Landestreffen - Jugendliche aus ganz Baden-Württemberg tauschen sich in Mannheim aus / Drei Tage Programm

Für Mädchen ist der Tierschutz eine Herzenssache

Von 
Ismail Kul
Lesedauer: 
Gut 90 Prozent der Teilnehmer des Landestreffens der Tierschutzjugend waren Mädchen – wie die 14-jährige Lara aus Ulm mit Kater Sepp. © Kul

„Wir haben viel über Reptilien gelernt“, sagt Emelie (13) aus Emmendingen (Breisgau) auf die Frage, was sie auf dem Treffen gelernt hat. Und Vivian (11), ebenfalls aus demselben Ort, ruft dazwischen: „Und dass Schlangen Einzelgänger sind.“ Beide sind Teilnehmer des Landestreffens der Tierschutzjugend Baden-Württemberg, das in diesem Jahr in Mannheim stattfand. Insgesamt 84 Tierfreunde – 68 Jugendliche und 16 Betreuer – aus Tierschutzorganisationen ganz Baden-Württemberg reisten bereits am Freitag an.

Mehr als hundert Vereine

  • Die Landestreffen der Tierschutzjugend werden vom Tierschutzverband Baden-Württemberg organisiert. Sie finden zumeist im September statt.
  • An den dreitägigen Treffen können Jugendgruppen der mittlerweile mehr als hundert Tierschutzvereine im Land teilnehmen.
  • Kinder und Jugendliche lernen dabei, mit Tieren umzugehen. Laut Verband werden dabei Spielzeuge und Beschäftigungsmöglichkeiten für Tiere gebastelt, Nisthilfen gebaut, Wildtiere beobachtet, vegetarische Kochideen umgesetzt oder aktiv im Tierheim geholfen.
  • Das erste Landestreffen fand 2013 in Pforzheim statt. kul

Drei Tage lang tauschte sich der Nachwuchs der Tierschutzvereine zwischen Rhein, Neckar und Bodensee aus. Am zweiten Tag stand ein Besuch des Reptiliums Landau im Programm, am dritten und letzten Tag eine Stippvisite im Mannheimer Tierheim auf der Friesenheimer Insel. Das diesjährige Treffen stand unter der Überschrift „Reptilien als Haustiere“. Organisiert wurde die Zusammenkunft von Gisela Mayer (57) aus Ditzingen und Iris Wiedemann (47) aus Emmendingen sowie von Herbert Rückert, dem Vorsitzenden des Tierheims.

Dort konnten die Jugendlichen unterschiedliche Tiere bestaunen. Aber auch Spiel und Spaß kamen nicht zu kurz, mehrere Geschicklichkeitsspiele auf dem Gelände des Tierheims waren für die Jugendlichen vorbereitet. Zum Treffen der Tierschutzjugend war auch Christina Eberle, Tierschutzbeauftragte der Stadt, gekommen. Nach ihren Worten halten in Mannheim immer mehr Privatmenschen Reptilien in ihren Wohnungen. Dabei hätten viele nicht die erforderlichen Kenntnisse, seien überfordert, so Eberle. Wenn die Tiere größer werden, wüssten viele nicht, wohin mit ihnen. Und Herbert Rückert ergänzt: Es sei auch schon vorgekommen, dass drei Schlangen in einem Eimer am Bahnhof in Sandhofen ausgesetzt wurden.

Halter sollten sich informieren

Florian Brenner (37), arbeitet im Tierheim auf der Friesenheimer Insel als Pfleger und in der Verwaltung. Er steht den Jugendlichen mit Fachwissen zur Verfügung. Auf die Frage, ob denn Reptilien überhaupt Haustiere sind, antwortet er, dass die Frage der Abgrenzung eher schwierig sei. Alles, was zu Hause gehalten wird, könne als Haustier angesehen werden.

Es gehe vielmehr darum, wie Halter den Tieren gerecht werden können, und nicht, dass Tiere wie kleine Menschen behandelt werden. Brenner denkt da beispielsweise an Hunde, die in Taschen gesteckt werden. Wichtig sei, dass Halter sich informieren, bevor sie sich ein Haustier zulegen. „Da ist ein Hund genauso kompliziert wie eine Schlange“, sagt Brenner.

Das Tierheim bekommt jedes Jahr nach den Worten seines Vorsitzenden Rückert etwa 1200 Tiere. 700 bis 800 davon seien Hunde und Katzen, der Rest Nager, Kaninchen oder gar Schlangen. Das Heim vermittelt im Jahr etwa 400 Katzen und um die 350 Hunde. Die Tiere kommen ins Heim, entweder weil sie wegen schlechter Tierhaltung beschlagnahmt wurden, Tierhalter verstorben sind oder ausgesetzt und gefunden wurden. Oder sie werden von ihren Haltern abgegeben, weiß Gisela Mayer. Das komme besonders in den Sommerferien vor. „Es beginnt ab dem Pfingsten und geht bis Mitte August. Die Tierheime sind dann voll ausgelastet“, sagt sie. Im Mannheimer befinden sich derzeit etwa 220 Tiere, darunter 80 Hunde und Katzen sowie 30 Reptilien.

Nur zehn Prozent Jungen

Was an den Teilnehmern des Jugendtreffens auffällt: Es sind Mädchen. Gisela Mayer und Iris Wiedemann schätzen, dass der Anteil an Jungen nur etwa zehn Prozent ausmacht. Im Bereich des Tierschutzes nichts Ungewöhnliches, finden die Organisatoren des Landesjugendtreffens. „Tierschutz ist Mädchen- und Frauensache“, sagt Wiedemann, die sich für den Tierschutz ehrenamtlich engagiert.

Warum sich für den Tierschutz mehr Mädchen interessieren, erklärt sich Tierpfleger Florian Brenner eher mit dem Rollenbild in der Gesellschaft. „Jungs werden anders erzogen. Ich glaube, es ist mehr ein Rollenbildproblem“, sagt er. Nach dem Mittagsessen am Tierheim steht die Heimreise an. Im September 2020 kommen die Jugendlichen in Wiesloch zusammen.

Info: Tag der offenen Tür im Tierheim: Sonntag (6.), 11 bis 18 Uhr