Bildung

Brennpunktschulen: Land will „Mannheim einbinden“

Das Land will Brennpunktschulen stärker fördern. Doch es gibt Kritik an Untersuchungen dazu

Von 
Bertram Bähr
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Die Neckarstadt-West ist eines der Gebiete, in denen Schulen von der Stadt bereits jetzt stärker gefördert werden. © Christoph Blüthner

Im Koalitionsvertrag der grün-schwarzen Landesregierung taucht ein Wortungetüm auf, mit dem auf den ersten Blick nur die wenigsten etwas anfangen können: der „Einstieg in eine sozialindexbasierte Ressourcenzuweisung“. Dahinter steckt der Gedanke, dass Brennpunktschulen stärker gefördert werden sollen als andere. Oder, wie es im Koalitionsvertrag heißt: „Unterschiedliche Voraussetzungen von Schulstandorten“ sollten „auch unterschiedlich behandelt werden“. Wie das funktionieren könne, das solle das Land modellhaft erproben, und zwar ab dem Schuljahr 2022/23.

Das passiert ab September tatsächlich, allerdings nicht in Mannheim. Die Erprobung erfolge „zunächst in den Staatlichen Schulämtern Biberach, Lörrach und Tübingen“, antwortete Kultusministerin Theresa Schopper auf eine entsprechende Anfrage des Mannheimer SPD-Landtagsabgeordneten Stefan Fulst-Blei. In den genannten Regionen habe man „bereits Erfahrungen mit kriteriengeleiteter Ressourcenzuweisung“.

Die hat man in Mannheim allerdings auch, wenn auch nicht auf Landes-, sondern auf kommunaler Ebene. Denn die Stadtverwaltung berücksichtigt schon seit Langem den jeweiligen Sozialraum, in dem eine Schule angesiedelt ist. Wer aufgrund des Umfelds schwierigere Voraussetzungen hat, bekommt vorrangig Schulsozialarbeiterinnen oder -arbeiter, wird eher in das Mannheimer Unterstützungssystem Schule (MAUS) eingebunden oder beim Ganztagsschulausbau berücksichtigt.

So kommt es nicht von ungefähr, dass das Land das Gespräch mit der Stadt Mannheim führte, bevor es die drei Modellschulämter benannte. In diesem Rahmen habe die Stadt „auch das eigene Interesse als Kommune an dem in der Koalitionsvereinbarung der Landesregierung angekündigten Einstieg in eine sozialraumbasierte Ressourcenzuweisung des Landes formuliert“, teilt auf Anfrage des „Mannheimer Morgen“ Matthias Krebs mit, der Sprecher des Bildungsdezernats. Allerdings habe die Stadt sich nicht formell bewerben können: „Es war vom Land kein Modellversuch ausgeschrieben und auch kein Bewerbungsverfahren dafür vorgesehen“, so Krebs.

Neckarstadt als Beispiel

Fulst-Blei kann die Vorgehensweise des Ministeriums nicht nachvollziehen: „Tübingen, Lörrach und Biberach hätten meines Erachtens durch eine Stadt ergänzt werden sollen, wo die sozialen Herausforderungen noch einmal deutlich ausgeprägter sind“ – also Mannheim.

Es könnte möglicherweise im kommenden Jahr zum Zuge kommen, wie aus der Antwort des Kultusministeriums auf die Anfrage hervorgeht: „Mit der Stadt und weiteren Schulträgern sollen weitere Kontakte erfolgen, um die Möglichkeit zur Teilnahme an der Erprobungsphase ab Schuljahr 2023/24 zu eruieren.“

Diese Antwort, so Fulst-Blei, sei „zu unverbindlich formuliert. Meines Erachtens sollte Mannheim dringend in der praktischen Umsetzung bereits in den ersten Phasen eingebunden werden“, betont er. Denn hier würden „die Herausforderungen des Lebens mancher Familien sehr deutlich sichtbar“. Vom Land fordert er, darauf zu reagieren „und besondere Ressourcen, etwa für die Anforderungen in der Neckarstadt“, bereitzustellen.

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