Man sollte anderen nichts unterstellen, was sie nach eigener Aussage überhaupt nicht beabsichtigen. Das gilt auch für die Stadt und ihr „ergänzendes Angebot“, über 80-Jährigen zusätzliche Impftermine zu vermitteln. Eines lässt sich aber mit größter Sicherheit herauslesen: Ausdruck purer Zufriedenheit mit der bisherigen Vergabepraxis wird das definitiv nicht sein.
Wie auch? Man kann es nicht oft genug sagen: Impftermine für über 80-Jährige, Schutzgruppe mit höchster Priorität in Deutschland, nur über ein kompliziertes Online-System und eine lange überlastete Hotline zu vergeben, ist an Absurdität kaum zu toppen.
Die Stadt tut nun, was auf Bundes- und Landesebene von Anfang an hätte getan werden müssen. Man muss auch kein Melderecht-Genie sein, um impfberechtigte Senioren anzuschreiben und ihnen einen einfachen Weg zu Terminen zu weisen.
Allerdings verweist auch das Land nicht zu Unrecht mantraartig auf das eigentliche Hauptproblem: den eklatanten Impfstoffmangel. Die Schuldigen für den sitzen in der Tat woanders, wohl eher in Berlin oder Brüssel. Aber umso wichtiger ist es, zumindest das Seinige bestmöglich zu tun. Dass es etwa mit der Landes-Software in der Maimarkthalle nicht möglich ist, die dort geimpften über 80-Jährigen aus Mannheim zu zählen und das nun händisch geschieht, ist ebenfalls grotesk.