaurant Masken aufsetzen.“ Er ist positiv, dass es funktioniert, „bei der Öffnung des Handels hat es ja auch funktioniert.“

Doch nicht überall herrscht Freude über die Wiedereröffnung, denn die betrifft nur Speisewirtschaften mit entsprechender Konzession. „Wir sind wohl die Letzten, die wieder aufmachen dürfen“, sagt Dolores, die szenebekannte Bedienung aus dem Café Klatsch: „Wir müssen geschlossen bleiben.“

Weinstube hat Probleme

Auch bei Theo Klein von der Pfälzer Weinstube im Luisenpark ist die Vorfreude auf Montag getrübt: „Die Leute wollen wieder draußen sitzen, wieder draußen essen und trinken.“ Zwar darf er ab Montag das Restaurant wieder aufmachen, aber der Luisenpark drum herum lässt nur Besucher mit einer Jahreskarte in den Park. Also: „4500 Besucher dürfen maximal in den Park“, wie er erklärt: „Meist ist der Park leer, keine 1000 Besucher sind gleichzeitig im Park, viele davon Mütter mit Kindern auf den Spielplätzen.“ Deswegen fordert er, den Luisenpark wieder für alle zu öffnen – ohne Besucher im Park bleibt seine Weinstube nämlich leer. „Dabei hatten wir schon vor dem Lockdown die Mindestabstandsregeln eingeführt.“ Dass er ab Montag die Kontaktdaten seiner Gäste erfassen muss, hält er zwar für richtig, aber auch für umständlich: „Wer hier nur eine Rieslingschorle trinken will, muss erst ein Formular ausfüllen.“ Seine letzte Saison als Chef der Weinstube hat sich Theo Klein eigentlich etwas anders vorgestellt.

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