Heidelberg. Im Wohnmobil durch Neuseeland: Da vereinen sich zwei Sehnsuchtsthemen. Fernreisen ans andere Ende der Welt sind aber derzeit nicht möglich – und Wohnmobile ziemlich ausgebucht. Fotografin Andrea Lossen hilft ein wenig, über diese Zeit hinwegzukommen. Bis 5. September zeigt sie in der Gedok Galerie in der Heidelberger Weststadt Landschafts- und Naturbilder aus zehn Jahren. „Aotearoa – Land der langen weißen Wolken“ ist die Schau überschrieben.
Öffnungszeiten
- Die Ausstellung „Aotearoa – Land der langen weißen Wolke Neuseeland“ ist in der Gedok Galerie (Römerstraße 22) in Heidelberg zu sehen – im Schaufenster auch außerhalb der Öffnungszeiten (Freitag und Samstag von 17 bis 21 Uhr sowie nach Vereinbarung). Der Eintritt ist frei.
Insgesamt rund zwei Jahre haben die pensionierte Allgemeinmedizinerin und gelernte Fotografin Andrea Lossen und ihr Mann Dieter Giesen in den vergangenen Jahren in Neuseeland verbracht – in jeweils zwei- bis viermonatigen Winter-Urlauben. „Kreuz und quer“ fuhr das Paar schon durch das dünnbesiedelte Land, stoppte auf Campingplätzen, ausgewiesenen Stellplätzen oder wo es erlaubt war auch in freier Natur. Ihre Erfahrungen und Tipps kann man in zwei Bänden „Mit dem Wohnmobil durch Neuseeland“ nachlesen, die 2018 im Verlag Womo erschienen sind und regelmäßig aktualisiert werden.
Feines Kleines groß aufgezogen
Es sind fast meditativ wirkende, weit aufgezogene Bilder, die die 70-Jährige in der Gedok Galerie aufgehängt hat. Viele zeigen Wasserflächen. Kontrastreich dazu die bunten Makroaufnahmen von Pflanzen, deren Strukturen die Künstlerin faszinieren: das aufgerollte feine Blatt eines Farnbaums zum Beispiel oder ein Wassertropfen, der für einen Moment an einem Grashalm zu kleben scheint. Dort eine Blüte, da eine Blattstruktur: Die quadratischen, auf Styropor-Platten aufgezogenen Detailblicke sind zu bunten „Puzzeln“ akkurat zusammengefügt. In jeder Größe kann man sich Lossens Fotos auch nach Hause holen.
„Ich habe keine Personen wegretouchiert“, ergänzt sie zu den weiten, menschenleeren Traumstränden, die sie gerne auch aus der Vogelperspektive wirken lässt. Eine ihrer ersten Fotografien ist eine hügelige grüne Landschaft, in der Schafe wie Blumen verteilt sind.
Heute hat sie für solche Überblicke eine eigene Drohne – früher stieg sie für Luftaufnahmen mit ihrem Vater in Flugzeuge. Der vor vier Jahren verstorbene, bekannte Heidelberger Industriefotograf Wolfgang Lossen brachte sie einst zur Fotografie. Im väterlichen Atelier hielt es die Fotografen-Gesellin nicht lange – stattdessen studierte sie Medizin und arbeitete als Ärztin in eigener Praxis in Hockenheim. Mit dem Aufkommen der Digitalfotografie kam sie zum Medium zurück: „Endlich war es möglich, die Bilder selbst zu bearbeiten, auch ohne eigene Dunkelkammer.“
So klar und aufgeräumt ihre Bilder wirken, so formschön sind die Schmuckstücke, die sie aus Edel- und Schmucksteinen fertigt und im Onlineshop sowie im Atelierladen (Bahnhofsanlage 18 in Schwetzingen) anbietet. Bei der Gedok, 1926 als „Gemeinschaft Deutscher und Oesterreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen“ gegründet, ist Lossen seit 39 Jahren Mitglied. Das eigene Wohnmobil muss in Neuseeland wohl noch eine Weile auf seine beiden Heidelberger Reisenden warten: Das Land ist frei von Covid-19 – und möchte es auch bleiben. „Eine Einreise ist derzeit nicht möglich“, rechnet Lossen damit, frühestens im Winter 2021/22 wieder in das Sehnsuchtsland aufbrechen zu können.