Hirschberg - Erste Weinlese im Hirschberger Bürgerwingert übertrifft mit 700 Litern alle Erwartungen

Ein Hirschberger Riesling zu Wallats Ehren

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ksm
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Sie sind zufrieden: Mit 700 Litern fällt die erste Lese im Hirschberger Bürgerwingert deutlich besser aus als gedacht. © Bürgerwingert

In den großen, rechteckigen Trögen ist kaum noch Platz. Ladung um Ladung prall gefüllter Trauben tragen die 20 Freiwilligen zusammen und kippen sie in die grauen Behälter. Zwischen den grünen Reben im Großsachsener Tal strahlen die Frauen und Männer mit der Sonne um die Wette. Kein Wunder: 700 Liter trägt die Interessensgemeinschaft (IG) bei ihrer allerersten Lese im eigenen Bürgerwingert zusammen. Ein Vater des Projekts kann den fertigen Riesling aber nicht mehr kosten.

Gerhard Wallat war der Eigentümer des Hanggrundstücks im Letten. Weil er den Wingert irgendwann nicht mehr selbst bewirtschaften konnte, tat er sich mit dem Projektmanagement der Blühenden Bergstraße zusammen. Die Initiative setzt sich seit Jahren in der gesamten Region dafür ein, aufgegebene und von Verbuschung bedrohte Hanglagen als Kulturlandschaft zu erhalten. In Hemsbach gründete sich bereits vor einigen Jahren ein ähnlicher Bürgerwingert.

Auch in Hirschberg fanden sich schnell Freiwillige, die das Grundstück bewirtschaften wollten. Ein harter Kern von fast 20 Frauen und Männern hat sich in den vergangenen anderthalb Jahren zu einer Interessensgemeinschaft geformt. Doch noch vor der ersten Weinlese verstarb Gerhard Wallat im Sommer plötzlich – der Hang und das Projekt werden nun aber in seinem Sinn weitergeführt.

Vier Stunden im Weinberg

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Bei der ersten Lese der Interessensgemeinschaft sind auch Wallats Tochter Tine und Gerhard Röhner, der das Hemsbacher Projekt mitbetreut, dabei. Rund vier Stunden schuften die Hobby-Winzer. Der Aufwand hat sich mit 700 Litern offenbar gelohnt. Bei der „Probelese“ in der vergangenen Saison brachten die Weinstöcke am gleichen Hang nur 300 Liter. Dabei stand das abgelaufene Jahr – genau wie die Lese selbst – nicht unbedingt unter den besten Wettervorzeichen. „Es war die Saison über sehr nass, durch die Feuchtigkeit entsteht hohe Gefahr des Pilzbefalls oder der Krankheiten“, erklärt Bernd Lauterbach, der Mitglied der IG ist.

Der Anbau ist zwar nicht offiziell als „bio“ zertifiziert – schließlich verkauft die IG den Wein auch nicht. Man halte sich aber dennoch an die Richtlinien, so Lauterbach. Das macht es gerade in regenreicher Zeit nicht einfacher. Die Helfer nutzen nur biologisch zugelassenes Spritzmittel. Das führt zu mehr Aufwand in der Pflege. Denn die Mitglieder lesen die Trauben nicht nur, sie kümmern sich auch vollumfänglich um Anbau und Pflege. Der Hang hat zwar eine gute Lage mit vielen Sonnenstunden. Weil er sehr steil abfällt, ist er allerdings auch schwierig zu unterhalten. „Das hat aber toll funktioniert, die Arbeit verteilt sich auf viele Schultern“, sagt Lauterbach zufrieden.

Bei der Lese scheinen nun nicht nur viele Trauben, sondern auch ein hochwertiges Endprodukt herausgekommen zu sein. 85 Grad Öchsle habe man gemessen – ein Indiz für hohen Zuckergehalt und einen guten Reifegrad der Trauben. Den Wein baut nun Georg Kippenhan, ein Winzer aus Ritschweier mit den nötigen Gerätschaften, für die IG aus. Das ist der einzige Schritt, den die Mitglieder auf dem Weg zum fertigen Wein nicht selbst machen. In den Verkauf kommt der Riesling ohnehin nicht. Der Tropfen wird zwischen den Mitgliedern und Helfern aufgeteilt. Die freuen sich nun schon auf die kommende Saison. ksm