"Queer Music"

Wie „Schnulzenheini“ Bernd Nauwartat in Mannheim-Käfertal die Ikonen der Regenbogenwelt zelebriert

Sanfte Meldodien aus Musicals mag er am liebsten - genauso wie sein Publikum, das im Mannheimer Stadtteil Käfertal zum "Queer Music"-Konzert pilgerte. Was Bernd Nauwartat im Kulturhaus sang

Von 
Astrid Schwörer
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Hauptsache, die Lieder sind „arg schää“ (v.l.): Dieter Scheithe und Bernd Nauwartat beim „Queer Music“-Konzert im Käfertaler Kulturhaus. © Astrid Schwörer

Mannheim. „Was ist queere Musik überhaupt?“, fragte sich Bernd Nauwartat zu Beginn des Konzertes „Queer Music“ im Kulturhaus Käfertal. „Muss man als Interpret queer sein? Oder darf man nur Lieder von queeren Künstlern spielen?“, überlegte der ehemalige Musicaldarsteller und fügte hinzu: „Vielleicht finden wir es heute Abend gemeinsam heraus.“

Zuvor hatte Kulturhaus-Chefin Ute Mocker die Besucher mit einer schlechten Nachricht begrüßt. Sänger Sascha Ullrich konnte krankheitsbedingt nicht auftreten. Nauwartat waren nur wenige Tage geblieben, um das Programm anzupassen. Mit Ullrich zusammen singe er fast nur Duette, erklärte er, „das ist allein schwierig, daher habe ich etwas umgeplant.“

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Nauwartat und Ullrich haben in mehreren Capitol-Produktionen mitgewirkt. Mit ihrem Programm „Queer Music“ feiern sie die Ikonen der Regenbogenwelt. „Ich bin ein Schnulzenheini“, bekannte Nauwartat. Kein Wunder, dass beim unbeabsichtigten Soloabend hauptsächlich ruhigere Stücke wie Sarah Connors „Stark“ oder Helene Fischers „Unser Tag“ im Vordergrund standen. Selbst aus dem rhythmischen „Creep“ der britischen Band Radiohead machte Pianist Dieter Scheithe eine langsame Nummer.

Mit ihm arbeitet der Sänger bereits seit 23 Jahren zusammen, mit Schwager Gerd Nemet an der Percussion hatte er sich musikalische Unterstützung aus der eigenen Familie mitgebracht. „Vielleicht ist queer, wenn man Musicals mag?“, vermutete Nauwartat. Von bekannten Hits wie „Out Here on My Own“ aus der Produktion „Fame“ bis zur eher unbekannten deutschen Version „Du wirst gesehen“ aus „Dear Evan Hansen“ gab es jedenfalls jede Menge davon zu hören.

Das Käfertaler Publikum schien Musicals ebenfalls zu lieben. Bei den Songs „Das bin ich“ und „Einsames Gewand“ aus „Die Päpstin“ schmolzen die Zuhörer dahin. Zuschauerin Luise Winter schwelgte mit ihrer Freundin in Erinnerungen: „Wir gehen auf jedes seiner Konzerte, er singt so schön gefühlsbetont“, freute sie sich. „Es kann kein queeres Programm ohne Barbara Streisand geben“, kündigte Nauwartat den Titel „Memory“ an und outete sich als großer Fan der Sängerin mit mehr als 20 CDs im Schrank.

Beim Song „Somebody“ von Depeche Mode geriet er ins Schwärmen über die Mode der 80er Jahre. Gregor Meyles „Keine ist wie du“ textete er kurzerhand auf einen männlichen Angebeteten um. Das mit viel Gefühl vorgetragene „Königreich der Liebe“ aus Peter Maffays Tabaluga-Jubiläums-Album war wie gemacht für den Abend in Käfertal.

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Der „Eurovision Song Contest“ durfte ebenfalls nicht fehlen. Den Siegertitel „L‘Oiseau et l‘Enfant“ aus dem Jahr 1977 konnten viele Besucher mitsingen. Ganz aktuell war dagegen eine Nummer aus Pinks neuem Album „Trustfall“, die mindestens genauso begeistert aufgenommen wurde.

Mit sanftem Timbre interpretierte der Sänger „My Way“. Der Sinatra-Klassiker sei für ihn zu einer Art Lebensmotto geworden, erklärte Neuwartat und bekräftigte: „Ich singe, was mir gefällt, ob das jetzt queer ist oder nicht.“ Hauptsache die Lieder seien „arg schää“, da war er sich mit den Zuschauern einig.

Freie Autorin