Kultur - Große und kleine Kreative haben in Lampertheim zur Häkelnadel gegriffen und Korallen aus Wolle gefertigt

Über 450 Woll-Korallen für Kunstprojekt zum Schutz der Meere

Von 
Daniela Hoffmann
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Ein Riff im Ried – zusammengesetzt aus bunten Woll-Korallen. © Birgit Kühr

Lampertheim. Im Schaufenster des Lampertheimer Malhauses ist inzwischen ein ungewöhnliches Riff entstanden. Fische, Quallen, Schildkröten – alle auf Leinwand gebannt – ziehen dort ihre Kreise. Vor allem aber fallen die unzählig scheinenden Korallen am Meeresboden ins Auge, die in vielen Farben leuchten – und aus Wolle sind.

Die gehäkelten Lebewesen gehören zu einer Initiative, die Textilkünstlerin Birgit Kühr im Ried gestartet hat. Zusammen mit Tina Sattler-Trommershäuser vom Malhaus in der Lampertheimer Kernstadt, Elke Günderoth vom London Pub, Anette Jansen vom Künstlertreff „Altes Haus“ in Hofheim und Heike Heiß, die die Kindertagesstätte in Neuschloß leitet, hat sie Handarbeitsbegeisterte um sich geschart und in den vergangenen Wochen Korallen aus Wolle hergestellt.

Damit gehören die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Lampertheim zu einer großen Kunstaktion am Museum Frieder Burda in Baden-Baden. Dort wollen die beiden Australierinnen Margaret und Christine Wertheim eine große Unterwasserwelt entstehen lassen, um auf die Bedrohung des Great Barrier Reefs aufmerksam zu machen – eine der artenreichsten Regionen der Erde.

Für ihr Projekt brauchen die beiden Schwestern möglichst viele gehäkelte Korallen, aus denen sie dann in den Ausstellungsräumen des renommierten Museums ein kollektives Gesamtwerk kreieren. Meereslebewesen aus Wolle, die dabei sein sollen, müssen bis zum 30. November in Baden-Baden angekommen sein.

Lampertheim

Ein Riff aus Woll-Korallen

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Von Kindern bis zum Sporttaucher

„In Lampertheim haben wir inzwischen mehr als 450 Korallen zusammen. Zumindest, von denen ich bisher weiß“, sagt Initiatorin Birgit Kühr und lacht. Große und kleine Künstler haben dafür bei ganz unterschiedlichen Aktionen zur Häkelnadel gegriffen oder sich mit anderen Materialien versucht.

Beispielsweise in der Kindertagesstätte Neuschloß. Dort haben die Jungen und Mädchen ein Riff gebaut. „Mit Wollstücken, Pompons, Schwämmen und vor allem mit viel Kleister“, erzählt Kita-Leiterin Heike Heiß.

Bei einem Treffen in der Stadtbücherei haben sich Sieben- bis Elfjährige zunächst mit Luftmaschen versucht. „Danach ging’s an die Grundschritte des Häkelns“, berichtet Susanne Camus von der Jugendförderung, die das Treffen organisierte.

Die Kunstschülerinnen und -schüler im Malhaus hielten mit Pinsel und Acrylfarbe ihre Vorstellungen vom Leben im Meer fest. Landfrauen, Sängerinnen, Menschen, die einfach wieder mal häkeln wollten, kamen im London Pub zusammen oder im Hofheimer „Alten Haus“. Dort hatte Betreiberin Anette Jansen auch einen Vortrag organisiert, den Sporttaucher Andreas Brandl zum Thema Korallen hielt.

„Viele konnten wir so auf die bedrohten Weltmeere aufmerksam machen“, meint Birgit Kühr im Gespräch mit dieser Redaktion. Denn nicht nur dem Great Barrier Reef machten schließlich die vielfältigen Umweltprobleme zu schaffen.

Bei den Lampertheimer Häkeltreffen ging es jedoch nicht nur um die schweren Themen. „Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren nach Lockdown und Coronabeschränkungen froh, endlich wieder etwas in Gemeinschaft zu tun“, betont Birgit Kühr, die auch ein bisschen stolz darauf ist, wieder mehr Menschen für textiles Gestalten begeistert zu haben. „Zumindest in Lampertheim ist das auch zu einem generationenübergreifenden Projekt geworden. Denn bei einigen Aktionen haben ältere Frauen Kinder zunächst über die Schulter schauen lassen und ihnen dann erste Kniffe mit der Häkelnadel gezeigt“, verrät die Lampertheimer Initiatorin.

Eine weitere Zusammenkunft ist für Mittwoch, 13. Oktober, im London Pub geplant – womit zumindest der Teil des Meeresprojekts in der Spargelstadt in die Endrunde geht. Mitte November will Birgit Kühr die Woll-Korallen aus dem Ried zusammenpacken und nach Baden-Baden fahren. „Ein paar Kisten“, da ist sie sich sicher, „werden wir bis dahin zusammen haben.“

Redaktion