Heidelberg. Wo sonst Musiker auftreten und Veranstaltungen laufen, rattern – im nötigen Sicherheitsabstand – nun die Nähmaschinen: Die „Halle 02“ produziert einen waschbaren und modischen Mund-Nasen-Schutz. Modell „Rohrbach“ kommt blumig daher, Modell „Emmertsgrund“ in Erdtönen. Über die Maske „Bahnstadt“ macht sich Felix Grädler, Geschäftsführer der „Halle 02“ in Heidelberg, gerade Gedanken. Vielleicht kariert? Oder ein sehr futuristischer Mustermix? Vor ihm liegen gut ein Dutzend Stoffballen. In kürzester Zeit soll daraus das derzeit gefragteste Accessoire werden: ein waschbarer Mund-Nasen-Schutz zum vors Gesicht binden.
Patricia Rabe sitzt hinter einer Nähmaschine. Eigentlich kümmert sie sich in der „Halle 02“ um die Organisation von Firmenveranstaltungen. „Das ist mit dem Coronavirus von einem auf den anderen Tag um 100 Prozent ’runtergegangen“, erzählt sie. Statt weiter daheim zu sein, sitzt sie nun schon vier Tage an dem Gerät, das eine Freundin ihr ausgeliehen hat. „Es tut gut, hier die Kollegen wiederzusehen – wenn auch mit Abstand.“ Mit jeder fertigen Behelfsmasse laufe es schneller. „Aber so schnell wie Jenny bin ich noch nicht, die braucht pro Maske nur fünf Minuten.“ Neben Rabe sitzt FSJ’ler Jonas Bouc an einem Tisch. Auch er ist ganz auf die Maschine konzentriert, die die Maske zusammennäht.
Unter dem Motto „Nähen statt Feiern“ verkaufen Grädler und seine Mitarbeiter „Alltagsmasken“ aus der Eigenproduktion. Das Team, das sonst an der Kasse, hinter der Bar oder im Büro arbeitet, setzt nun Stoffstücke und Bänder zusammen. Zwölf Euro kostet eine fertige Maske. Bestellt werden kann sie im Online-Shop. Auch in einigen Geschäften gibt es sie. Der Erlös soll helfen, über die veranstaltungsfreie Zeit zu kommen.
Verkaufscontainer vor der Halle
Die Idee, berichten Grädler und sein Geschäftsführer-Kollege Hannes Seibold, habe Mitarbeiterin Jenny gehabt. Sie nähte für Bekannte und Freunde Masken. „Das machen wir jetzt im großen Stil“, entschied das „Halle 02“-Team. Unterstützung kam vom Deutsch-Amerikanischen Institut (DAI), wo es schon lange einen Nähkreis gibt und Jasper Schmidt, der das DAI-Begeisterhaus leiten wird. 60 bis 70 Unterstützer arbeiten bei sich daheim mit. Für sie stehen „Heimsets“ bereit - Papiertaschen, in denen fertig zugeschrittene Stoffteile, Bänder und die Anleitung liegen. Zum Verkaufsstart ist ein Container vor der Halle geöffnet. Jana Grich ist Marketingspezialistin – nun für das textile Corona-Saisonprodukt. Schon nach einer Stunde ist die Hälfte der Produktion verkauft: „Wir hatten Vorbestellungen.“
Zwei Modelle sind pro Stoffmuster im Angebot: Typ „Mediziner“ mit gefaltetem Stoff und „Ninja“, der sich anatomisch um das Gesicht legt. „Die Modelle sollen vor allem angenehm zu tragen sein“, beschreibt Grädler. Auch an Bartträger wie ihn ist gedacht: Die Stoffstücke sind dann etwas länger, damit die Pracht der Gesichtshaare nicht zu stark zusammengepresst werden. „Für Kinder haben wir bunte, lustige Stoffe. Diese Modelle haben auch keine losen Bändel.“ Von den zwölf Euro Kaufpreis geht ein Euro in ein soziales Projekt, das sich die neuen Maskeneigentümer aussuchen dürfen. Und noch etwas macht diesen Mund-Nasen-Schutz besonders: Ein angesteckter gelber „Halle 02“-Button weist den Träger als Freund der Veranstaltungslocation aus.
Shop und Infos unter: https://www.halle02.de/allefuerdiehalle/