Mannheim. Johannes-Kepler-Rektorin Angela Speicher ist gespannt – wieder einmal. Wenn am Montag die ersten Grundschulkinder nach der langen Winterpause in ihre Klassen zurückkehren, geht es nicht nur um Wechsel- und Fernunterricht, um AHA-Regeln und Notbetreuung – sondern auch um die Umsetzung der neuen Teststrategie des Landes. Anlass- und kostenlos können sich nach den Fasnachtsferien alle Lehrkräfte sowie das Betreuungspersonal in den Kindertagesstätten zwei Mal pro Woche selbst auf Corona testen.
Ein weiterer Todesfall – Landes-Inzidenzwert am zweiten Tag in Folge unter 50
Ein über 80 Jahre alter Mann ist an der Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus in einem Mannheimer Krankenhaus gestorben. Das teilte das Gesundheitsamt gestern mit.
Außerdem meldete die Behörde 19 weitere Fälle einer nachgewiesenen Corona-Infektion, es gibt derzeit noch 449 akute Fälle.
Nach den Zahlen der Stadt ist die Sieben-Tage-Inzidenz in Mannheim am dritten Tag in Folge unter den Wert 50 gesunken. Am Donnerstagabend lag sie bei 41,5.
Entscheidend dafür, wann die Ausgangssperre wegfällt, ist allerdings der offizielle Landeswert, der durch die nachträgliche Weitergabe späterer Fälle häufig abweicht.
Er liegt bei 43,5 – und damit am zweiten Tag in Folge unter 50. bhr
Damit das möglichst unkompliziert klappt, stellt die Stadt Mannheim den rund 80 Schulen und 180 Kitas zum einen jeweils zehn Antigen-Schnelltests für die etwa 8000 Beschäftigten zur Verfügung (wir berichteten am Mittwoch). Zum anderen lässt sie an diesem Donnerstag und Freitag zwei bis drei Personen aus jeder Einrichtung im Rosengarten – mit strengem Hygienekonzept und vorgegebenen Zeitfenstern – von Fachleuten des Roten Kreuzes im richtigen Umgang mit den Schnelltests schulen. Sie sollen ihr neu erworbenes Wissen wiederum an die Kolleginnen und Kollegen vor Ort weitergeben.
Seit Januar 37 Infektionen in Kitas
„Wir müssen schauen, wie wir das organisieren“, sagt Speicher, die auch geschäftsführende Leiterin der Mannheimer Grundschulen ist. Zwei Lehrerinnen hat sie zur Schulung geschickt, mit der Lieferung der Tests durch die Stadt rechnet sie an diesem Freitag. Dann können die beiden Kolleginnen, die eine etwa zweistündige Schulung hinter sich haben, loslegen – und allen anderen zeigen, wie sie sich testen können.
Dass es diese Möglichkeit direkt in Schulen und Kitas gibt, findet eine Lehrerin, die namentlich nicht genannt werden möchte, „total super“ – nicht nur, weil sie dadurch mehr „Sicherheit hätte, dass ich nicht ansteckend bin“. Vor allem ist es für sie „kaum Aufwand. Ich muss dafür nicht extra zu einer Arztpraxis oder Apotheke. Da würde dann doch sehr viel Zeit draufgehen.“
Den Gang zu Arzt und Apotheker hatten zunächst Kultus- und Sozialministerium ins Spiel gebracht. Aber schon zuvor hätten die Beschäftigten „Schwierigkeiten gehabt“ , ihre bisherigen, sehr begrenzten „Berechtigungsscheine für anlasslose Schnelltests konkret einzulösen“. Deshalb haben die Ressortchefs Susanne Eisenmann (CDU) und Manne Lucha (Grüne) den Städten vorgeschlagen, „kommunale Testzentren einzurichten“.
Mannheim geht weder den einen noch den anderen Weg. Testungen direkt in den Einrichtungen versprechen nach Ansicht von Oberbürgermeister Peter Kurz „eine deutlich höhere Beteiligung“. Wenn möglichst viele das Angebot annähmen, erhalte man „ein kontinuierliches Monitoring über das Infektionsgeschehen an Schulen und Kitas“.
Dass es immer wieder Fälle gibt, zeigen die Infektionszahlen seit Beginn der Notbetreuung im Januar. Bis 17. Februar, so die Stadt auf Anfrage, wurden dem Gesundheitsamt insgesamt „neun Infektionen (acht Kinder und eine Lehrkraft) an acht Schulen in der Notbetreuung oder im Rahmen des Homeschoolings gemeldet“. Im gleichen Zeitraum seien „in 22 Kitas 37 Infektionen (bei 19 in Mannheim und außerhalb wohnenden Erzieherinnen und Erziehern sowie 18 Kindern) aufgetreten.
Die Schnelltests in den Einrichtungen bezeichnet Thorsten Papendick, der Vorsitzende des Mannheimer Gesamtelternbeirats (GEB), als „guten ersten Schritt“. Vor Ort sei das viel einfacher umzusetzen, findet er: „Prima, dass es solch ein niederschwelliges Angebot gibt.“ „Die Stadt gibt sich viel Mühe“, sagt auch Angela Speicher. Dass die Lehrkräfte sich selbst testen, sei ein „guter Grundgedanke“.
Damit beim Selbsttest, einem Abstrich im vorderen Nasenbereich, alles klappt, zeigen die im Rosengarten vom DRK geschulten Personen, wie es geht. „Nach etwa 15 Minuten kann das Ergebnis direkt abgelesen werden, die geschulte Person wertet dieses aus und dokumentiert es“, erklärt die Stadt auf Anfrage.
Kontingent reicht für fünf Wochen
Bei einem positiven Test erfolge die Meldung an das Gesundheitsamt. „Die getestete Person geht dann direkt zum Testzentrum an der Universitätsmedizin Mannheim, dort erfolgt ein PCR-Test zur Absicherung. Das Ergebnis wird ebenfalls dem Gesundheitsamt gemeldet“, teilt die Verwaltung mit.
Die 80 000 Schnelltests, die derzeit von der Stadt mit Hilfe der Rettungsdienste an die Einrichtungen verteilt werden, sollen spätestens am Montag überall zur Verfügung stehen. Für deren Bereitstellung werde die Stadt etwa 500 000 Euro investieren. Hinzu kämen weitere Ausgaben für Schulungen, Hygieneausstattung und Logistik. Wer die Kosten letztlich übernimmt, werde gerade geklärt: „Hierzu befindet sich die Stadt derzeit in Gesprächen mit dem Land.“ Sollten alle Berechtigten das Angebot zwei Mal wöchentlich nutzen, würden die Tests ungefähr fünf Wochen reichen, bis kurz vor den Osterferien.