„Einen unterhaltsamen Vormittag“ verspricht Peter Gassert, und der Kreisvorsitzende vom Bund der Selbständigen (BDS) verspricht in seinem Grußwort nicht zu viel, denn am Ende ist das Publikum begeistert. Stehend, mit rhythmischem Applaus, danken die Zuhörer im einschließlich Stehtische voll besetzten, jetzt Eichbaum-Festhalle genannten Maimarkt-Festzelt dem Mann, der beim Frühschoppen des Kurpfälzer Mittelstands als Festredner spricht: Wolfgang Bosbach, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Schon der Begrüßungsapplaus für ihn ist enorm stark. Stadtrat Alexander Fleck, Kreisvorsitzender der Wirtschafts- und Mittelstandsunion (MIT) und Hauptorganisator des Vormittags, geleitet Bosbach ins Festzelt. Flecks erster, mit viel Beifall bedachter Gruß gilt den Müttern – denn es ist ja Muttertag. Dann setzt er kämpferische Akzente, klagt das „sinnlose Morden“ durch russische Soldaten in der Ukraine an und fordert: „Das Leid muss ein Ende haben.“ „Eine tolle Veranstaltung“ wünscht schließlich Stefan Griesheimer für die MIT Bergstraße und charakterisiert Bosbach als „Mann der klaren Worte“.
Das ist er – aber ebenso ein Mann mit viel Humor, ein lockerer, schlagfertiger Rheinländer. Erst macht Bosbach dem „formidablen Orchester“, nämlich dem Musikverein Friedrichsfeld, ein großes Kompliment – denn das hat ihn mit dem Abba-Titel „The Winner Takes It All“ begrüßt. Tatsächlich gewinnt Bosbach ganz schnell die Herzen der Zuhörer, als er von einem „schönen emotionalen Erlebnis“ am Tag zuvor berichtet. Auf der Autobahn A 3 sei er an einer Baustelle vorbeigefahren, „da wurde gearbeitet, da waren Leute!“ Da lacht jeder im Zelt.
Aber trotz aller humorvollen Worte wird er zwischendurch sehr ernst. Er erinnert daran, dass alle wichtigen Weichenstellungen – Soziale Marktwirtschaft, Gründung der Bundeswehr, Deutsche Einheit – von der CDU/CSU ausgegangen seien. Zugleich kritisiert er seine eigene Partei und mahnt, die Union solle „endlich aufhören, sich klein zu machen und sich zu beharken“ und Differenzen nicht mehr öffentlich austragen. Da gibt es ebenso kräftigen Beifall wie bei seinem Lob, die Soldaten der Bundeswehr seien die „größte Friedensbewegung“ oder zu seinem klaren Bekenntnis zu Waffenlieferungen an die Ukraine. Auch wenn man nicht wisse, wie sie sich auswirkten, müsse doch klar sein: „Gute Freunde lässt man nicht im Stich!“ Die große Hilfsbereitschaft für Ukraineflüchtlinge wie auch nach der Flutkatastrophe im Ahrtal wertet Bosbach als Beweis, dass es die oft beschworene „Entsolidarisierung der Gesellschaft“ doch nicht gegeben habe. Allerdings hegt er die, wie er sagt, „große Befürchtung“, dass die soziale Leistungsfähigkeit des Staates überschätzt werde: Ausgeben könne man nur, was zuvor erwirtschaftet werde, spricht er den Mittelständlern aus dem Herzen.
Zwei Dinge geben sie Bosbach noch mit auf den Weg: Kreishandwerksmeister Achim Bauer bittet die Politik, sie möge dringend etwas gegen den großen Fachkräftemangel im Handwerk tun. Von Wolfgang Guckert, dem Vorsitzenden des Kreisbauernverbands, gibt es zum Abschied einen Korb Spargel.