Hofheim. Es war die erwartete Fastnachtssitzung der Superlative, die der Hofheimer Carnevalverein seinem Publikum im seit Wochen ausverkauften Bürgerhaus bot. Eng an die Mainzer Fastnacht angelehnt, präsentierten rund 150 Protagonisten aus den eigenen Reihen fünf Stunden lang ein Feuerwerk der guten Laune in der vierfarb-bunten Welt der Narretei. „Denn Lachen ist die Medizin, man kann sie heute hier bezieh’n“, schwor Sitzungspräsident Alexander Scholl das Publikum im Beisein zahlreicher Ehrengäste auf das Motto ein: „Humor ist wichtig, wie ihr seht, Humor ist Luxus und ganz viel Lebensqualität“.
Piccolos und Partysänger
Folgende Gruppen und Helfer haben bei der HCV-Sitzung mitgewirkt und zum Erfolg beigetragen:
Wichtel: Leitung Katrin Scholl, Irina Tiefenbach und Tamara Kortyka.
Flower Powers: Leitung Isabell Sauer und Mascha Seibert.
Piccolos: Leitung Irina Tiefenbach.
Garde: Jasmin Renkel, Carolin Ohl, Celine Witt, Lena Pachnicke, Sina Seib, Kerstin Rieger, Annika Ohl, Tessa Antz, Michelle Böhme, Carolin Kieser, Franziska Breyer, Nina Hilsheimer, Tina Ohl, Klara Antz, Tina Keller, Romy Maskus, Natascha Bittmann und Selina Freiler; Leitung: Tessa Antz, Annika Ohl.
Pink Ladies: Silke Meininger, Verena Juhassek, Tina Menzel, Karen Bittmann, Sabine Wacker, Tatjana Riefler, Katrin Scholl, Antje Hahl, Christina Wegerle, Tanja Seib, Ewelina Syma, Tina Ohl, Melanie Krück sowie Heiko Seib und Christian Wacker.
Wonneproppen: Martina Vock, Rita Sitauer, Jürgen Hofmeister, Irina Tiefenbach, Peter Schneider, Claudia Bär, Steffen Zwick, Isabel Adler, Natascha Bittmann.
Knusperstangen: Florian Herzog, Dominik Schneider, Markus Lösch, Volker Hildebrand, Alexander Scholl, Lukas Scholl, Steffen Bickelhaupt, Markus Reis, Marco Erhardt, Steffen Zwick, Christian Schneider, Markus Herter; Leitung Irina Tiefenbach.
Partysänger: Edwin Stöwesand, Karlheinz Bauer, Uwe Rückert, Horst Ackermann und Michael Sittauer.
Technik: Edwin Stöwesand, Markus Reis und Team Dawn Concepts.
Bühne: Christian Wacker, Anne Firnkes und Lukas Scholl.
Note Shaker´s: Christian Ratsch und Klaus Debus. fh
Die HCV-Wichtel als Mäuse und die Flower Powers, die nach Bollywood entführten, sorgten für einen tänzerischen Einstieg. Das Howwemer Protokoll lieferte die längst etablierte Katrin Scholl, die dabei die Themen traf, die in Howwe bewegen. Ob Bürgermeisterwahlkampf, neue Blitzanlage, Bahnübergangssanierung („nach de zweite Sperrung gibts nix mehr zu meckern, da kannscht de mit 100 driwwer brettern“), überflüssige Next-Bike-Station, AKK-Besuch oder Bauboom in Howwe – „do bischde platt, irgendwann wern mer noch zur Stadt“. Stehende Ovationen forderten die erste Rakete heraus.
Zum Singen und Schunkeln luden die Partysänger mit der am Burgsee begonnen Weltreise ein, bevor die Flower Powers und Piccolos dank einer beeindruckenden tänzerischen Leistung eine weitere Saalrakete zündeten. Erfrischend der Generationenkonflikt von „Oma“ Martina Vock und dem überzeugenden Büttenneuling Maria Firnkes als schlagfertige Enkelin. Da wird die Oma schon mal als Planierraupe im Metallalter abgekanzelt. Tänzerischen Glanz versprühte die HCV-Garde.
Deutlich, politisch und mit Gefühl, klare Kante und mit Stil: Markus Scholl als „Till vom HCV“ steht wie kein anderer für den politischen Teil der HCV-Fastnacht – und das wie gewohnt großartig. „Der Shitstorm kommt ganz gewiss“, doch davor scheut sich der Till nicht, „die Wut aller Geisteskranken entlädt sich dort ohne Schranken.“
Eine kräftige Spitze bekam der Lamberder Fastnachtsprotokoller ab, bevor Till sich die große Politik vorknöpfte. Er stellte die Frage nach dem Bürgersinn: „Ist Merkel eigentlich noch Kanzlerin?“ Nicht einmal die Russen wollten die Wahl der SPD-Doppelspitze manipulieren. „Klimaschutz geht nur unbedingt, wenn man Opfer und Entbehrung bringt“, so der Fingerzeig Tills, um sich Politgrößen zu widmen wie etwa von der Leyen, die als „Flinten-Uschi“ nach Brüssel verlegt wurde und die kein Fettnäpfchen auslassende „Granaten-Gretel“ AKK.
Knaller als Mann und Vater
20 Minuten freier Vortrag in Reimform, treffende Pointen, kritisch und punktgenau, zum Nachdenken anzuregen, besser geht es nicht. Eine fernsehreife Darbietung von Markus Scholl, mit stehenden Ovationen des Publikums gefeiert.
Ihr Gefühlschaos als Teenager verpackten die Piccolos perfekt tänzerisch. Als Mann, der im Alter klar erkennt, was gefällt („Wer lässt sich eine solche Schnitte durch die Lappen gehen?“), trat Volker Hildebrand in die Bütt und offenbarte trotz Wechseljahren beim Blick in den Spiegel und „Pipeline mit eigenem Willen“ keine Wehleidigkeit. Ein klasse Vortrag des niemals alternden HCV-Finanzvorstands („Volker hier, Volker da“), der eindrucksvoll den Beweis lieferte, ein Knaller als Mann und Vater zu sein. Fürs Abnehmen macht er viel, geht zur Yogastund, Powerwalking („moin Hinnern und die Füß sin wund, von wege Sport des is gesund“), Laufen („alle, die moi Heike kenne, die wisse, warum ich renne“) und Ernährungsumstellung („durch de ganze Magerdreck, bleibt bei mir de Luschttrieb weg“).
Den Wilden Westen ließen die Pink Ladies in einem Tanz voller Begeisterung aufleben. Nach der Pause gibt es niemanden, der den Saal schneller wieder auf Betriebstemperatur bringen kann als HCV-Hitsänger Alexander Scholl. „Polka, Polka“ der Kölschrocker Brings leitete Scholls persönlichen Hitmix ein, der über „Auf das, was noch kommt“ und „Immer weiter hoch hinaus“ bis zum Krause-Hit „Für die Ewigkeit“ führte. „Mach uns den Julio“, die schon legendäre Zugabe, durfte dann auch nicht fehlen.
Kreativ glänzte die Garde beim famosen Showtanz, bevor die sich aus dem Spielmannszug Hofheim/Bürstadt gebildete Trommelgruppe „Gehörsturz“ als Überraschungsgast für weitere Begeisterung im Saal sorgte. Als Verkleidungskünstler outeten sich die Wonneproppen bei ihrer Playbackshow zur Howwemer Jahresuhr, in der sie selbst die Kerb aufleben ließen und einen Abstecher zu den Nibelungenspielen unternahmen.
Eine echte Wucht und humoristischer Glanzpunkt zu vorgerückter Stunde war zweifelsohne „Schulmama“ Heike Hildebrand in Höchstform. Frisch geduscht ging’s zur Einschulung des aufgeweckten Joe-Maja, der bereits erkannte, dass der Nachbar den Schlüssel zum Paradies der Mama hat. Schon am zweiten Schultag begann die Abiturvorbereitung.
Die wie immer gestenreiche Rednerin kommt selbst auch mit dem Lamberder Abitur durchs Leben, witzelte über die Schulwegepassprüfung, steckt mit Tochter Su-Hilde in der dritten Klasse bereits mitten im Abiturstress, verlor den übergroßen Kuchen fürs Schulfest und sorgte mit der Schilderung einer Untersuchung beim Frauenarzt für den Brüller des Abends.
Als bunte Gesellschaft aus Clowns und Artisten zauberten die Knusperstangen mit großartiger Performance einen wahren Zirkus auf die Bühne. Der Saal brodelte beim Übergang in ein farbenfrohes und atemberaubendes Finale mit dem Hit-Sänger („Das alles sind wir“, „Ole Fiesta“) und sämtlichen Mitwirkenden auf der Bühne.
Für diese rundum gelungene HCV-Narrenschau, vielleicht die beste überhaupt, gebührt dem HCV ein dreifach donnerndes „Howwe Helau“. fh
Info: Fotostrecke unter www.suedhessen-morgen.de