Heidelberg. „Kein Problem. Ich habe Zeit“: Gelassen wartet der junge Mann hinter dem Steuer des mit Paketen beladenen Kleintransporters, bis seine Papiere geprüft sind. Dann kommt der Polizeibeamte zurück und gibt das Signal, dass alles in Ordnung ist. Der Zusteller kann seine Tour, die ihn bis ins Neckartal führt, fortsetzen. Bei einer Großkontrolle im Heidelberger Süden sind am Freitagnachmittag fast 50 Beamte im Einsatz gewesen. Sie überprüften besonders, ob Autofahrer unter Drogeneinfluss standen.
Viele junge Männer am Steuer
Nach dem Corona-Stillstand rollt der Verkehr langsam wieder in Richtung Normalität. „Wir planen jede Woche eine Großkontrolle mit jeweils einem anderen Schwerpunkt“, erklärt Einsatzleiter Felix Matthes vom Verkehrsdienst Heidelberg. Da die Coronakrise im Moment etwas weniger Polizeieinsatz erfordere und gleichzeitig kaum Veranstaltungen begleitet werden müssen, seien entsprechende Kapazitäten verfügbar, die nun präventiv für die Verkehrssicherheit eingesetzt würden.
Bei der Premiere in der vergangenen Woche am Autobahnrasthof Hockenheim ist den Ermittlern gleich ein „dicker Brocken“ ins Netz gegangen: Eine 23-Jährige aus den Niederlanden kutschierte eine Tasche mit zehn Kilogramm Amphetamin Richtung Süddeutschland.
Diesmal ist die Kontrollstelle an der Karlsruher Straße stadteinwärts aufgebaut. Kontrolliert werden Fahrzeuge, die aus Richtung Leimen kommen und solche, die im Gewerbegebiet Rohrbach-Süd unterwegs waren. Hier gibt es unter anderem einige Prostitutionsbetriebe.
Es sind auffällig viele jüngere Männer, die auf den Platz hinter der Straßenbahnhaltestelle Rohrbach-Süd gelotst werden – und einige „aufgemotzte“ Pkw. Ein dunkler 5er-BMW rollt gerade vor. Nachdem er seinen Ausweis und seinen Führerschein durchs Fenster gestreckt hat, steigt der schmächtige Fahrer mit unsicherem Lächeln und modischen weißen Turnschuhen aus und öffnet den Kofferraum. Ein paar Minuten später gibt es auch für ihn grünes Licht für die Weiterfahrt.
Der junge Fahrer des daneben abgestellten BMW-Cabriolets wird indes erst einmal nicht an sein geplantes Ziel kommen: Der Drogen-Schnelltest fällt positiv aus. Da für diesen Test Urin abgegeben werden muss, haben die Beamten eigens ein Dixi-Klo aufstellen lassen. Nun wird der Sportwagenfahrer mit einem Polizeimannschaftsbus zum Revier gefahren und muss eine Blutprobe abgeben.
Wie ihm geht es in den ersten beiden Stunden der Kontrolle noch zwei weiteren Fahrern. Rund 40 Autos sind da schon kontrolliert worden. Außerdem wird ein Autolenker gestoppt, der keinen Führerschein besitzt. Abgefahrene Reifen kommen ebenfalls ins Protokoll.
„Der Urintest ist freiwillig“, erklärt Polizeisprecher Dieter Klumpp. Theoretisch könnte der Soforttest den mutmaßlichen Drogenkonsumenten auch entlasten – das geschehe aber selten. Den richtigen Blick für mögliche Konsumenten müssen jene Beamten haben, die an der ehemaligen B 3 die Fahrzeuge aussortieren. Zu diesem Zweck wird der Verkehr von zwei auf eine Spur reduziert und verlangsamt. Wer das frühzeitig sieht und zum Beispiel noch in Leimen schnell abbiegen möchte, macht sich verdächtig – und gerät ins Visier der sechs Beamtem der Polizeimotorradstaffel, die diese Verkehrsteilnehmer „einfangen“ und zur Kontrollstelle eskortieren.
Kurzes Motorengeheul
Experte Schönleber gehört zur Mannheimer „Poser“-Ermittlungsgruppe. Gerade kniet er am Heck einer dunklen Limousine und schaut sich fachmännisch die Auspuffanlage an. Zuvor hatte er einen weißen Mercedes SLS geprüft „ein Wagen, der rund 130 000 Euro kostet“, weiß der Experte. Kurz darf der angegraute Fahrer den Motor aufheulen lassen. Ein Messgerät zeigt an, dass die zulässige Dezibelmenge nicht überschritten wird. Da auch die Reifen das nötige Profil besitzen, rollt der Sportwagen Richtung Emmertsgrund-Auffahrt.
Zehn Fahrzeuge können parallel abgearbeitet werden. Mit lila Farbe sind entsprechende „Halteboxen“ auf den Asphalt gemalt. Einen verunsicherten Eindruck macht derweil ein Paar, das in einem Kombi mit rumänischem Kennzeichen unterwegs ist. Die Prüfung des zypriotischen Führerscheins gestaltet sich als etwas langwierig, doch dann steigen die beiden erleichtert wieder ein.