Neckar-Bergstraße - Gemeindeübergreifende Lösungen für Schulen / Pilotversuch mit Ladenburg, Wilhelmsfeld und Bammental

Kreis treibt Digitalisierung voran

Von 
Peter Jaschke
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Das Foto aus Dezember 2019 zeigt Achtklässler des Carl-Benz-Gymnasiums in Ladenburg. Sie haben Informatik, Mathematik und Physik als Profilfach gewählt und haben Unterricht am Computer mit ihrem Fachlehrer. © Peter Jaschke

Bekommen Schulen und ihre kommunalen Träger bei der Digitalisierung bald zentrale Unterstützung vom Rhein-Neckar-Kreis (RNK)? Mögliche strategische Partnerschaften könnte die Stadt Ladenburg in einem Pilotversuch mit zwei kleineren Schulträgern eingehen, nämlich Bammental und Wilhelmsfeld. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Kreistag am Dienstag, 15. Dezember, zustimmt. Die Umsetzung der geplanten Maßnahme wäre für den Kreishaushalt kostenneutral.

Die Kooperation

  • Der Verwaltungs- und Finanzausschuss hat dem Kreistag empfohlen, dem Angebot einer strategischen Partnerschaft zwischen Rhein-Neckar-Kreis und Kommunen zur Digitalisierung an Schulen zuzustimmen. Am 15. Dezember entscheidet der Kreistag endgültig darüber.
  • Der Leistungsumfang könnte unter anderem Strategien für Schulen enthalten. Diese würden sich nach deren Medienentwicklungsplänen richten.
  • Daraus ließen sich dann Konzepte für Netze und Medienausstattung ableiten.
  • Weitere Ziele könnten Standardisierungslösungen zur Sicherung des technischen Supports sein.
  • Die Höhe des finanziellen Aufwands und des zusätzlich benötigen Personals hängt von der Anzahl der teilnehmenden Kommunen ab.
  • Die Unterstützung soll gegen Kostenerstattung durch die Kommunen erfolgen. 

Obendrein handelt sich um ein für viele Beteiligte in der Region brisantes Thema. Denn bislang übernehmen Lehrer das Management der Informationstechnik (IT) nebenher, weil Städte und Gemeinden in der Regel kein Personal dafür haben. Doch schon vor zehn Jahren reichten, bei noch deutlich unter 100 Endgeräten für eine mittelgroße Einrichtung mit 800 Schülern, drei Wochenstunden für Service- und Betreuungszeiten nicht aus.

Heutzutage wäre für rund zehnmal so viele Geräte ein Vielfaches für die Systempflege notwendig. Dabei sind die Zeitbudgets kaum größer geworden. Hinzukommt: Die Schul-IT hat längst keine unterstützende Funktion mehr, sondern ist fester Bestandteil des Schulalltags.

Vollzeitkräfte nötig

Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und der gestiegenen Bedeutung von Fernunterricht am Computer ist klar: Es werden Mitarbeiter benötigt, die sich in Vollzeit um die Schul-IT kümmern. Dass sie fehlen, gilt als ein Hauptgrund, warum die Digitalisierung des Unterrichts auf der Stelle tritt.

So sieht man es auch im Landratsamt in Heidelberg: „Da nicht alle Städte und Gemeinden über Personal mit den erforderlichen IT-Fachkenntnissen verfügen, möchte der Rhein-Neckar-Kreis helfen und unterstützen“, heißt es in der Beschlussvorlage für den Kreistag. Verfügt doch der Geschäftsbereich IT des Kreiseigenbetriebs Bau, Vermögen und Informationstechnik über „besondere Kompetenz und Know-how im Bereich der Medienausstattung und der Konzeption und Umsetzung von IT-Netzwerken“. Die Fachleute aus Heidelberg-Rohrbach haben eine ganzheitliche Digitalisierungsstrategie entwickelt.

Ladenburgs Bürgermeister Stefan Schmutz steht dem Plan einer strategischen Partnerschaft mit dem Kreis offen gegenüber: Seiner Ansicht nach, signalisiert das Land zwar Bereitschaft, Kommunen bei der Digitalisierung finanziell entgegenzukommen, betrachtet es aber als Aufgabe der Schulträger, für IT-Administratoren zu sorgen. Das bedeute: „Wir bekommen nur ein bisschen mehr Geld, aber auf die Kommunen kommen dafür viel mehr Aufgaben zu, auch für den Fall, dass Rechner kaputtgehen oder Software nicht funktioniert.“

Wichtiges Glasfasernetz

Derzeit profitiert Ladenburg bereits davon, dass das Glasfasernetz in der Stadt für kreiseigene Liegenschaften wie die Integrierte Leitstelle und die Martinsschule bis Juni 2021 ausgebaut wird. Denn so bekommen neben Rathaus und Bibliothek vor allem die fünf Schulen in städtischer Trägerschaft schnelleres Internet. Auch deshalb eigne sich die Stadt für den Test der möglichen Kooperation, erklärt Schmutz gegenüber dieser Redaktion.

Vor dem Technischen Ausschuss verdeutlichte er im Oktober die Aufgaben, vor denen die Stadt mit fünf Einrichtungen sowieso schon steht: Derzeit sei man dabei, die „Schulen so zu ertüchtigen, dass digitaler Unterricht stattfinden und Lehrer die Vorgaben des Bunds und des Landes umsetzen können.“ Dazu müsse die Stadt Millionen Euro allein in die Gebäude investieren. Zwischen den Schulen sei unter anderem darüber abzustimmen, ob jeweils eigene Server benötigt werden oder zentrale Lösungen besser seien. Dies diskutiere man gerade, um es in den Medienentwicklungsplan einfließen zu lassen, der für Fördermittel erforderlich ist. Aus dem Digitalpakt Schule soll Ladenburg von Bund und Land knapp 900 000 Euro erhalten.

„Das ist alles Neuland“

In einem weiteren Schritt seien Schüler mit Rechnern auszustatten, so Schmutz. Auch dafür gebe es Mittel. Und die Stadt habe bereits Tablets angeschafft. Diese seien in Abstimmung mit dem Medienzentrum des Landes einzurichten. Dank guter Kooperation mit dem RNK sei Ladenburg einerseits „auf einem guten Weg und relativ weit“, heißt es weiter. Andererseits räumt ein verantwortlicher Rathausmitarbeiter ein: „Das ist für uns alles Neuland.“ Deshalb benötige man Hilfe von Fachingenieuren, die momentan jedoch stark ausgebucht seien. Umso mehr erscheint in Ladenburg die angebotene Expertise der IT-Fachleute des Kreiseigenbetriebs als hilfreich.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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