Mannheim. Die Polizei zieht Bilanz ihrer Einsätze gegen die "PS-Protzer"-Szene. In der Nacht zum Sonntag waren Beamte der Verkehrspolizei Mannheim zum letzten Mal im Jahr 2017 auf aktiver "Poser-Streife".
Ergebnisse 2017
- Kontrolltage: 101 (mittwochs bis sonntags, 16:00h - 02:00h)
- Kontrollierte Fahrzeuge: 1284
- Kontrollierte Personen: 1794
- Verwarnungen: 262
- davon unnötiger Lärm: 79
- Mängelberichte: 459
- Platzverweise: 32
- Ordnungswidrigkeitenanzeigen: 294
- davon Erlöschen der Betriebserlaubnis: 238
- Sicherstellungen wg. techn. Veränderungen: 112
- davon MA-Kennzeichen: 43
- davon LU-Kennzeichen: 23
- davon HD-Kennzeichen: 10
- davon andere: 36
- Lärmgutachten: 104
- Strafanzeigen: 20
- davon Fahren unter Drogeneinfluss: 10
- Illegale Autorennen: 4
Kurz nach Mitternacht waren vier junge Mannheimer mit ihren Fahrzeugen auf der Untermühlaustraße unterwegs und animierten sich nach Angaben der Beamten zu wechselseitigen Sprints mit Geschwindigkeitsüberschreitungen. Noch bevor ein gefährliches Rennen beginnen konnte, wurden drei der Beteiligten kontrolliert. Ein 3er BMW mit Kurzzeitkennzeichen konnte der Polizei zufolge allerdings entkommen. Eines der Fahrzeuge stellten die Beamten wegen fehlendem Versicherungsschutz, die beiden anderen Autos wegen unzulässiger technischer Veränderungen sicher.
Die Wochenendbilanz zum Abschluss: 40 kontrollierte Fahrzeuge, zwölfmal war die Betriebserlaubnis erloschen, acht Fahrzeuge wurden stillgelegt.
1284 Fahrzeuge überprüft, 1794 Personen kontrolliert
Insgesamt wurden seit Anfang April bei 101 Einsätzen 1284 Fahrzeuge überprüft und 1794 Personen kontrolliert. Daraus resultierten 20 Strafanzeigen, 294 Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten und 262 Verwarnungen. Wegen leichter technischer Mängel wurden 459 Mängelberichte ausgestellt. Insgesamt registrierten die Beamten vier spontane Autorennen. Sie zogen 112 "Protzer-Fahrzeuge" aus dem Verkehr und veranlassten 104 Lärmgutachten. Diese "PS-Protzer" wurden wegen Veränderungen an der Auspuffanlage auch angezeigt. 79 "Protzer" mussten wegen unnötigen Lärmens ein Verwarnungsgeld zahlen. Gegen 32 uneinsichtige Autofahrer sprachen die Polizisten Platzverweise für den jeweiligen Abend aus. Von den sichergestellten Fahrzeugen waren 43 in Mannheim zugelassen, die restlichen zwei Drittel kamen überwiegend aus der Metropolregion.
Die Polizei betont in ihrer Mitteilung, dass es in Mannheim keine Raserszene gibt. Dabei stützen sich die Beamten auf sporadische Geschwindigkeitsmessungen. Die Verhandlung gegen den jungen Poser, der mit seinem Maserati am 28. Januar mit nahezu 100 Stundenkilometern einen schweren Unfall in den Quadraten verursacht hat, steht noch aus.
Alkohol ist in der PS-Protzer-Szene nach Angaben der Polizei kein Problem. Zehn Fahrer hatten Drogen konsumiert. Dabei habe es sich um Angehörige des Rotlicht- oder Rockermilieus gehandelt.
Phänomen "Auspuffschlitzer" der Polizei zufolge beseitigt
"Das Phänomen der ,Auspuffschlitzer' haben wir durch unsere Intensivmaßnahmen beseitigt", sagt Polizeidirektor Dieter Schäfer, der Chef der Verkehrspolizeidirektion ist. Akut mache den Beamten die Grauzone der Sportmodelle der oberen Mittelklassefahrzeuge zu schaffen (wir berichteten). "Alle Modelle mit serienmäßig zugelassenen Klappenauspuffanlagen sind bei offener Klappenstellung deutlich lauter als 100 Dezibel." Während die Hersteller argumentierten, dass die Fahrzeuge lediglich bei geschlossener Klappenstellung die Lärmemissionsnormen erfüllen müssen, bestätigte das Kraftfahrtbundesamt die Mannheimer Polizei in ihrer Auffassung, dass bei offener Klappenstellung die Betriebserlaubnis erlischt, so Schäfer.
Mehr als 1250 AMG Mercedes zugelassen in der Region
Auffällige Fahrzeuge der oberen Mittelklasse sind typisch für die Szene: Eine Nachfrage beim Kraftfahrtbundesamt ergab nach Angaben der Polizei, dass alleine in Mannheim und Umgebung mehr als 1250 AMG Mercedes zugelassen sind, viele davon sind geleast. Die hohen monatlichen Leasingraten sparten sich die Poser an oder erhielten finanzielle Unterstützung aus der Familie. Manche bilden Leasing-Gemeinschaften und teilen sich sowohl die Raten als auch das Fahrvergnügen, heißt es in der Mitteilung weiter.
Die Kontrollen gegen PS-Protzer werden weitergehen: Bürger können weiterhin unter der E-Mail-Adresse mannheim.vd@polizei.bwl.de Ereignisse mit Ort, Zeit und Kennzeichen melden. Erfahrungsgemäß soll es nach Angaben der Polizei aber im Winterhalbjahr ruhiger werden. (mik/pol)