Lampertheim. Bei ihrer Polonäse ließen sie die Löcher aus dem Käse fliegen, und bei ihren närrischen Sketchen blieb kein Auge vor Lachen trocken. Die Fastnachter des Agaplesion Dietrich-Bonhoeffer-Hauses verwandelten die Senioreneinrichtung am Fastnachtsdienstag in ein Narrenhaus. Demzufolge tauschte der Heimleiter Henning Krey seinen schwarzen Anzug, in dem er zuvor den Gottesdienst in der Kapelle geeiert hatte, gegen ein Piratenkostüm.
Als stattlicher Herrscher der Meere zauberte er eine große Schatztruhe hervor, der zahlreiche närrische Programmpunkte entsprangen. Und die gestalteten das Betreuungspersonal und die Gastkarnevalistin, die Lampertheimer Fastnachtsqueen Margit Selb. Der vielseitige Musiker Matthias Karb wechselte das Genre und die Instrumente, von Kirchenliedern an der Orgel im Gottesdienst hin zu Stimmungsliedern auf dem Keyboard.
Doch bevor die Feier steigen konnte, hieß es für Margit Selb und die Berichterstatterin dieser Zeitung erst einmal Fragebögen ausfüllen und einen Corona-Test über sich ergehen lassen. Später kam das Resultat, ein negatives Ergebnis. Natürlich wurden die Gäste auch nicht von der Einhaltung der AHA-Regeln und von den Hygienevorschriften entbunden. Henning Krey und die Leiterin des Betreuungsdienstes, Bianca Hein, sprachen mit dem „Südhessen Morgen“ über ihren anfänglichen Kummer. Sie vermissten den närrischen Lindwurm, der sich sonst am Fastnachtsdienstag durch Lampertheims Innenstadt schlängelte und an dem das Seniorenheim teilnehmen wollte.
Außerdem waren sie betrübt, dass Corona-bedingt die närrischen Tage sang- und klanglos an den Heimbewohnern vorbeiziehen würden. Den Organisatoren kam die Idee, in der Kapelle ein Fastnachtsprogramm aufzuführen und es per Video in die Wohnbereiche zu übertragen. Margit Selb sagte gleich zu, die Senioren mit ihren Witzen, Sketchen und Liedern zu erfreuen und übernahm auch die Regie sowie Moderation.
In der Kapelle hieß es dann: Kamera und Mikrophon an! Nach der Melodie von „Mein Vater war ein Wandersmann“ dichtete sie das Hosenlied, bei dem die Bonhoeffer-Haus-Mimen eine weiße Buxe vor die Kamera hielten, um die Heimbewohner aufzuheitern. „Corona hat uns ausgebremst, die Fastnacht, die fällt aus. Doch nächstes Jahr, nun gebt fein Acht, ist wieder da die Fasenacht. Sie bleibt ewig bestehen, sie darf nicht untergehen“, war das Fazit der Lampertheimer Karnevalskönigin Selb. „Seid fröhlich, es ist Fastnachtszeit. Ein ganzes Jahr hat uns die Pandemie belastet, wir haben genug gefastet“, hatte Heimleiter Krey im Gottesdienst festgestellt.
Vor dem Passions-Fasten setze die närrische Tradition noch mal richtig Spaß und Ausgelassenheit frei. Die Predigt zu Jesaja über das Fasten entsprang seiner Feder, und selbst die Übersetzung der biblischen Texte aus dem Hebräischen stammte von ihm. Dann zogen die Narren los, mit ganz großen Schritten, mit Abstand sowie Mund- und Nasenschutz. Ihre Polonäse Blankenese führte sie durch die einzelnen Wohnbereiche, und sie jubelten den Bewohnern zu, die vor den Fernsehern saßen.