Oggersheim - In der Melm erstreckt sich auf einer Fläche von 42 Hektar eine Tigermücken-Population / KABS übernimmt Bekämpfung

Ludwigshafen: In der Melm beginnt die Tigermücken-Bekämpfung

Von 
Julian Eistetter
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Ein Weibchen der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus). Die kleinen Moskitos fallen insbesondere durch ihre schwarz-weiß gezeichneten Körper und Glieder auf. © B. Pluskota/KABS

Ludwigshafen. Sie ist drei bis zehn Millimeter groß, schwarz-weiß gemustert, gilt als besonders aggressive Blutsaugerin und ist nachweislich auch in Ludwigshafen heimisch geworden: die Asiatische Tigermücke. Im Sommer 2019 wurde „Aedes albopictus“, so der wissenschaftliche Name des Plagegeistes, von einem aufmerksamen Oggersheimer erstmals gesichtet. Auf 18 Hektar wurde das Verbreitungsgebiet in der Melm damals eingegrenzt. Nach der Auswertung der Bekämpfungsergebnisse aus dem Jahr 2020 durch die Gesellschaft zur Förderung der Stechmückenbekämpfung (GFS) steht nun fest, dass sich die Population der Asiatischen Tigermücke sogar auf einer Fläche von rund 42 Hektar erstreckt. Andere Stadtteile Ludwigshafens sind laut Verwaltung bislang aber noch nicht betroffen.

Aggressive Stechmücke

  • Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) ist etwa so groß wie eine Rheinschnake. Auffällig sind die silbrig-weißen Längsstreifen am Körper und das weiße letzte Fußglied.
  • Größere Populationen traten in den vergangenen Jahren auch in Heidelberg und Freiburg auf.
  • Die Asiatische Tigermücke lebte ursprünglich in den süd- und südost-asiatischen Tropen sowie in den Subtropen. Sie gilt als Überträger von 22 Virenarten– darunter Dengue- und Chikungunya-Viren. Das Coronavirus überträgt sie nicht.
  • Die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) bittet Bürger, die verdächtige Mücken sehen, um Info. Fotos können per E-Mail an tigermuecke@kabsev.de geschickt werden. Erschlagene Exemplare können vor Ort abgeholt werden. 

In den kommenden Wochen soll es den surrenden Blutsaugern jetzt wieder an den Kragen gehen. Das Kommando übernimmt in diesem Jahr die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS). Ziel sei es, die Population des eingeschleppten, ursprünglich aus Südostasien stammenden Insekts vollständig auszulöschen, berichtet Artur Jöst. Der Diplombiologe ist bei der KABS zuständig für die Bekämpfung der Tigermücke. „Wir fahren die Strategie, die sich bewährt hat“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion.

Zugang zu Grundstücken wichtig

Das bedeutet, dass sämtliche potenziellen Brutstätten in der Melm von Ende April bis Anfang Oktober alle zwei Wochen mit einem biologischen Wirkstoff behandelt werden. Viele dieser Brutstätten befinden sich auf Privatgrundstücken, etwa Regentonnen, Eimer, Topfuntersetzer, Gießkannen, Hofgullys, verstopfte Dachrinnen oder hohle Zaunpfähle. „Aus diesem Grund sind wir besonders auf die Mithilfe der Bürger angewiesen“, sagt Jöst. Denn um an die Brutstätten heranzukommen, brauchen die Teams der KABS Zutritt zu den Grundstücken. „Dafür benötigen wir das Vertrauen der Bürger.“

Aus diesem Grund werden alle betroffenen Haushalte mit einem Einwurf informiert. Die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass sich die Mitarbeiter der KABS vor Ort ausweisen können und alle Sicherheitsbestimmungen einhalten. Fünf Teams aus jeweils zwei Mitarbeitern sind in der Melm unterwegs, so Jöst. Die ersten seien bereits gestartet. „In der Regel ist die Zustimmung zu unseren Maßnahmen hoch“, berichtet er. Gerade in Gebieten, wo der Leidensdruck ebenfalls hoch sei. „Natürlich gibt es aber auch immer skeptische Menschen.“ Für eine erfolgreiche Bekämpfung sei eine möglichst vollständige Haushaltsabdeckung wichtig. „Schon wenige ausgelassene Brutstätten können das Ergebnis deutlich beeinträchtigen“, sagt der Diplombiologe. „Je mehr Bürger mitmachen, desto schneller haben wir die Population im Griff“, bringt Jöst es auf eine einfache Formel.

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Auch in der Umgebung des definierten Populationsgebietes will die KABS in diesem Sommer Stichproben nehmen und Fallen stellen. „Wir wollen möglicherweise verschleppte Populationen schnell entdecken“, sagt er. Von sich aus breite sich die Asiatische Tigermücke zwar nicht rasant aus, da sie nicht gerne aktiv fliege und standorttreu sei. „Sie wird aber häufig passiv verschleppt, etwa in Autos, Lkws oder im öffentlichen Nahverkehr“, erklärt Jöst. Denn wenn eine Mücke Blut gewittert hat, folgt sie einem potenziellen Opfer auch in eine Straßenbahn. „Je öfter so etwas passiert, desto größere Verschleppungen finden statt.“

Entgegen kommt den Tigermücken-Bekämpfern der Nachtfrost, der noch bis vor kurzem geherrscht hat. „Da haben wir Glück gehabt, das sorgt für eine extrem verzögerte Entwicklung“, so Jöst. „Wir glauben, dass die erste Generation von Larven am 30. März geschlüpft ist. Die sollten wir noch im Wasser erwischen.“

Konkret funktioniert das mit dem Eiweißkristall aus dem sporenbildenden Bakterium Bacillus thuringiensis israelensis (B.t.i). Es wirkt hochselektiv und ist nur tödlich für die Larven weniger Mückenarten. Für andere Tiere, wie zum Beispiel Bienen, Hunde, Katzen, Igel, Vögel, Reptilien, Amphibien und auch für den Menschen ist der Wirkstoff unbedenklich. B.t.i. wird seit mehr als 40 Jahren weltweit eingesetzt.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur