Reitsport

CSIO-Preis der Nationen: Warum das Reitturnier in Mannheim 2026 ausfällt

Es ist eines der renommiertesten Turniere des Reitsports: der CSIO-Preis der Nationen. 2026 wird das Event in Mannheim nicht stattfinden. Das sind die Gründe.

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Peter W. Ragge
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So war es 2015: Siegerehrung für Reiter Robert Whitaker mit EU-Kommissar Günther H. Oettinger (Mitte), rechts neben ihm Peter Hofmann, Vorstand des Reitervereins. © Markus Prosswitz / masterpress

Mannheim. Er seufzt tief. „Es wäre ein Riesenevent für Mannheim geworden“, bedauert Peter Hofmann. Aber es fällt aus. Der Präsident des Reitervereins hat die für Mai 2026 im Reitstadion auf dem Maimarktgelände geplante Ausrichtung des Fünf-Sterne-Reitturniers CSIO-Preis der Nationen abgesagt. Der Reiterverein sei „aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Lage nicht in der Lage, das aufzubringende Budget darzustellen“, so Hofmann.

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Das CSIO ist eines der traditionsreichsten und bedeutendsten Turniere des Reitsports in der Welt. Olympiasieger, Welt- und Europameister - für die CSIO („Concours de Saut International Officiel“, also offizielle internationale Springprüfung) benennen die nationalen Reiterverbände ihre besten Reiter. Die Veranstaltung findet sonst immer in Aachen statt, doch die Kaiserstadt musste aufgrund der ebenso 2026 dort stattfindenden Weltmeisterschaften passen. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat Mannheim daher einstimmig als Austragungsort bestimmt.

Versuche, den CSIO-Preis der Nationen in Mannheim zu retten gab es bis zuletzt

Doch nun musste Hofmann, „schweren Herzens“, wie er betont, der Deutschen Reiterlichen Vereinigung eine Absage schicken - kurz vor Ablauf der Frist. Bis zuletzt hat er versucht, das abzuwenden, denn ihm ist klar, dass es nun schwierig wird, eine andere Stadt als Austragungsort zu finden. Doch er könne es nicht verantworten, die Großveranstaltung nach Mannheim zu holen, ohne dass die Finanzierung sicher sei.

Wir haben das Geld nicht zusammen, und ich werde mich nicht in ein finanzielles Abenteuer stürzen.
Peter Hofmann Präsident Reiterverein

Dabei gehe es um einen mittleren einstelligen Millionenbetrag. 500 000 Euro werden alleine für den Großen Preis fällig. Doch es hätten sich nicht genügend große Sponsoren gefunden, und von der Stadt könne er angesichts der dort nötigen Sparmaßnahmen wegen starker Steuerrückgänge auch keine hohen Zuschüsse erwarten. „All die Jahrzehnte zeichnet sich Mannheim durch eine seriöse Finanzierung aus“, verweist er auf die erfolgreiche Ausrichtung der bisherigen großen Turniere in Mannheim. „Wir haben das Geld nicht zusammen, und ich werde mich nicht in ein finanzielles Abenteuer stürzen“, betont Hofmann.

Ein Nationenpreis-Turnier in Mannheim hätte schon deshalb 2026 gut gepasst, weil der Reiter-Verein da sein 100-jähriges Bestehen feiert. Hofmann wollte es aber in das Maimarkt-Turnier integrieren, „damit hätten wir die Kosten leichter im Griff gehabt“, sagt er. Geplant waren am ersten Maimarkt-Wochenende Dressur, Para-Dressur und Nationenpreis, am zweiten Wochenende dann der CSIO und der Große Preis. „Es wäre eine tolle Sache zum Jubiläum gewesen, aber nun hat es nicht sollen sein“, bedauert er.

So war es 2015: Gute Stimmung und viele Fans beim 100. CSIO in Mannheim, dem Preis der Nationen im MVV-Reitstadion. © Markus Prosswitz / masterpress

Das Maimarkt-Reitturnier selbst finde aber, wie seit 1964, unverändert statt. „Das ist sicher“, und in diesem Rahmen werde der Verein dann sein Jubiläum begehen. Hierfür stünden auch die langjährigen Sponsoren bereit, vor allem die MVV Energie AG, die Mannheimer Ausstellungsgesellschaft der Familie Goschmann, die den Maimarkt veranstaltet, sowie die Stadt, die Berrang SE, die Wohnungsbaugesellschaft GBG, die Nürnberger Versicherung sowie die Heinrich-Vetter-Stiftung. Es wäre aber nicht möglich gewesen, die von ihnen bereits gezahlten Beträge so zu erhöhen, um die zusätzlichen Aufwendungen für ein so großes, internationales Turnier zu decken.

Reitstadion auf dem Mannheimer Maimarktgelände war schon oft Schauplatz berühmter Turniere

Das Mannheimer MVV-Reitstadion ist bei berühmten Reitern rund um den Globus beliebt - nicht nur wegen seinem speziellen Boden, sondern auch wegen der höchst professionellen Organisation. Dazu schätzen die Reiter das besondere Flair, wofür das reitsportbegeisterte Maimarkt-Publikum gerade auf den Stehplätzen sorgt. Gleich vier Mal (1982, 1983, 1993 und 2000) vergabt der Club Deutscher Springreiter daher seinen „Oscar“ für die beste Veranstaltung nach Mannheim.

Der Reiter-Verein trug bereits fünf Deutsche Meisterschaften (1986, 1987, 1990, 1994 und 2002) und zwei Bundeschampionate (1989 und 1993) aus, dann 1997 und 2007 die Europameisterschaft der Springreiter und 2000 die Weltmeisterschaft der Voltigierer sowie schon einmal 2015 CSIO, damals sogar der 100. Preis der Nationen. Zudem ist der Maimarkt nicht nur Qualifikationsturnier für Olympia, sondern seit 2022 Standort der Longines EEF-Nationenpreisserie, einen Drei-Sterne-Turnier. CSIO wären aber fünf Sterne - internationaler, schwieriger und weitaus höher dotiert.

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Für den CSIO hatte Hofmann damals eigens eine Firma gegründet, die EquinMa Reitsport Veranstaltungs-GmbH. Anteilseigner waren jeweils zu einem Drittel der Reiterverein, die Mannheimer Ausstellungsgesellschaft und Hofmann selbst. Als Geschäftsführer fungierte Rudolf Machat, pensionierter Standortleiter von Roche in Mannheim, der weiter für das Maimarkt-Turnier engagiert ist. Der Etat betrug damals über drei Millionen Euro.

Parallel zum Turnier gab es eine Fachmesse, wo rund 250 Aussteller in eleganten weißen Pagodenzelten Produkte und Dienstleistungen aus den Bereichen (Reit-)Sport, Freizeit und Lifestyle präsentierten. Für die kleinen Gäste bot Hofmann ein Spieleland mit Streichelzoo und Ponyreiten. Zusätzlich zum bestehenden MVV Reitstadion (3.000 Plätze) mussten eine große, überdachte Tribüne mit 8.000 bis 10.000 Plätzen sowie ein VIP-Bereich errichtet werden.

Um die Mannheimer darauf einzustimmen, dekorierte der Mannheimer Einzelhandel damals schon Wochen vor dem Turnier seine Schaufenster und Dario Fontanella kreierte ein Heu-Eis. Außer den Wettbewerben gab es eine Gala unter dem Motto „Pferd und Emotionen“, bei der sich Mannheim als Reitsport- und Musikstadt präsentierte. Die damalige Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die selbst gerne reitet, und der seinerzeitige EU-Kommissar Günther H. Oettinger kamen zur Preisverleihung.

Redaktion Chefreporter

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