Heidelberg. Er ist bereits im engsten Familienkreis beigesetzt worden: Am 14. März ist der renommierte Drogenkämpfer Gerhard Treutlein im Alter von 81 Jahren nach langer Krankheit verstorben. Das teilte seine Familie mit.
„Wir bellen, und die Karawane zieht weiter“: Mit diesen Worten hat Treutlein den harten Kampf gegen den Dopingbetrug im Leistungssport einmal etwas bitter zusammengefasst. Eine seiner letzten Aufgaben war als Kommissionsmitglied die Aufarbeitung der Doping-Vergangenheit an der Universität Freiburg, die 2007 mit dem Skandal um das Profi-Radteam der Telekom aufflog. „Nach mehreren Jahren scheiterte die Kommission in Kernteilen ihrer Nachforschungen, am spürbaren Desinteresse des Hochschulbetriebes und der Politik“, bilanziert Thomas Kistner (Süddeutsche Zeitung) diese Aufgabe, die wie so häufig wie ein Kampf gegen Windmühlen erschien.
Zentrum für Dopingprävention an der PH gegründet
Treutlein war von 1971 bis 2007 Professor für Sportpädagogik an der Pädagogischen Hochschule (PH) Heidelberg. Als einer der ersten Forscher ging er nach der Wende Dopingfällen im Spitzensport in Ost und West nach. Es war die Zeit, in der Anabolikamissbrauch offenbar an der Tagesordnung war und systematische Dopingtests noch nicht existierten.
Mit Andreas Singler verfasste Gerhard Treutlein das Standardwerk „Doping im Spitzensport". Der einst passionierte Sportler - der früherer Mittelstreckler und Radfahrer engagierte sich in den 1960er-Jahren als Leichtathletik-Trainer beim USC Heidelberg - gründete und leitete lange das Zentrum für Dopingprävention an der PH. 1960 bis 1967 hatte er Geschichte an der Universität studiert. 2009 erhielt Treutlein das Bundesverdienstkreuz am Bande. 2016 durfte er sich über den Ethikpreis des Deutschen Olympischen Sportbundes.