Die letzten Wochen waren für Achim Sagstetter ein Auf und Ab der Gefühle. Hier das Glück mit seiner Frau Brunella über den zweiten Sohn Lorenzo Carl, der am 29. November in Heidelberg geboren wurde. Dort das Verarbeiten der Ereignisse vom 6. November, als er beim Gassigehen mit seinem Hund von sechs Unbekannten zusammengeschlagen wurde (wir berichteten).
Dem 36-jährigen Gastwirt des Restaurants „FantasTisch“ wurden bei dem brutalen Überfall, der die Bevölkerung erschütterte, eine Rippe und die Nase gebrochen. Mittlerweile fühlt sich Sagstetter dank eines Psychologen und dank der Ärzte wieder besser. „Ich bin bei 90 Prozent. Meine Rippe spüre ich allerdings noch. Ich kann auch Leichtes wieder heben. Bis zehn Kilo. Also auch meinen Sohn, der schon sechs Kilo wiegt“, erzählt Sagstetter und lacht: „Ich hätte gerne mehr zuhause gemacht und meine Frau unterstützt, aber es ging leider nicht.“
So langsam geht es aber voran – auch mit seinem Restaurant in der Raiffeisenstraße bei der Markthalle. Seit Mittwoch ist wieder geöffnet. Jedoch ohne seine Frau, die zuvor im Service tätig war. Jetzt befindet sie sich in Elternzeit und kümmert sich um die zwei Söhne Antonio und Lorenzo Carl. Mit Aushilfen will Sagstetter den Laden schmeißen.
Neue Kochideen entwickelt
Sagstetter, der die letzten Wochen dazu nutzte, neue Kochideen zu entwickeln, ist nach wie vor überwältigt von der großen Solidarität, die er erfahren hat. Sein Freund Alexander Tecl initiierte eine Spendenaktion, bei der innerhalb kürzester Zeit 33 000 Euro zusammengekommen sind. „Dieses Geld hat die drei Monate gepuffert, in denen ich zwar Ausgaben, dafür aber keine Einnahmen hatte. Als diese hohe Summe eingesammelt war, haben wir einen Stopp reingemacht. Ich will mich dadurch ja nicht bereichern“, erläutert der Leutershausener.
Im Gespräch mit dem Gastronomen spürt man deutlich, dass der 36-Jährige immer noch am Verarbeiten der unbegreiflichen Ereignisse ist. Sein Anwalt hat mittlerweile Klage auf Schadensersatz und Schmerzensgeld eingereicht. Der Fall liegt seit Wochen bei der Staatsanwaltschaft in Mannheim. Passiert sei bislang noch nichts: „Vor März rechne ich da mit nichts. Für mich ist dies irgendwie abgehakt. Das geht jetzt alles seinen Weg.“ Aufgrund der Geburtsdaten der Täter rechnet er nicht mit einem öffentlichen Prozess.
Der 36-Jährige macht keinen Hehl daraus, dass er sich vorgestellt und gewünscht hatte, dass dies alles schneller läuft. Von der Polizei sei er ein wenig enttäuscht. Ja, die hätte ihre Arbeit erledigt, aber auch nicht mehr, meint er und klagt über die mangelnde Kommunikation. So erfuhr die Polizei etwa über die Presse von seinen Verletzungen. Aus den Ermittlungsakten wiederum erfuhr Sagstetter, dass die Polizei zeitnah Befragungen vorgenommen hatte. Er selbst bekam davon erst im Dezember bei der Akteneinsicht Kenntnis: „Ich kann dies alles nicht richtig beurteilen. Aber ich finde, dass die Polizei bei der Kommunikation noch Nachholbedarf hat.“