Nach der friedlichen Demonstration gegen Rassismus am Samstag, hat die Polizei ein positives Resümee gezogen. „Trotz der hohen Teilnehmerzahl wurden die Abstandsregelungen aus unserer Sicht eingehalten. Alle Teilnehmer trugen eine Mund-Nasen-Maske oder einen entsprechenden Schutz“, hieß es auf Nachfrage dieser Redaktion.
Silent Demo
- Die „Silent Demos“ gehen auf eine Idee der Stuttgarterin Nadia Asiamah zurück. Die 22-jährige hatte eine schweigende Demonstration gegen Rassismus und Diskriminierung in Stuttgart angemeldet.
- „Für mich war es nicht genug, wenn man auf Social Media postet. Man muss mehr dafür tun“, sagte Asiamah. Sie hatte auf 20 Mitstreiter gehofft, doch viel mehr wollten kommen. Auch Aktivisten aus anderen Städten meldeten sich bei ihr.
- Mehr als 20 „Silent Demos“ waren schließlich am Samstag in Deutschland angekündigt – auch in Mannheim. Doch die kleine schweigende Demo entwickelte sich zum tausendfachen lautstarken Protest gegen Rassismus und Diskriminierung.
Viel mehr Menschen als erwartet
Wie ein Sprecher mitteilte, geht die Behörde von etwa 6000 Menschen aus, die sich im Ehrenhof des Mannheimer Schlosses friedlich versammelt hatten. Ursprünglich waren zu der Demonstration nur 1000 Menschen erwartet worden.
Wie auch in Mannheim, so hatten sich am Wochenende in vielen deutschen Städten tausende Menschen an Kundgebungen gegen Rassismus beteiligt. Auslöser war der Tod des Schwarzen George Floyd in den USA bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai.
In Mannheim hatten Kritiker moniert, bei einer Demonstration mit so vielen Menschen sei es nicht möglich, die während der Corona-Pandemie geltenden Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten. Tatsächlich wirkt es auf Bildern so, als hätten sich viele Menschen relativ dicht gedrängt auf dem Ehrenhof aufgehalten. Gleichwohl gab es während der Demonstration ein ständiges Kommen und Gehen von Teilnehmern. Womöglich ist der Eindruck auch deshalb entstanden.
Wie es von der Polizei jedenfalls hieß, habe man nur wenige Frauen und Männer auf die bestehenden Auflagen hinweisen müssen. Die Beamten sowie die Stadt Mannheim als Versammlungsbehörde lobten, die Veranstalter hätten sich während der Versammlung kooperativ gezeigt und die Teilnehmer über Durchsagen mehrfach auf die Einhaltung der Corona-Regelungen hingewiesen. „Die Stadt wertet die jetzigen Erkenntnisse für zukünftige Veranstaltungen aus. Diese werden gemeinsam mit den Veranstaltern in ein angepasstes Sicherheitskonzept Corona eingebunden“, teilte eine Sprecherin der Stadt mit.
Die Öffentlichkeit erreichen
Wie auch die Polizei, so betonte auch sie die Bedeutung der Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Ebenso wie der Gesundheitsschutz, so seien auch diese wichtigen Aspekte der Demokratie schützenswert: „Hierbei gilt es, den Spagat zu meistern, einerseits so viel Freiheit wie möglich zuzulassen und andererseits so viele Einschränkungen wie nötig zu erlassen, um den Gesundheitsschutz sicherzustellen“, beschrieb die Sprecherin die Schwierigkeit aus Sicht der Behörden. Es sei auch nicht ohne weiteres möglich, Demonstrationen künftig in andere Bereiche der Stadt zu verlegen, etwa dorthin, wo mehr Platz die Einhaltung der vorgegebenen Abstandsregeln erleichtere.
Ein solcher Schritt müsse im Einzelfall entschieden werden. „Wenn die Versammlungsbehörde weiß, wie viele Menschen in etwa kommen, kann im Kooperationsgespräch der richtige Versammlungsort festgelegt werden“, teilte die Sprecherin mit. Dabei gelte es aber auch zu berücksichtigen, dass Demonstrationen die Öffentlichkeit erreichen sollen und barrierefrei zugänglich sein müssen.
„Eine Verlagerung auf ein geschlossenes Gelände, wie beispielsweise auf den Maimarkt, ist ohne die Zustimmung des Anmelders nicht zulässig“, hieß es aus dem Rathaus.