Unter dem Motto „Corona-Schutz ist gut, Grundrechte sind besser!“, hatten die Corona-Rebellen Mannheim zu einer Mahnwache auf dem Marktplatz aufgerufen. Zunächst war die Protestkundgebung am Samstag um 15 Uhr geplant, doch mit der städtischen Bewilligung wurde sie auf 17 Uhr gelegt. Nicht alle Teilnehmer hatten diese Änderung mitbekommen, so dass schon früh die ersten Demonstranten erschienen.
Die Mahnwache war für 120 Personen angemeldet und nur mit Auflagen genehmigt worden. Demonstriert werden durfte nur mit zwei Meter Abstand und mit Mundschutz. Die Veranstalter klebten auf den Boden Kreuze als Hinweis, wo Demonstranten stehen durften.
Abstand oft nicht eingehalten
Der Veranstalter nennt sich Patrick Baumann. Er sagt, er heiße anders, habe aber Angst, dass ihm oder seiner Familie etwas zustoßen könne. Mit seiner Mahnwache fordert er die Wiederherstellung der Bürgerrechte, die durch die Corona-Pandemie erlassen wurden. Impfpflicht und Corona-App lehnt er ebenso ab wie den Maskenzwang und fordert gleichzeitig die Aufhebung des Lockdowns zur Vermeidung von weiterem wirtschaftlichen Schaden. „Mit den Rechten habe ich nichts zu tun“, sagte Baumann dem „MM“. Dass Rechte wie auf vorangegangenen Demonstrationen im Bundesgebiet auch seine Veranstaltung besetzen und missbrauchen könnten, konnte und wollte er nicht ausschließen: „Ich kann ja nicht kontrollieren, was jeder Einzelne hier sagt.“
Es kamen deutlich mehr als nur die 120 angemeldeten Teilnehmer. Von etwa 200 Teilnehmern sprach die Polizei, der Veranstalter geht von bis zu 500 aus. Von einer ähnlichen Veranstaltung in Heidelberg kamen viele Teilnehmer noch nach Mannheim, andere reisten aus der Pfalz an. Bei schönstem Wetter war die Innenstadt voll, neben dem harten Kern der Protestler hatten sich spontan auch viele Neugierige eingefunden. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, denn Linke Gruppierungen hatten zu einer Gegendemonstration aufgerufen, zu der etwa 60 Teilnehmer kamen.
„Die beste Medizin ist das eigene Immunsystem“, erklärte ein Sprecher öffentlich auf der Veranstaltung und sprach sich gegen Impfung und Zwangsmaßnahmen aus: „Warum lässt man die Leute nicht selbst entscheiden und bevormundet sie auf breiten Ebenen?“ Die Teilnehmer applaudierten und skandierten „Wir sind das Volk!“ und riefen zum Widerstand auf. „Merkel muss weg!“ riefen sie in Chören, „es gibt kein Virus, Merkel ist das Problem.“ Aus Sicht der Demonstranten würden „zur Zeit alle nur an Corona sterben, einen normalen Tod gibt es ja nicht mehr“. Sie jedenfalls hätten keine Angst vor dem Virus, trotz der Auflagen trugen viele Demonstranten keinen Mundschutz und ignorierten auch die Abstandsregeln.
Auf einem Plakat stand: „Hier nix Verschwörung!“ Dabei gingen offenbar viele davon aus, dass Microsoft-Gründer Bill Gates schon alle führenden Politiker und Teile der Bevölkerung mit einem Chip versehen habe. „Das ist keine Verschwörung, das ist ganz klar belegt“, meinte ein Demonstrant. Pressevertreter wurden lautstark als „Lügenpresse“ angegangen. Vielfach wurden auch die immer noch geschlossenen Kitas kritisiert, während der Profifußball wieder seinen Betrieb aufnehme. Mit dem Grundgesetz in der Hand forderten Demonstranten die Rückkehr des Friedrich von Preußen als Staatschef: „Wir wollen keine BRD mehr, wir wollen unseren Kaiser wieder zurück.“ Einige Demonstranten hüllten sich in Flaggen in Farben des Deutschen Reiches, wie erwartet erschienen stadtbekannte Gesichter aus der NPD und AfD zu der Veranstaltung, Redner verwendeten bisweilen nationalsozialistisches Vokabular und Gedankengut, auch entsprechende rechtsradikale Symbolik war bei Teilnehmern zu erkennen. Einige Gegendemonstranten gelangten kurzfristig durch die Polizeiabsperrung auf den Marktplatz, bei einem kleinen Handgemenge mit der Polizei schaffte die aber schnell wieder Ordnung. Weitere gravierende Vorkommnisse hat es nicht gegeben, so die Auskunft der Polizei.
„Ich bin beeindruckt“, sagte Baumann am Ende über die Veranstaltung, mit so vielen Teilnehmern und so einer Resonanz habe er nicht gerechnet. Für kommende Woche sind bereits mehrere neue Protestkundgebungen geplant: Von ihm, aber auch von anderen Veranstaltern.