Mannheim. Die Reaktionen bei der Bundesgartenschau-Gesellschaft und den Fraktionen im Gemeinderat sind einhellig: „Das ist nicht erfreulich“, formuliert es Ralf Eisenhauer, Chef der SPD. Wie berichtet, hält die Bahn an ihren Plänen fest, den noch nicht sanierten Teil der über hundert Jahre alten Tunnelstraße, dem sogenannten Suezkanal, unter dem Hauptbahnhof in der Zeit von 2022 bis 2024 zu erneuern.
Zwei Abschnitte der Unterführung wurden bereits erneuert, der dritte Teil, zwischen Gleis 1 und Gleis 9, soll ab 2022 ebenfalls saniert werden. Dass dabei auch während der Bundesgartenschau 2023 gebaut werden soll, damit ist Michael Schnellbach, Geschäftsführer der Mannheimer Buga-Gesellschaft, „nicht gerade glücklich“. ICE-Passagiere müssten dann über Behelfsbahnsteige ein- und aussteigen.
Umbau auf dem Vorplatz
Hinzu kommen Umbauvorhaben der Stadt Mannheim auf dem Willy-Brandt-Platz. Dort sollen die Stadtbahnhaltestellen um ein viertes Gleis erweitert und anschließend der Bahnhofsvorplatz insgesamt neu gestaltet werden. Ob alles fertig wird bis zur Gartenschau – das sei nicht ganz sicher, wie die Leiterin des Tiefbauamts, Christa Backhaus-Schlegel angedeutet hatte.
„Durch Baustellen zur Buga?“ fragen deswegen die Stadträte der Grünen, Gabriele Baier und Gerhard Fontagnier, nach der Berichterstattung dieses Mediums über geplante Bauarbeiten im Hauptbahnhof 2023. Sie fordern daher ein „umfassendes Verkehrskonzept“ für die sommerlange Veranstaltung, „das auch nach der Bundesgartenschau in ein gesamtstädtisches Konzept und in die Verkehrswende passt.“
SPD-Fraktionschef Eisenhauer weiß aus seiner beruflichen Praxis, dass man Besucher durchaus auch über Baustellen vernünftig leiten kann: „Man kann so etwas machen, das kostet aber viel Geld“, sagt er. Und fügt mit Blick auf die Bahn hinzu: „Hoffentlich nicht das Geld der Stadt Mannheim.“
Die Grünen weisen daraufhin, dass die Zeit drängt: „Wir fragen uns wie ein Verkehrskonzept noch zeitgerecht entwickelt werden kann“. Nach den Nachrichten über die Baustellen am Hauptbahnhof, sei man „nicht optimistischer“ geworden. Baier und Fontagnier: „Wir wollen, dass möglichst viele Menschen mit umweltverträglichen Verkehrsmitteln zur Buga kommen!“
Für die CDU im Gemeinderat fragt Stadtrat Chris Rihm, warum man die Arbeiten nicht so geplant hat, dass sie vorher fertig oder erst im Anschluss an die Buga begonnen werden: „Das Mindeste wäre ja, dass die Bauarbeiten 2023 unterbrochen werden“. Beim Bahnhofsvorplatz, so Rihm, solle die Stadt „aufs Gaspedal drücken“, um rechtzeitig fertig zu werden.
Da die Erweiterung der Stadtbahnhaltestelle dort „sowieso gemacht“ werden müsse, fordert die Fraktion Li.Par.Tie, dass beim Nahverkehrsausbau nicht nur der Stadtteil Franklin, sondern auch das Spinelli-Gelände besser angeschlossen wird, wie Linke-Mitarbeiterin Sahra Mirow mitteilte. „Wir sehen die Gefahr der Baustellen dort und an anderer Stelle“, ärgert sich Holger Schmid von den Freien Wählern über die Planungen im Vorfeld der Bundesgartenschau. Er fürchtet, dass beim Ausbau der Fußgänger- und Radwege an der Riedbahnbrücke als Verbindung von Luisenpark und Spinelli-Gelände ebenfalls „mit der Bahn Probleme auftauchen“.
Grundsätzlich, so meint AfD-Fraktionschef Bernd Siegholt, sollten die Baustellen bis zur Buga „natürlich fertig werden.“ Mit Dekorationen und Abdeckungen könne man aber „viel machen“ , schließlich wolle man am Hauptbahnhof für Besucher ein „freundliches Ambiente“.
Für die FDP hält Stadtrat Volker Beisel fest: „Die Rahmenbedingungen zur Buga verschlechtern sich immer weiter und damit sind die erwarteten Besucherzahlen mit immer mehr Fragezeichen versehen.“ Baustellen am Bahnhof, Wasserturm und auch in Ludwigshafen zeigen nach Beisels Ansicht, „welchen Stellenwert die Buga bei unseren Partnern und den eigenen städtischen Einrichtungen hat.“
Die Fassadensanierung am Wasserturm (wir berichteten) sollen Besucher indes gar nicht bemerken. MVV-Sprecher Roland Kress: „Wir unterbrechen die Arbeiten und bauen das Gerüst ab.“ Es werde „definitiv nichts“ zu sehen sein.