Der Gospelchor Power People wurde beim Neujahrskonzert seinem Namen mehr als gerecht. Mit einem Programm aus Spirituals und modernen Popsongs begeisterten die Sänger die Besucher. Gerd Winter, Kirchenvorstand der altkatholischen Gemeinde, begrüßte die Gäste in der noch weihnachtlich geschmückten Kirche, die bis auf den letzten Platz besetzt war.
„Manche sagen, eine Wagneroper sei harmlos dagegen“, stimmte er scherzhaft auf den Abend ein. „Es geht um Geist“, fasste er das Motto des Abends „The Spirit of Gospel“ zusammen. Wie der Geist als göttlicher Funke solle auch die Musik auf die Besucher überspringen, wünschte er sich – und scherzte: „Gospel ist Musik zum Mitmachen, lassen Sie sich nicht von der Erdanziehung besiegen.“
Nach dem eher feierlichen „Hallelujah, Salvation and Glory“ zu Beginn kamen „Shine Your Light“ und „I Saw the Light“ äußerst lebendig daher. Spätestens bei „Down by the Riverside“ sang und klatschte das Publikum rhythmisch mit. „Lasst die Erlöserkirche wackeln“, forderte Winter auf.
Die Sänger verzichteten auf Mikrofone und Verstärker. Chorleiter Daniel Fieß begleitete die Lieder einfühlsam am Piano. Das stimmgewaltige „Good News“ hallte a capella durch das Kirchenschiff. Einige Chormitglieder glänzten als Solisten, Elke Mandler etwa sang „Be Strong“ in beeindruckend tiefer Stimmlage. „Yesu ni wangu“ und „Wakati wa amani“ sprühten vor Lebensfreude.
Gerd Winter appellierte an den „Geist der Bewegung“, der gerade nach den Feiertagen eine Wohltat sei. Dem Ensemble mangelte es daran jedenfalls nicht. Zu „Wherever I Go“ boten die Sänger eine ausgefeilte Choreographie, und bei „Movin Up to Gloryland“ legten drei Damen einen temperamentvollen Stepptanz aufs Parkett.
Liedermacher aus Schwetzingen
Auch auf den „Geist des Lernens“ ging der Moderator ein. Es sei eine mühevolle Fleißarbeit, alle Titel auswendig vorzutragen. „Wenn man den Text kennt, kommt erschütternder Weise noch die Musik dazu“, klagte er schmunzelnd. Winter war an diesem Abend nicht nur als charmanter Ansager gefragt. Am Anfang übernahm er kurzerhand die Rolle des Platzanweisers, später ging er durch die Reihen und ließ die Besucher am Himbeergeist nippen.
Der Schwetzinger Liedermacher Jürgen Ferber unterstützt den Chor seit einigen Jahren als Stimmtrainer. Mit den Titeln „Oh Happy Day“ und „Oh When the Saints“ stand er jetzt im Vordergrund und erhielt stürmischen Sonderapplaus.
Der Heilige Geist werde in der Kirche eher vernachlässigt, meinte Pfarrerin Sabine Clasani und erheiterte die Zuhörer mit einer Pfingstgeschichte. „Nehmen Sie sich Zeit für das, was Ihnen heilig ist“, schloss sich Winter an. Das könnten sogar ganz weltliche Dinge sein. Mit Blick auf das neue Jahrzehnt rief er die Gäste dazu auf, sich für einen freien und wachen Geist einzusetzen.