Mannheim. Es wird keine Skatehalle geben. Zumindest vorerst nicht. Die Hoffnung, dass Skateboarder, Scooter- und BMX-Fahrer schon bald ein Dach über dem Kopf haben, um auch im Winter ihrem Sport nachgehen zu können, endet mit einer spröden Kalkulation des Investors Cliff Rohrbach: Für den Betrieb sei jährlich ein sechsstelliger Betrag notwendig – und den müsse die Stadt beisteuern, sonst lohne sich das Geschäft für ihn nicht. Das wirft sämtliche Pläne über den Haufen. Danach sollte die Stadt ein Grundstück zur Verfügung stellen, das Rohrbach, Architekt und Inhaber der „Freestyle Academy“ in Rutesheim bei Stuttgart, dann bebaut. Von jährlichen Fehlbeträgen, für die Mannheim einspringen muss, war bislang nicht die Rede, wie Uwe Kaliske, Leiter des Fachbereichs Sport und Freizeit, betont: „Das war nicht das, womit wir an den Start gegangen sind.“
In einer Informationsvorlage, die bereits am 11. Februar an die Mitglieder des Gemeinderates und den Sportausschuss ging, heißt es wörtlich, dass der Betrieb „bei optimistischer Einschätzung einen jährlichen Fehlbetrag im sechsstelligen Bereich ausweisen würde“. Wenn die Stadt nicht bereit sei, dieses Defizit auszugleichen, mache für ihn eine Investition in Mannheim keinen ökonomischen Sinn, wird Rohrbach zitiert. Die Folge: „Daher hat die Verwaltung die Gespräche mit dem Investor beendet.“ Denn die Förderung eines privatwirtschaftlichen Betriebs entspreche weder den sportpolitischen Zielen der Stadt Mannheim noch der ursprünglichen Idee. „Wenn wir die Halle hätten mitbetreiben wollen, wären wir ganz anders an die Sache herangegangen, und dann hätten wir das auch ausschreiben müssen“, betont Kaliske.
Für die Szene ist das indes ein herber Rückschlag, vor allem für SAM, die Initiative „Skater aus Mannheim“, ein Zusammenschluss von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen, die sich für den Bau von Skateparks in Mannheim einsetzt. "Die Enttäuschung in der gesamten Skate-Sport-Szene ist groß, zumal es einen Hoffnungsschimmer gab. Für uns wäre die Multi-Skatehalle ein wichtiger Ort des Zusammenkommens gewesen und die Möglichkeit, den Sport unabhängig von Wetter und Jahreszeit ausüben zu können", sagt der Sprecher von SAM, Luca Büttner. Auch die Kinderbeauftragte der Stadt Mannheim, Birgit Schreiber, meint: "Die Skatehalle ist ein tolles Projekt, und wir hätten es gerne weiter unterstützt."
Im Herbst 2019 war es SAM gelungen, eine "Multi-Skatehalle" auf die Liste der Ideen für den Beteiligungshaushalt zu setzen, die Bürger stimmten ab und die Halle kam auf Platz 10. Damit war die Verwaltung am Zuge, ein Grundstück zu suchen. Fündig wurde man am Ende im neuen Taylor-Business-Park auf der Vogelstang; die Stadt war bereit, dem Investor das Gelände im Rahmen eines Erbbauvertrages anzubieten. Doch der rechnete noch einmal nach, kaum zu dem Schluss, dass ein gewinnbringender Betrieb nicht möglich sei und die Stadt das Defizit ausgleichen solle. Damit war das Thema durch.
Auch politische Vertreter äußern sich nach einer Sitzung des Sportausschusses am Dienstagnachmittag enttäuscht. "Die letzten Gespräche haben schon Hoffnungen auf eine rasche Umsetzung einer Mannheimer Skatehalle gemacht", sagt etwa Grünen-Gemeinderätin Nina Wellenreuther. "Gerade für die Jugendlichen wäre das eine gute Sache gewesen. Schade, dass die Finanzierung über den Investor geplatzt ist", ergänzt Birgit Reinemund von der FDP. SPD-Stadträtin Andrea Safferling betont, dass die Kinder und Jugendlichen viel Herzblut in die Sache gesteckt hätten. Die Franktionen im Gemeinderat hatten weitgehend die Idee einer Halle unterstützt und als eine Bereicherung über Mannheim hinaus bewertet. Zugleich ist aber auch klar: Die Forderung des Investors ist nicht tragbar und war auch anders kommuniziert worden.
Wie es nun weitergeht? Kinderbeauftragte Schreiber will voraussichtlich in der kommenden Woche in einer virtuellen Gesprächsrunde mit den betroffenen Skatern, Scootern und BMX-Fahrern das Ergebnis diskutieren. Die Skatehalle soll nicht zu den Akten gelegt werden. Überhaupt ist SAM-Sprecher Büttner der Meinung, dass nicht alles vergebens war: "Es hat sich gelohnt, und es ist generell wichtig, solche Chancen, wenn sie sich ergeben, nicht ungenutzt zu lassen." Auch René Börner, Geschäftsführer des BMCC, ein Verein für Freestyle-Radsport in Mannheim, will optimistisch bleiben. "Es ist ja nichts verloren, im Gegenteil, wir sind als Gruppe zusammengewachsen, diese Energie wollen wir für künftige Planungen nutzen." Das will auch die Politik. "Wir werden nach Lösungen suchen", verspricht Safferling.