Lampertheim. Wer am vergangenen Sonntag noch nicht so richtig in Adventsstimmung war, wurde es garantiert beim Besuch in Hummels Scheier. Silke Bischer und Ulrike Hummel hatten die Scheier-Galerie mit wunderschöner Winter- und Weihnachtsdekoration geschmückt, und funkelnder Kerzenschein tauchte die Räume in einen festlichen Glanz. Verführerische Düfte nach Backwaren und Kaffee rundeten die Festlichkeit ab.
Mundart stand diesmal auf dem Programm. Und da der Hüttenfelder Künstler Willi Hanf derzeit in der Scheier seine Malereien „Spargelhäuschen“ in Acryl und Öl, verfeinert mit Airbrush-Technik, ausstellt, war es naheliegend, dass seine Schwester Helga Brune Gedichte und Geschichten der Mutter Else Hanf vortrug. Die Hüttenfelder Heimatdichterin war 2005 verstorben. Auch Helmut Hummel trat mit mundartlichen Episoden auf. Unter anderem berichtete er über seine Kindheit und seinen „Groußvadda“ Matthes, der Bäcker war. „Damals gab es in Lampertheim 20 Bäcker und genauso viel Metzger“, erinnerte sich Hummel. Er gab den Schwank „Dem Matthes soi rori Sau“ zum Besten.
Die Ausstellung von Willi Hanf ist noch bis 11. Dezember, in ...
Die Zuhörenden hörten Humorvolles und Nachdenkliches, vor allem Schilderungen von Alltagsgeschichten aus vergangenen Zeiten. So manche Geschichte hatte als Inhalt etwas Persönliches, und darum schienen diese besonders anheimelnd. „Else Hanf verfasste viele bekannte Geschichten rund um Hüttenfeld und Lampertheim, die auch in gedruckter Form in vier veröffentlichen Büchlein vorliegen“, erklärte Helmut Hummel. Darum waren die „Leit“ auch nicht nur „vun de Hütt“, sondern auch „vun Lambade“.
Dann nahm die „Hüttemer“ Helga Brune die Überlieferungen zur Hand und unterhielt die Gästeschar mit „E bißlche ebbes vun de Hütt“ in „Muddasprooch“: „’s is alles, wie ma’s nemmt!“. „Vun Liebe redde, was ’n Kroam. Früher is halt g’heiert worn“, berichtete Brune über früher, als es ein Muss war, zu heiraten, wenn sich Paare näherkommen wollten. Außerdem habe man gefragt: „Was bischt, was hoscht?“
Besonders amüsant war die Geschichte „Im Orient“, die Else Hanf schon vor 50 Jahren vorgetragen habe. In der Erzählung reist der Eierbaron von der Hütt nach Saudi-Arabien. „Bei uns in Hüttenfeld gibt es keine Bank mehr“, erläuterte Helga Brune. In der Anekdote ihrer Mutter „Unser Bank“ lebt das Finanzinstitut aber weiter.
Helmut Hummel ging auf den Begriff „ebbes“ ein. Das Wort sei vielfältig einsetzbar, denn die Lampertheimer geben „ebbes“ ganz viele Bedeutungen zu. Später ging der Hausherr auf das Lampertheimer Original Luise „Luiß“ Hamm ein, die in Hütt um 1820 geboren und 1902 verstorben sei. Die wunderliche Kräuterfrau, die in Riedwäldern unterwegs war, um Reisig zu sammeln. „Das sie auf dem Buckel trug“, sagte Hummel. Die Luiß und auch die Brombeertante Marie – nach dem Autor Kerns Michel – sind mit „Schnagglrous“ zusammengetroffen. Am „Althrhoi an soi Holzhütt zwische Riedgras unn Melde.“ „De Schnagglrous wurde auch Velte genannt“, entsann sich Helmut Hummel. Da sich Velte angeblich „soi Kaffee mit Roibrüh“ gebraut hatte, sei schon mal eine Krott in der Kanne gewesen. Bei seinen Kindheitserinnerungen schlüpfte der Hausherr in verschiedene Rollen und sprach demnach mit verstellter Stimme. Die Freude der Besucherinnen und Besuchern über das Gehörte war groß.