Heidelberg. Die Geschichte der Villa Braunbehrens hoch über der Stadt Heidelberg reicht weit mehr als 100 Jahre zurück – und wird jetzt um ein weiteres Kapitel reicher. Ein Zusammenschluss engagierter Menschen wollte die denkmalgeschützte Immobilie auf dem Königstuhl zu einer Künstlerresidenz mit angeschlossenem Café machen. Nach Informationen dieser Redaktion sind diese Pläne aber schon vor einiger Zeit geplatzt. Die zwischen 1912 und 1914 errichtete Villa auf dem Kohlhof steht wieder zum Verkauf.
Die Heidelberger Villa wurde vor mehr als 100 Jahren für Anna von Braunbehrens erbaut
Mit den Worten „Malerisches Anwesen“ ist eine entsprechende Anzeige auf dem Internetportal Immobilie1 überschrieben. Als Kaufpreis für das Gebäude werden 950.000 Euro aufgerufen. Vermarktet wird es von der Volksbank Heidelberg-Neckartal eG, die zahlreiche Besonderheiten der Jugendstil-Villa aufzählt. Erbaut wurde sie einst für Anna von Braunbehrens, eine Cousine des Kunstmäzens Karl Ernst Osthaus. Architekt war Karl Schröder, Schüler Henry van de Veldes, einem belgischen Künstler des Jugendstils.
Die Fassade des Hauses ist vollständig mit Schiefer verkleidet, in Richtung Tal sind die beiden Vollgeschosse mit großen Fensterfronten offen gestaltet. Der mächtige Sandsteinsockel, auf dem die Villa steht, bietet eine große Terrasse. Viele Jahre für Wohnzwecke genutzt, beherbergte die Villa Braunbehrens zwischenzeitlich auch das berühmte Café Ehmann. 1970 kam das Anwesen in den Besitz der Stadt Heidelberg. Bis 2016 verpachtete sie es an den Bildhauer Klaus Horstmann-Czech.
Die Villa Braunbehrens
- Erbaut wurde die Villa 1912/14 für Anna Maria von Braunbehrens . Die herzkranke Cousine des Kunstmäzens Karl Ernst Osthaus lernte den Kohlhof bei einer Kur kennen.
- Sie beschloss, sich in der Nachbarschaft niederzulassen, und ließ sich am Waldrand eine Villa bauen.
- Der Architekt, Karl Schröder, war ein Schüler Henry van de Veldes , mit dem die Bauherrin befreundet war.
- Als einziges Gebäude auf dem Kohlhof wurde die Villa nicht regionaltypisch unauffällig, sondern im Stil der Zeit mit Anklängen an den Jugendstil erbaut.
- Seit 1970 wird das 5500 Quadratmeter große Anwesen auf dem Höhenzug des Königstuhls von der Stadt verwaltet .
- Bis 2016 lebte und arbeitete der Bildhauer Klaus Horstmann-Czech in der Villa.
- Im Auftrag des Gemeinderates startete die Stadt einen Konzeptwettbewerb für die künftige Nutzung des Kulturdenkmals. Die Vergabe ging an die BBHD gGmbH , die eine Künstlerresidenz mit Café einrichten wollte.
- 2024 ging die BBHD gGmbH insolvent . Jetzt steht die Villa wieder zum Verkauf. Auf dem Grundstück liegt ein bis 2080 währendes Erbbaurecht der Stadt .
In der Folge sollte das Gebäude dann einer neuen Nutzung zugeführt werden. Der Gemeinderat beauftragte die Stadt 2020, einen Konzeptwettbewerb auszuloben. Der eingangs erwähnte Zusammenschluss aus Kunst- und Kulturschaffenden, Architekten und Handwerksmeistern, Geschäftsleuten und Wissenschaftlern erhielt den Zuschlag.
Auch Kreativkurse sollten in dem geschichtsträchtigen Heidelberger Haus angeboten werden
Das Kollektiv gründete die gemeinnützige Gesellschaft Braunbehrens Heidelberg (BBHD) und wollte auf dem Kohlhof eine Künstler- und Musikerresidenz mit Gastronomie etablieren. Auch Kurse im Kreativ- und Handwerksbereich sollten in der Villa angeboten werden.
Doch das Projekt ist gescheitert. Von der Öffentlichkeit bislang unbeachtet, beantragte die BBHD gGmbH bereits im Frühjahr 2024 ein Insolvenzverfahren wegen Zahlungsunfähigkeit. Etwa im Mai 2025 sei dieses Verfahren dann auch eröffnet worden, berichtet Insolvenzverwalter Marc-Philippe Hornung im Gespräch mit dieser Redaktion. Der Mannheimer Rechtsanwalt hat in dieser Funktion nun auch den Verkauf der Immobilie in die Wege geleitet. „Wie bei Insolvenzverfahren üblich, werden eventuelle Verwertungserlöse an Gläubiger ausgezahlt“, berichtet er. Wer diese Gläubiger sind und wie hoch die Schulden der gemeinnützigen Gesellschaft ausfallen, sagt Hornung nicht.
Die Käufer des Anwesens übernehmen einen Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt Heidelberg
Klar ist jedoch, dass auch die Stadt Heidelberg in das Thema involviert ist. Denn sie hat das Gebäude an die BBHD verkauft – mit einem noch bis ins Jahr 2080 währenden Erbbaurechtsvertrag. Eine solche – auch Erbpacht genannte – Regelung ermöglicht die langfristige Nutzung eines Grundstücks, ohne dieses erwerben zu müssen. Dafür werden regelmäßige Zahlungen an die Eigentümerin, in diesem Fall also die Stadt, fällig. Der Erbpachtvertrag wurde ursprünglich auf 21.000 Euro jährlich festgesetzt. 2022 erfolgte jedoch eine Reduzierung der Erbpachtzinsen auf jährlich 2100 Euro. Diese Reduzierung ist jedoch an eine gemeinnützige Nutzung der Villa gebunden.
All das ging auf ein Votum des Gemeinderates zurück. Dem Vernehmen nach waren bei der Stadtverwaltung nicht alle glücklich damit. Es wurden Geld und Zeit in den Konzeptwettbewerb investiert, nur um fünf Jahre später wieder bei null zu stehen. Der Eingriff des Kommunalparlaments erinnert ein wenig an die Posse um den Alten Kohlhof in direkter Nachbarschaft der Villa Braunbehrens, die nach einem jahrelangen Rechtsstreit mit der dortigen Eigentümerfamilie mit einem Vergleich endete.
Ein Sprecher der Verwaltung sagt auf Anfrage dieser Redaktion zum Scheitern der Pläne: „Die Stadt Heidelberg strebt an, dass in der Villa Braunbehrens eine attraktive Nachnutzung erfolgt“. Eine abschließende Zustimmung über das neue Nutzungskonzept obliege dann aber wiederum dem Gemeinderat.
Insolvenzverwalter Hornung geht trotz des Scheiterns der BBHD gGmbH davon aus, dass die Villa Braunbehrens mit einem guten Konzept erfolgreich genutzt werden kann. „Es ist ein Gebäude mit toller Lage und toller Historie“, wirbt er. „Dafür suchen wir einen Käufer, der es übernimmt, instandsetzt und im Einklang mit den Interessen der Stadt nutzt.“ Erste Anwärter gebe es bereits, über deren Namen und Ideen schweigt Hornung jedoch. „Im laufenden Prozess werden wir dazu nichts sagen“, erklärt der Rechtsanwalt. Er rechnet damit, dass der Verkauf bis zum Ende des ersten Quartals 2026 über die Bühne gehen wird.
Am Jugendstil-Gebäude auf dem Heidelberger Kohlhof sind noch einige Sanierungsarbeiten fällig
Den oder die Käufer erwartet in der Villa Braunbehrens noch einiges an Arbeit. Zwar habe die BBHD gGmbH bereits mit einigen Arbeiten begonnen. „Die BBHD hat unter anderem die Schieferfassade und das Dach renoviert“, berichtet Hornung. Allerdings handelt es sich bei dem Jugendstil-Haus zweifelsohne um ein Sanierungsobjekt. „Das Gebäude stand längere Zeit leer und bedarf einer umfänglichen Sanierung“, heißt es auch in der Verkaufsanzeige. Die letzte umfassende Instandsetzung geht auf das Jahr 1986 zurück.
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