Mannheim. Entwurzelte Bäume, herabstürzende Äste, umgefallene Kamine und beschädigte Dächer: Orkantief „Ignatz“ hat in der vergangenen Woche eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Noch sind manche Schäden nicht beseitigt, und manche stellen sogar unwiederbringliche Verluste dar - zum Beispiel an der Feudenheimer Brüder-Grimm-Schule, wo ein großer, alter Baum auf dem Schulhof gefällt werden musste, da er vom Sturm zur Seite gedrückt worden war. „Der Wind war leider stärker“, bedauert Rektor Ulrich Lutz das Ende des Schattenspenders unter den Kettensägen der Feuerwehr. Stadtweit, so Rathaus-Sprecher Kevin Ittemann, müssen aufgrund der Sturmschäden gut und gerne 60 Bäume gefällt werden.
Bäume einfach umgeknickt
Neun Bäume seien allein auf dem Alten Meßplatz einfach umgefallen, berichtet Maik Rügemer vom Wohnumfeld Neckarstadt. Wie er äußerten sich auch andere Anwohner gegenüber der Redaktion besorgt über den Zustand des Grüns auf dem zentralen Gelände im Stadtteil. Schließlich hatte die Stadt erst vor kurzem mit der Sanierung der 66 Baumstandorte und dem Ersatz von 14 Bäumen begonnen - eine Maßnahme, die die Kommune immerhin 320 000 Euro kostet.
Nun dürfte es noch teurer werden. Denn: In der Tat seien jetzt aufgrund des heftigen Sturms neun Bäume umgestürzt und teils so stark geschädigt worden, dass sie nicht erhalten werden können, bestätigt Ittemann auf Nachfrage der Redaktion die Beobachtung der Anwohner. Ein Aufrichten sei insbesondere deshalb nicht möglich, weil sich die Bäume bisher „sehr zögerlich entwickelt“ hätten. Das heißt: Die Wurzeln sind nicht in die Substratschichten ausgewachsen und haben die Bäume somit auch nicht ausreichend verankert. Ittemann kündigt aber an: „Ersatzpflanzungen werden wir zur Baumpflanzung 2022 mit aufnehmen.“
Boden soll Wurzeln besser halten
Bei den Bäumen auf dem Alten Meßplatz wird das alte Substrat bis 2023 gegen ein neues, aktuelles Substrat ausgetauscht, um den neuen Bäumen einen optimalen Nährboden zu bieten (wir berichteten). Laut Experten hat dieser Boden dann „bessere Haltefähigkeiten“. Insgesamt seien in der Neckarstadt-West zwei Bäume geschädigt worden, die gepflegt werden und elf Bäume, die aufgrund des Sturms gefällt werden mussten, so Kevin Ittemann
Im Kalten saßen dagegen noch Anfang dieser Woche die Bewohner eines 15-Parteien-Hauses in der Neckarauer Straße, bei dem der Sturm am Donnerstagvormittag einen Kamin auf dem Flachdach umgeworfen hatte. Dabei lösten sich offenbar großflächig Dachpappen-Bahnen, wie Ralph Rudolph von der Berufsfeuerwehr auf Nachfrage erläuterte. Wegen der Gefahr, dass durch Böen Dach-Teile auf die Straße geweht werden könnten, hatten sich Polizei und Feuerwehr am Donnerstag zur Vollsperrung der Neckarauer Straße entschlossen (wir berichteten). Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes hatten die Böen in der Spitze immerhin Windgeschwindigkeiten von über 90 Stundenkilometern erreicht.
Zum Glück konnten das beschädigte Dach und die im Wind flatternde Dachpappe innerhalb weniger Stunden von einer Spezialfirma gesichert und somit auch der Verkehr wieder freigegeben werden. „Die Heizung ist allerdings immer noch ausgefallen“, berichtet Bewohner Mario Svarc. Wie hoch der Schaden genau ist, stehe wohl noch nicht fest. Das Haus gehört mehreren Einzel-Eigentümern, die sich nun um eine dauerhafte Reparatur bemühen müssen. Verletzt wurde bei dem Zwischenfall niemand, „zum Glück“, so Svarc.
Einsatz vis-a-vis der Feuerwache
Für die Berufsfeuerwehr war der Einsatz in der Neckarauer Straße ein Heimspiel. Die Helfer brauchten mit der Drehleiter lediglich über die Straße zu fahren, da der Ort des Sturmschadens genau gegenüber der neuen Hauptfeuerwache liegt. Rudolph: „Es war beim ersten Augenschein klar, dass wir eine Fach-Firma für die Sicherungsmaßnahmen brauchen.“
Eine Warnung kommt von Forstamtsleiter Stefan Wilhelm: In den Stadtwäldern können beschädigte Stämme und Äste für Spaziergänger vor allem abseits der Wege zur Gefahr werden. Erhöhte Vorsicht ist deswegen auch in den Tagen und Wochen nach dem Sturm geboten. Insgesamt hatten die Helfer im Bereich des Polizeipräsidiums Mannheim bis zur Mittagszeit gut 200 Einsätze zu verzeichnen, eine ganze Reihe davon auch außerhalb der Stadt.