Hüttenfeld. Was haben einige wenige Amerikaner, das Kloster Lorsch und das Fenster der Hüttenfelder Grundschule gemeinsam? Sie alle haben gewissermaßen die gleichen Vorfahren. Als die kleine Gemeinde Seehof, einstmals ein Ökonomiehof des Lorscher Klosters drei Kilometer nördlich von Hüttenfeld, Mitte des 19. Jahrhunderts im Morast zu versinken drohte, erfasste das 300-Seelen-Dorf eine Auswanderungswelle. Die meisten Einwohner nahmen die beschwerliche Schiffsreise ins aufstrebende Amerika auf sich. Einige aber zogen nach Hüttenfeld – und nahmen ihre Bauwerke einfach mit. Noch heute läutet daher hinter den Schulfenstern eine Glocke aus dem Seehof.
Der Ort, der inzwischen zu Lorsch gehört, spielt deshalb in Hüttenfelds Entstehungsgeschichte eine entscheidende Rolle. Lange wurde auf dem Seehof sogar das legendäre Altenmünster an der Weschnitz als Gründungskloster von Lorsch vermutet, das schon in der Sage des Nibelungenlieds erwähnt wird. Ausgrabungen zufolge ist aber wahrscheinlicher, dass es sich nur um einen Außen-Hof des Klosters gehandelt hat. Errichtet auf einer von der Weschnitz umspülten Sanddüne im ehemals feuchten Rheinried musste der Ort erst aufwendig ausgetrocknet und urbar gemacht werden. Das Seegebiet, von dem heute noch der Froschkanzelsee übrig ist, soll einst bis auf Viernheimer Gemarkung gereicht haben.
Damals war Seehof deutlich größer als Hüttenfeld. Das Schulhaus haben die Auswanderer abgebaut und in ihrem neuen Heimatort wieder aufgebaut. Die Glocke kam über die Umwege Lorsch und Lampertheim nach Hüttenfeld. Es gibt unterschiedliche Angaben, ob es sich dabei um eine ehemalige Schul- oder Kirchenglocke handelt. An die Stelle des inzwischen baufälligen, wiederaufgebauten Schulhauses trat 1907 ein Neubau an gleicher Stelle. Er wird noch immer genutzt und steht unter Denkmalschutz. Im Jahr 2000 ergänzte ein Neubau das Gelände, seit 2006 trägt die Einrichtung den Namen „Seehofschule“. ksm