„Gettin’ Down with Motown“ lautete der Titel des Konzerts in der Epiphaniaskirche mit Janice Dixon und Michael Sorg, die bekannte Soul- und R&B-Titel aus den 60er und 70er Jahren interpretierten, darunter nicht nur Songs von Motown. „Amazing Grace“ machte den Anfang, zuerst von Janice Dixon a capella gesungen, bevor Michael Sorg mit dem Piano und Background Vocals folgte. „Endlich gibt es wieder Live-Konzerte“, dürfte den Zuschauern bei diesem magischen Klang durch den Kopf gegangen sein.
„Amazing Grace haben verschiedene Leute gesungen, Diana Ross, Aretha Franklin. Es ist sehr beliebt bei den People of Color“, so Dixon. Das Lied wurde im 18. Jahrhundert vom Kapitän eines Sklavenschiffs komponiert, der eine Bekehrung erfuhr und seinen Beruf aufgab. In den 1960er Jahren wurde es zuerst in den USA zur Hymne der Gegner der Rassentrennung, dann startete es seine Weltumrundung als Zeichen für Freiheit, Hoffnung und Frieden. Danach sorgten Bill Withers’ bekannte Hits „Lovely Day“ und „Ain’t No Sunshine“ für Lounge-Stimmung in der Kirche. Immerhin lagen auch die Ursprünge vom Soul in der Kirche, denn die Leute kamen von den Gospel-Chören, erklärte Dixon zwischen zwei Titeln.
Das Label wurde 1959 als Tamla Record Company in Detroit gegründet, ein Jahr später wurde „Tamla“ durch „Motown“ ersetzt. „So viele bekannte Leute, Lionel Ritchie, Diana Ross, Marvin Gaye, Smokey Robinson, Michael Jackson“, sagte Dixon, um nur einige zu nennen. Und natürlich Stevie Wonder, von ihm gab es an diesem Abend zwei Titel, „I Wish“ und „You Are The Sunshine of My Life“. Michael Sorg war in seiner Studienzeit so sehr von Stevie Wonder begeistert, dass dessen Stil Einfluss auf seine damaligen Eigenkompositionen hatte – eine glückliche Fügung, denn dieser Stil hat die Jahrzehnte überdauert und ist immer wieder aktuell.
Sorg trug zwei Lieder vor, die er „mit 17 an der Uni für ein Mädchen“ komponiert hatte. Auch sie hatten die Zeit überdauert und klangen taufrisch. Von Michael Jackson gab es ein heiteres Rock’n’Roll-Cover aus der Jackson-Five-Zeit: „Rockin’ Robin“. Doch die meisten Lieder waren Balladen. Janice Dixon changiert mit ihrer Stimme gerne zwischen Soul und Oper, und es passt immer, sie tut es jeweils genau an der richtigen Stelle. So macht sie Titel wie „Killing Me Softly“ von Roberta Flack, „A Natural Woman“ von Aretha Franklin oder „Greatest Love of All“ von Whitney Houston zu ihren eigenen.
Das absolute Glanzstück des Abends: „With You I’m Born Again“ von Billy Preston und Syreeta, das Dixon und Sorg im Duett sangen. Es war nur schade, dass die Epiphaniaskirche nicht voll besetzt sein durfte, denn das wäre sie zu pandemiefreien Zeiten gewesen. Auch Singen und Tanzen hätte sich Janice Dixon vom Publikum gewünscht, was leider nicht möglich war. Dafür klappte es mit „clapping your hands“. kge