Die Autos könnten allesamt in einer Tiefgarage untergebracht werden. Eine Fassade des geplanten Mehrfamilienhauses soll begrünt werden und würde sich den Nachbarn etwas freundlicher präsentieren. Auch hatte der Investor seine Wohnraumkapazität zugunsten einer etwas abgestuften Bauweise bereits im Verlauf der jüngsten parlamentarischen Debatte reduziert. Dieses Entgegenkommen wird den betroffenen Anwohnern rund um die Lampertheimer Poststraße freilich nicht genügen. Denn nach wie vor drohen der Verlust an Sonnenlicht oder eine Minderung der Wohnqualität durch neugierigen Blicken freigegebene Gärten.
Für die meisten Menschen werden solche Nachteile, gegen die sich die Anwohner rund um die Poststraße so vehement zur Wehr setzen, wie Luxusprobleme wirken. Und womöglich hätte das Projekt nicht denselben Widerstand erzeugt, wäre man rechtzeitig den Gesetzmäßigkeiten einer um gegenseitiges Verständnis bemühten Kommunikation gefolgt. Die Lampertheimer Stadtverwaltung scheint aus diesem Vorgang gelernt zu haben und kündigt an, in vergleichbaren Fällen künftig eine Bürgerbeteiligung zu ermöglichen, die über das Procedere in einem üblichen Bebauungsplanverfahren hinausgeht. Dies umso mehr, da sich solche Beispiele mit Blick auf die Flächenknappheit häufen werden.
Selbst für den Fall, dass eine rot-grüne Koalition das Projekt in der Poststraße endgültig beerdigen würde – darauf jedenfalls waren die Sozialdemokraten vor der Kommunalwahl noch aus –, bliebe das eigentliche Ziel bestehen: eine ressourcenschonende Stadtentwicklung zu betreiben, die der begrenzten Ausdehnung von Wohngebieten Rechnung trägt. Wünschenswert wäre eine Vorgehensweise, die das Paradigma der Nachverdichtung nicht zum Dogma erhebt und Widerständen aus dem Weg zu gehen versucht, indem der kommunikative Ausgleich mit Betroffenen vermieden wird.