Ludwigshafen. Monatelang hat Jellena Lugert den Abriss des C&A-Kaufhauses in der Wredestraße fotografisch begleitet. Mit seiner gekachelten Fassade im Stil der 1960er Jahre war es ein halbes Jahrhundert lang bis zur Schließung 2018 ein markantes Gebäude in der Innenstadt. Beeindruckende Impressionen des Rückbaus zeigt das Stadtmuseum in einer virtuellen Ausstellung mit dem Titel „Vom Verschwinden“. Die Bilder sind auf www.ludwigshafen.de voraussichtlich bis Mai zu sehen.
Für Lugert, die in Ludwigshafen aufgewachsen ist, hat das Gebäude auch eine persönliche Bedeutung. Als Kind war sie oft mit Mutter und Großmutter zum Einkaufen in dem Bekleidungshaus. Als sie Aufnahmen über den Abriss machte, wurde sie oft von Passanten angesprochen. Diese waren Kunden oder Angestellte und bedauerten die Geschäftsaufgabe, auch weil sie den Charakter des Gebäudes mochten.
An den früheren Zeitgeist erinnern unter anderem die Bilder von geblümelten Tapeten im Erdgeschoss des Kaufhauses. Die rote Folie mit C &A-Aufdruck, mit der Schaufenster bei den Dekorationen verhängt wurden, hat Lugert ebenso abgelichtet wie Stühle aus den Umkleidekabinen oder die alte Rolltreppe. Zudem dokumentiert sie die verschiedenen Stationen des monatelangen Abrisses und der nachfolgenden Phase, als die Natur anfing, sich das Gelände zurückzuholen.
Die Freifläche gibt vorübergehend die Sicht auf die aus dem 19. Jahrhundert stammende Kirche St. Ludwig frei. Mittlerweile dominieren indes Baukräne auf dem Gelände. Dort baut die Mannheimer Pro Concept AG die siebenstöckige Hauptverwaltung für die Pfalzwerke, die 2022 fertig sein soll.
Fotografien von Jellena Lugert wollte das Stadtmuseum schon früher zeigen. Die Absicht, die Werke im Jahr 2020 beim Festival für künstlerische Fotografie in Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg und der Metropolregion Rhein-Neckar zu zeigen, scheiterte indes an Corona.
Wegen der Pandemie muss das Stadtmuseum weiterhin auf ein digitales Programm setzen. Die Online-Ausstellung „Ansichtskarten und Souvenirs aus 160 Jahren Stadtgeschichte“ wird mindestens bis zum 17. April verlängert. Gleiches gilt für die Kinderausstellung „Elwis, der kleine Elwetritsch: die Pfalz“ – beides freilich ohne Begleitprogrammveranstaltungen und Führungen.
Grüne: Haus der Stadtgeschichte
Nach Ansicht der Grünen im Rat ist es die richtige Entscheidung, dass Stadtmuseum und Stadtarchiv eine gemeinsame Heimat in der Rhenus-Halle erhalten. Auch wenn sich der Umzug verzögere, ergebe sich die Chance für ein Zentrum der Stadtgeschichte. Dies habe einen symbolischen Bezug zur Gründung der Stadt direkt am Rhein, sagt die kulturpolitische Sprecherin Monika Kleinschnitger. Es sei dringend nötig, nicht nur die bauliche Realisierung zu thematisieren, sondern bei dem Konzept auch auf eine angemessene Personalausstattung zu achten.