Zwei Jahre im Gefängnis – wegen einer kritischen Theateraufführung. Das haben drei Studenten im südostasiatischen Myanmar erlitten. Seit April sind die jungen Leute endlich wieder auf freiem Fuß. Dass sie begnadigt wurden, ist rund 300 000 Schreiben aus aller Welt an staatliche Stellen mit zu verdanken. Insgesamt 800 solcher Solidaritätsbriefe hat allein die Ortsgruppe Ladenburg-Schriesheim von Amnesty International vergangenes Jahr auch in noch schlimmeren Fällen verschickt.
Ein solcher Briefmarathon findet dieses Jahr zum 20. Mal statt. Hunderttausende schreiben erneut Millionen Briefe für und an Menschen, die sie persönlich gar nicht kennen. Sie fordern Regierungen auf, die Menschenrechte zu achten. Sie drücken ihre Solidarität mit Menschen aus, deren Rechte verletzt werden. Jeder Brief könne Leben retten, Folter verhindern oder Menschen vor unfairen Prozessen schützen. Im vergangenen Jahr wurden trotz der Corona-Pandemie knapp 4,5 Millionen Briefe und Mails verschickt.
„Unseren Teil beitragen“
„Wir wollten uns nicht länger immer nur aufregen über das Unrecht auf der Welt, sondern unseren Teil dazu beitragen, dass sich etwas bewegt“, erklärt Bärbel Luppe als heutige Sprecherin der in den 1980ern von Reinhard Christmann gegründeten Ortsgruppe. Seit 21 Jahren ist die Pressebeauftragte im Bezirk Rhein-Neckar zusammen mit ihrem Mann, Altstadtrat Wolfgang Luppe, schon aktiv dabei. Ihre Gruppe macht auch mit kulturellen Veranstaltungen, in Gottesdiensten und bei Schulbesuchen auf Missstände aufmerksam. „Dass man etwas erreichen kann, ist eine starke Motivation“, sagt Bärbel Luppe. Immer wieder erfahre sie, „wie wichtig es für Betroffene ist, zu wissen, dass da jemand ist, der Anteil nimmt“.
Wie zum Beweis zitiert Amnesty in der Kampagne Dankesworte einer peruanischen Kleinbäuerin, die sich einem Bergbauunternehmen widersetzte, das sie von ihrem Land vertreiben wollte. Nach 150 000 Solidaritätsschreiben für die Frau gab ihr das Oberste Gericht Perus Recht. In ähnlicher Weise hat der Briefmarathon seit 2001 das Leben von mehr als 100 bedrohten oder inhaftierten Menschen zum Besseren verändert. Dieses Jahr fordert Amnesty Gerechtigkeit für zehn mutige Personen und Organisationen.
Teilnahme in der Stadtbücherei
„Es wird angesichts der weltweiten Entwicklung immer wichtiger, Zeichen gegen die Unterdrückung demokratischer Rechte zu setzen“, sagt Bärbel Luppe. Die Corona-Pandemie erschwere jedoch die Aktionsmöglichkeiten. Deshalb ruft die Gruppe gemeinsam mit Bürgermeister Stefan Schmutz und Büchereichefin Petra Göhring dazu auf, sich bis Dienstag, 21. Dezember, in der Stadtbibliothek Ladenburg (Hauptstraße 8) per Unterschrift am Briefmarathon zu beteiligen oder ausliegende Briefe selbst zu versenden. Es habe bislang noch kein Teilnehmer je Nachteile dadurch erfahren, so Luppe. In der Bücherei herrschen 2G-Regel und Maskenpflicht. Öffnungszeiten: montags und donnerstags 14 bis 19 Uhr, dienstags 10 bis 14, freitags 10 bis 18und samstags 10 bis 13 Uhr.