In diesem Jahr ist alles anders als sonst. Wenn die Kinder und Jugendlichen am Montag zum ersten Schultag nach den Ferien eintreffen, tragen sie in aller Regel Masken. Was sie unbedingt auch dabei haben sollten, ist eine Erklärung ihrer Eltern, dass ihre Kinder weitgehend gesund und nicht gerade aus Risikogebieten zurückgekehrt sind.
Wer das Blatt nicht dabei habe, sei „ausgeschlossen von der Teilnahme an dem Betrieb der Einrichtungen“. So steht es in der neuesten Corona-Verordnung des Landes unter dem Stichwort „Betretungsverbot“. Im Grunde bedeute das, dass Kinder und Jugendliche ohne Formular „nicht mit ihrer Klasse ins Klassenzimmer“ dürften, hatte Sabine Hamann, Sprecherin des Staatlichen Schulamts (SSA), noch am Freitagmittag im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“ präzisiert. Nach Hause schicken dürfe man die Schüler aber auch nicht, es brauche Betreuungslösungen vor Ort.
Mit einer Mitteilung um 19 Uhr am Freitagabend revidierte Hamann ihre Aussage. Das Kultusministerium habe „heute mit Datum vom 11.09. nachgebessert“ und auf seiner Internetseite Folgendes mitgeteilt: „Laut Corona-Verordnung Schule fordern die Schulen die Gesundheitserklärungen vor Schulstart ein. Allerdings gehen wir zu Beginn des Schuljahres damit pragmatisch um, falls Schüler diese noch nicht am ersten Schultag dabei haben sollten. In diesen Fällen geben die Schulen den Schülern am ersten Unterrichtstag die ausgedruckte Erklärung mit nach Hause. Die Schüler bringen die von den Erziehungsberechtigten ausgefüllte und unterschriebene Erklärung dann im Laufe der ersten Schulwoche mit.“ Die Befürchtung in den Schulen war zuvor groß, dass viele Kinder ohne Elternerklärung auftauchen würden. Das lag auch daran, dass das Kultusministerium das dazugehörige Formblatt erst vor wenigen Tagen verschickt hat.
So blieb wenig Zeit, es an die Eltern weiter zu verteilen. Das geschah überdies auf ganz unterschiedlichen Wegen. Die Humboldt-Werkrealschule etwa habe alle Eltern per herkömmlicher Post angeschrieben, das Formular dabei noch einmal erklärt und teilweise zusätzlich noch eine Dolmetscherin eingesetzt, die einige Eltern angerufen habe, so Leiter Harald Leber. Andere Schulen sendeten das Papier an die ihnen bekannten E-Mail-Adressen, baten um eine Verteilung über Elternnetzwerke oder stellten es einfach auf die Internetseite.
„Versorgung wie in den Vorjahren“
Thorsten Papendick kann das nicht verstehen. „Meine Erwartungshaltung wäre, dass alle Eltern per Post angeschrieben werden“, sagte der Vorsitzende des Gesamtelternbeirats (GEB) im Gespräch mit dem „MM“. Ein Hinweis auf der Homepage reiche nicht, und die elektronischen Verteiler seien zu lückenhaft.
Sorgen macht ihm auch die Lehrerversorgung, die Gewährleistung des Unterrichts sei durch die Pandemie noch gefährdeter als sonst. Allerdings sei Mannheim anders als das Land insgesamt vergleichsweise gut ausgestattet, meint SSA-Sprecherin Sabine Hamann. Denn die Rhein-Neckar-Region ist bei Pädagogen beliebt. Daher habe man alle ausgeschriebenen Lehrerstellen besetzen können. Der Versorgungsgrad der Schulen sei „vergleichbar mit dem in den Vorjahren“.
Die Herausforderungen allerdings sind gewachsen: Wegen der Pandemie könnten bei Engpässen nicht einfach zwei Klassen zusammengelegt werden, die Gruppen müssten schließlich unter sich bleiben. Außerdem werden einige Lehrer nicht am Präsenzunterricht teilnehmen, Hamann rechnet mit rund acht Prozent. „Es ist nicht so, dass diese Lehrer weg sind, sie arbeiten ja trotzdem“, betont sie – zum Beispiel, um Fernunterricht zu organisieren.
Um die Pflichtstunden vor Ort gewährleisten zu können, werden einige Förderprojekte wie „Leseschulen“ oder „Recheninseln“ vorerst nicht mehr angeboten. Das gehe schon auch aus Gründen des Infektionsschutzes nicht, da es sich um schulübergreifende Angebote handle. Dennoch würden Fördermöglichkeiten an sich „für Kinder nicht ausfallen“, versichert Hamann.
Vordringlich sei aber, dass der Pflichtstundenbereich gewährleistet werden könne. Wegfallen könnten möglicherweise schulspezifische Angebote. Bei personellen Engpässen erwartet die Sprecherin, dass man Lehrer von besser versorgten Schulen abordnen und in anderen einsetzen muss.
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Wende am Wochenende