Rhein-Neckar. Haare schneiden und Ausmisten bei abnehmendem Mond, Wäsche machen und Einkochen bei zunehmendem Mond – und bei Vollmond schneller betrunken? Moderne Kalender geben sehr handfeste Tipps für das Verhalten bei unterschiedlichen Mondphasen. Kann der Planet unser Wohlbefinden tatsächlich beeinflussen?
„Das Wissen um die Mondphasen und den Einfluss auf die Natur ist uralt“, bestätigt Dorisa Winkenbach, Expertin für Kräuter und das Zusammenwirken von Natur und Gesundheit aus dem Odenwald. „Nach einer längeren Phase des Bedürfnisses, alles mit naturwissenschaftlichen Fakten zu erklären“, gebe es wieder mehr das Bedürfnis, zu lernen, was Generationen vorher selbstverständlich gelebt hätten. Nach dem Vollmond am 16. Juli nimmt der Mond im Moment ab – bis zum Neumond am 1. August. „Bei abnehmendem Mond verstärken die Mondkräfte alles, was man loswerden möchte“, nennt Winkenbach eine Formel, die leicht zu merken ist. Diäten und Entgiftung seien jetzt besonders erfolgreich – ein guter Zeitpunkt etwa, um sich nachts Essigpflaster unter die Fußsohlen zu kleben. Die Kraft des Mondes stärke nun zudem Unternehmungen wie Ausmisten und Aufräumen.
Literatur
- Bekannteste Autorin ist die österreichische Autorin Johanna Paungger. Mit ihrem Mann Thomas Poppe vermittelt sie das Wissen, das sie von ihrem Großvater geerbt hat, in Ratgebern, Kalendern und Seminaren.
- Ihr Standardwerk „Vom richtigen Zeitpunkt: Die Anwendung des Mondkalenders im täglichen Leben“ ist in der Auflage von 2015 zum Preis von 9,99 Euro als Taschenbuch zu haben (ISBN 978-3453603554).
- Das Buch ist in 26 Sprachen übersetzt worden.
- Infos im Internet: www.paungger-poppe.com/de
Bei zunehmendem Mond hingegen werde alles kosmisch unterstützt, was dem Körper zugeführt wird, sagt Winkenbach. In dieser Zeit müsse man zum Beispiel aufpassen, „dass man nicht zu viel einkauft und isst“. Und bei Vollmond seien wir besonders empfänglich für die dann verstärkten Mondeinflüsse.
Ob Winkenbach zum Beispiel medizinische Eingriffe nach dem Mondkalender ausrichten würde? „Aber ja, absolut“, kommt die Antwort fast empört zurück. „Ich habe in meinem Umfeld sehr viele Beispiele dafür, wie zum Beispiel Operationen, die auf einen günstigeren Zeitpunkt verschoben wurden.“ Eine Faustformel gebe es dafür aber nicht: „Das hängt davon ab, welche Körperregion betroffen und welcher Eingriff vorgesehen ist, ob zum Beispiel Blutverlust zu erwarten ist.“ Den besten Moment zu bestimmen, helfen Tabellen, die auch das Sternzeichen des Patienten einbeziehen. Das gilt auch bei Schönheitsthemen: Lässt man sich beispielsweise in der falschen Zeit als Sternzeichen Löwe Dauerwellen machen, könne das Haar leicht kraus werden. Winkenbach gibt ihr Wissen bei Vorträgen und Seminaren weiter, jüngst beim Naturheilverein Kraichgau.
Auch wenn bislang zwar schon zwölf Männer, aber noch keine Astronautin auf dem Mond spazierten: Frauen scheinen eine besondere Beziehung zu dem Planeten zu haben. „Der Mondin“ werden gerne spezielle weibliche Kräfte und Verbundenheit zugeschrieben. Fallen doch die Mondphasen mit den Phasen des Menstruationszyklus zusammen: Wie der Mond 28 Tage braucht, um die Erde zu umkreisen, beträgt der Menstruationszyklus einer Frau ungefähr 28 Tage. Sind beide Zyklen perfekt harmonisiert, liegt der Eisprung bei Vollmond, was auf das besondere Licht der Mondnächte zurückgeführt wird. In modernen Zeiten bringe ständige Lichtüberflutung diesen biologischen Rhythmus durcheinander, betont etwa Autorin und Heilerin Miranda Gray.
„Es ist alles möglich“: Für den Heidelberger Soziologen Edgar Wunder stellt sich die Frage gar nicht vorrangig, ob der Mond auf Gesundheit und Wohlbefinden einwirkt – sondern warum Menschen daran glauben. „Mond-Gläubigkeit“, hat er beobachtet, stagniere nach einem großen Boom Mitte der 1990er Jahre derzeit auf hohem Niveau – oder gehe sogar leicht zurück.
Weiblicher Zyklus angepasst
Ratgeber wie Mondkalender erfüllten eine wichtige Funktion: „Sie strukturieren den Alltag mit all seiner Komplexität“, erklärt Wunder. Studienbelege, dass die Mondphasen auf den Menschen einwirken, gebe es nicht – „oder sie lassen viele Zweifel“. Im Tierreich sehe das anders aus: Die Mondphasen wirken – über die Gezeiten – nachweislich auf die Umwelt bestimmter Arten. Wenn ihre Lebensräume sich mit Ebbe und Flut verändern, müssen sich diese Wesen anpassen.
Feldmäuse, nennt Wunder ein weiteres Beispiel, würden sicherlich bei Vollmond nicht so frei über ein Feld laufen, weil sie dann eine leichte Beute wären – dann gäbe es sie bald nicht mehr. Dass bei Vollmond mehr Autounfälle geschehen oder mehr Betrunkene randalieren, hält er für statistisch widerlegt.