Lampertheim. Sie sind Teilnehmerinnen an den Montagsspaziergängen in Lampertheim. Und sie sprechen offen über die Gründe, die sie dazu bewogen haben, als Kritikerinnen der Covid-19-Impfung wie der erlassenen Maßnahmen auf die Straße zu gehen. Gerne stehen sie der Redaktion des „Südhessen Morgen“ Rede und Antwort – dankbar, dass sich ein Medienvertreter für ihre Positionen interessiert.
Was die drei Lampertheimer Frauen (eine Rentnerin, eine Unternehmerin, eine Studentin) im Alltag erfahren, ist Ausgrenzung. Selbst im eigenen Freundes- und Familienkreis. Alle drei Gesprächspartnerinnen beteuern, sie seien nicht prinzipiell gegen Impfungen. Was sie sich wünschen, ist Respekt und Akzeptanz ihrer Meinung und ihren Beweggründen gegenüber.
Wie sie auch die Entscheidung Geimpfter akzeptieren würden, so wünschen sie sich Toleranz gegenüber ihren persönlichen Sorgen, welche sich vor allem um die als bedrückend empfundene Einschränkung von Grundrechten drehen. Es dürfe nicht sein, so die drei Lampertheimerinnen, dass sich über dieser Frage eine ganze Gesellschaft spalte. Es müsse stattdessen möglich sein, unterschiedliche Positionen einzunehmen – und dennoch miteinander im Gespräch zu bleiben.
Nicht genügend getestet
Was die Rentnerin Hanna Berg (alle Namen von der Redaktion geändert) sagt, teilen die Unternehmerin wie die Studentin: Die gesundheitlichen Risiken in Verbindung mit Impfstoffen, die nicht in der üblichen Zeit getestet, sondern rasch auf den Markt geworfen worden seien, würden in der verbreiteten Panikstimmung nicht genügend zur Diskussion gestellt. Schon früh hatte Hanna Berg geahnt: „Hier geht es nicht mit rechten Dingen zu.“ Sie hat sich deshalb dazu entschlossen, die Pandemie ohne Impfung durchzustehen.
Hanna Bergs eigene Kinder, die Schwiegerkinder und der Ehemann sind geimpft. In der Familie wuchs der Druck auf die alleinige Ungeimpfte; doch Berg hielt stand. Sie erhielt allmählich Respekt für ihre Entscheidung. Dass bei den Lampertheimer Spaziergängern auch Anhänger von Rechts mitlaufen würden, haben alle Frauen bislang nicht beobachtet. Man könne aber auch nicht die freie Meinungsäußerung unterdrücken aus Angst, dass diese von politischen Kräften instrumentalisiert werde. Hanna Berg fragt sich an dieser Stelle, wie weit es mit der Toleranz im öffentlichen Diskurs gekommen ist.
Paula Schneider findet es indes „unsäglich“, dass gegen Menschen wie sie mit der „Rechtskeule“ geschwungen werde. Allen, die bei den Montagsspaziergängen friedlich durch die Lampertheimer Straßen zögen, gehe es darum, Demokratie nicht zu beschädigen, sondern diese zu schützen. Schaden habe die Demokratie nämlich durch Einschränkungen von unveräußerlichen Grundrechten wie dem Recht auf Selbstbestimmung genommen, meint die Unternehmerin.
Sie fühlt sich seit zwei Jahren denn auch „entrechtet“. Dabei betrachtet Schneider das Risiko schädlicher Impfnachwirkungen höher als das Risiko, an Covid-19 zu erkranken. Statt genötigt zu werden, sich impfen zu lassen, spricht sich die Lampertheimerin dafür aus, dass hierüber jeder Mensch selbst entscheiden und Verantwortung zu übernehmen habe.
Lena Möller hat sich kritisch über Medien, die sie als unabhängig bezeichnet und in denen internationale Wissenschaftler und Mediziner – darunter Nobelpreisträger – zu Wort kämen, informiert. So sei es ihr möglich gewesen, sich eine eigene, fundierte Meinung zu verschaffen. Sie bezeichnet sich selbst als gesunden, jungen, sportlichen Menschen, für den Covid-19 keine Gefahr darstelle, weswegen sie sich gegen die Impfung und die Risiken möglicher Nebenwirkungen entschieden hat. Diese Entscheidung habe aber erhebliche Folgen für ihr alltägliches Leben, sowohl für ihr privates und berufliches Umfeld wie auch für ihr Studium.
Dem Vorwurf gegenüber „Corona-Leugnern“ stellen sich alle Lampertheimerinnen entgegen. Sie selbst hätten unter den Spaziergängern keine Leugner getroffen, die Existenz des Virus würden sie nicht anzweifeln, stattdessen die Unverhältnismäßigkeit und Widersprüchlichkeit der Maßnahmen. Sollte eine allgemeine Impfpflicht kommen, werde sie dennoch an ihrer Meinung festhalten und sich nicht gegen ihren Willen zu einer Impfung drängen lassen, so Lena Möller.