Man wartet auf die Straßenbahn, sieht etwas im Fenster des Haushaltswarengeschäftes und nimmt dann doch eine Bahn später, weil man etwas kaufen möchte, sei es eine bunte Bambusschüssel, einen Smoothie-Mixer oder eine lustige Kochschürze - das wird in naher Zukunft auf der Feudenheimer Hauptstraße 100 nicht mehr möglich sein, denn Günther Soyez (72) geht in Rente und gibt Ende Februar nach 45 Jahren das Geschäft auf.
1975 in Käfertal begonnen
Begonnen hatte alles 1975 mit einem Eisenwarenladen in Käfertal am Kirchplatz in einer Wohnung, die zu einem Ladengeschäft umgebaut war. Noch heute besitzt Soyez ein Metermaß in Orange mit dem Aufdruck der Käfertaler Adresse. „Zwei Jahre später kam ein Angebot aus Feudenheim von Familie Weidner, die den Eisen-Gumbel in der Ziethenstraße führte. Ich habe zugesagt, wir haben jedoch das Gumbel-Schild lange noch gelassen. Die Vertreter kamen und fragten nach dem Herrn Gumbel“, blickt Soyez zurück.
Der Namensgeber war schon damals in Rente, doch da der Name so eingängig und in ganz Feudenheim bekannt war, blieb er vorerst. Von Anfang an mit im Laden arbeitete seine Frau Brigitte, die Töchter Simone und Melanie tapsten schon als Kinder im Geschäft umher.
Zum Sortiment zählten auch Spielwaren wie Puppen oder Matchbox-Autos oder Gartenbedarf. Im Laufe der Jahre kamen Küchen-Utensilien dazu. Ende der 90er Jahre zog das Geschäft auf die Hauptstraße, wo es jedoch nochmals zum Standortwechsel kam – und zum Namenswechsel, Gumbel war endgültig passé.
Die Inhaber gingen immer mit der Zeit, spürten auf der Frankfurter Messe so manche Trends auf und hatten keine Berührungsängste mit dem Handel im Internet. Wahrscheinlich war dies das Erfolgsrezept des Familienbetriebes. Der „Webhandel Soyez“ lief 15 Jahre lang. „Ich habe ihn schließlich aufgegeben, da die Leute, die bestellen, immer anspruchsvoller werden. Sie beschweren sich schon, wenn das Paket nach drei Tagen nicht da ist.“
Wachsende Konkurrenz
Den Grund, warum alteingesessene Geschäfte schließen müssen, sieht Soyez jedoch schon im Internet. Noch ein paar Wochen dauert der Abverkauf in der Hauptstraße 100, dann schließt das Geschäft endgültig. Doch es wird kein trauriger Abschied, denn die Geschäfte liefen bis zum Schluss gut.
Etwas bedenklich ist nur, dass bisher niemand das Geschäft übernehmen möchte, und das trotz eines Standortes, an dem viel Laufkundschaft vorbeikommt.
Aber darum kümmern sich die Inhaber nicht mehr, sie haben andere Dinge im Sinn: „Im April machen wir eine Tour mit dem Wohnwagen durch Spanien!“