Ludwigshafen. Pausenlos klingelt von morgens bis abends das Telefon bei der Agentur für Arbeit in Ludwigshafen wegen der Corona-Krise. 1300 Anrufe von Firmen nahmen die Mitarbeiter in der vergangenen Woche entgegen. „2040 Betriebe aus dem Bezirk haben bislang Kurzarbeit angezeigt“, schildert Benjamin Wehbring, Vorsitzender der Geschäftsführung, die Lage am Dienstag auf Nachfrage. „Vor allem kleinere Firmen versuchen über diesen Weg, Einnahmeausfälle nach den Verfügungen zum 16. März etwas zu kompensieren.“ Ob Einzelhändler, Handwerker, Gastronomiebetriebe, Friseure oder Kosmetikstudios – „die gesamte Bandbreite der Branchen ist vertreten“, so Wehbring.
Wie viele Firmen aus Ludwigshafen und wie viele aus dem Umland Kurzarbeit angezeigt haben, konnte der Agenturchef nicht aufsplitten, der auch für Frankenthal, Speyer und den Rhein-Pfalz-Kreis zuständig ist. Großunternehmen haben dies nach seinen Angaben weniger häufig beantragt, weil dort noch nicht alle Aufträge eingebrochen seien. Binnen einer Woche will die Agentur den Betrieben Rückmeldung zu ihren Kurzarbeitanträgen geben, sagte Wehbring. „Dies ist das generelle Ziel. Ob wir es stets einhalten, können wir noch nicht sagen.“
Um den immensen Arbeitsanfall möglichst schnell und unbürokratisch zu bewältigen, stellte die Agentur personell massiv um. 90 Mitarbeiter aus anderen Bereichen wurden abgeordnet, um den bisher 30 Angestellten bei der Bearbeitung zu helfen, sagt der Agenturchef, der erst zu Beginn des Monats die Leitung übernommen hat. Ungeachtet der starken Herausforderung sieht er auch einen positiven Aspekt: „Es ist schön zu sehen, dass in diesen Zeiten alle an einem Strang ziehen und sich gegenseitig unterstützen.“
Wenig aussagekräftig ist der am Dienstag vorgelegte Arbeitsmarktbericht für März. Denn der Stichtag für die Erhebung der Daten lag bereits am 12. März – und somit vor Beginn der weitreichenden Corona-Beschränkungen. Nach dem Bericht sank die Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte auf 6,2 Prozent.
„In den nächsten Monaten werden vermehrt Arbeitslose gemeldet, besonders aus den Dienstleistungsberufen“, ist Wehbring überzeugt. Eine Prognose, wie lange die corona-bedingte Talfahrt der Firmen dauert, gab er nicht ab. „Das kann derzeit niemand seriös beurteilen.“