Mannheim. Schulbeirats-Mitglied Oskar Weiß schlägt vor, einen Corona-Bildungsfonds für benachteiligte Schülerinnen und Schüler aufzulegen. „Wir haben Wirtschaftshilfen in Milliardenhöhe aufgenommen. Warum können die Länder oder der Bund nicht auch Gelder bereitstellen, um einen Bildungsfonds aufzubauen, der speziell Kinder und Jugendliche, die im Lockdown zurückgeblieben sind, mit Nachhilfeunterricht und Förderprogrammen unterstützt?“, sagte Weiß, der in die zwölfte Klasse am Feudenheim Gymnasium in Mannheim geht, im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“. Die Pandemie sei nicht vorbei, nur weil die Inzidenzen sinken. Die Folgen der Krise kämen erst. Die Belastung vieler Schülerinnen und Schüler nach Wochen im Fernlernunterricht sei hoch. „Es macht sich insgesamt eine etwas deprimierende Stimmung breit.“ Gleichzeitig betonte er mit Blick auf die Abschlussklassen, das Beste aus der Situation zu machen. „Nur so schaffen wir das. Wir haben vielleicht nicht dieselbe Vorbereitung gehabt wie andere Jahrgänge, wir haben aber gezeigt, dass wir widerstandsfähig sind und trotz dieser besonderen Bedingungen Leistung bringen können. Das wird in Zukunft auch gewertet werden.“
Derweil forderten Eltern in einem virtuellen Erfahrungsaustausch, zu dem der Gesamtelternbeirat der Stadt Mannheim am Samstagabend eingeladen hatte, sich beim Homeschooling auf die Kernfächer wie Deutsch und Mathematik zu konzentrieren, um Kinder wie Eltern nicht zu überfordern. Zugleich äußerten sie die Sorge, dass nach Monaten der Schulschließung bereits viele Inhalte verloren gegangen seien: „Wie soll in dieser Situation und mit der Perspektive weiterer Lockdown-Maßnahmen eine faire Bewertung stattfinden bezüglich des Übergangs in die nächste Klassenstufe oder zum Abschluss?“ Enttäuscht äußerten sich eine Reihe von Eltern auch über den Fernlernunterricht in ihren Klassen, es fände kaum Online-Unterricht statt, Lehrer stellten lediglich Arbeitsaufträge auf Lernplattformen ein und gäben selten eine Rückmeldung. „Von Eltern und Schülern wird extrem viel Flexibilität verlangt, wir erleben keine Flexibilität von den Schulen“, kritisierte eine Mutter. Die Kinder lasse dies frustriert zurück, das gelte umso mehr in sozialen Brennpunkten wie der Neckarstadt-West. „Hier sind die Kinder stadtweit die größten Verlierer der Pandemie“, mahnte ein Elternteil. Es fehle an technischer Ausstattung sowie Unterstützung der Eltern durch die Schulen, um etwa finanzielle Hilfen zu beantragen. „Wenn wir Bildungsgerechtigkeit haben wollen, und auch diese Kinder in unsere Gesellschaft einbinden wollen, müssen wir hier auch gerade jetzt aktiv werden.“