Heidelberg. Zu hoch, zu holprig, zu schmal – Menschen mit Behinderungen haben es in vielen Städten nicht leicht, sich barrierefrei fortzubewegen. Wie komme ich als Rollstuhlfahrer zum Rathaus? Wo kann ich shoppen und essen, ohne vom Bordstein blockiert zu werden? Eine Antwort auf diese Fragen gibt es von der Heidelberger Stadtverwaltung: „Hürdenlos-Navi“. Mit der Routenplaner-App sollen mobilitätseingeschränkte Menschen hürdenlos von A nach B kommen.
Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen und Landesbehindertenbeauftragte Stephanie Aeffner haben sich das neue Digitalangebot am Montag mal genauer angesehen – und sich über weitere Heidelberger Projekte für Menschen mit Behinderungen informiert. Der Vormittag begann mit einer Stadtführung „in leichter Sprache“. Stadtführerin Michaela Wiegelmann von der Lebenshilfe Heidelberg erzählte über das Rathaus, den Herkulesbrunnen, das Haus zum Ritter oder die Heiliggeistkirche – ohne die Zuhörer mit Zahlen und Fakten zu überladen. Auf dem Marktplatz stellten Oberbürgermeister Eckart Würzner und kommunale Behindertenbeauftragte Christina Reiß dann die App vor.
„Luft nach oben“
Wie bei Google Maps werden beim hürdenlosen Navigieren Start und Ziel angegeben. Je nach Bedürfnis können Nutzer die Bordsteinkantenhöhe, Steigungen, Gehwegbreiten und Bodenbeschaffenheit für ihre Route berücksichtigen lassen. Zunächst wird das Angebot auf Altstadt und Bergheim begrenzt und nach und nach auf die südlichen Stadtteile ausgeweitet. „Im Frühjahr 2020 können Nutzer die App kostenlos herunterladen“, sagte Christian Scholl vom OB-Referat. Angezeigt werden auch Haltstellen in der Nähe, behindergerechte Toiletten oder Parkplätze. „Die App wird auf Deutsch, Englisch und in einfacher Sprache angeboten, damit sie zum Beispiel Menschen mit Lese- und Rechtschreibschwäche auch nutzen können.“ Der Routenplaner soll zudem für Blinde um eine Sprachausgabe- und Eingabefunktion ergänzt werden. „In Heidelberg haben wir was Inklusion angeht noch viel zu tun“, sagte OB Würzner. Auch wenn die Stadt in dem Bereich viel unternimmt – beispielsweise in dem sie den barrierefreien Umbau von Wohnung mit bis zur Hälfte der Kosten fördert – bestehe Handlungsbedarf. „Die Geschäfte versuchen wir davon zu überzeugen, mobile Rampen anzuschaffen. Da gibt es vor allem in der Altstadt Luft nach oben“, erklärte Reiß. Dusel findet indes, dass Inklusion ein Qualitätsstandard im Wohnungsbau sei sollte. „Wenn gebaut wird, dann sollte nur barrierefrei gebaut werden. Und das muss endlich in die Köpfe der Bauherren und Architekten.“