Heidelberg. Seit 1921 verleiht die Universität Heidelberg den Titel eines Ehrensenators an Personen, die sich in besonderer Weise um die Förderung von Forschung und Wissenschaft verdient machen. Erst drei Frauen fanden sich in dieser Liste, als Rektor Bernhard Eitel zum Abschluss der Jahresfeier zum 631-jährigen Bestehen der Universität Gerda Tschira in diesen Kreis aufnahm. Würdevoll hängte er ihr in der Alten Aula die Medaille mit dem Wappen der Ruperto Carola um den Hals und überreichte ihr eine Urkunde, während die in Talare gekleideten Dekane aller Fakultäten und die übrigen Gäste stehend applaudierten.
Als "aufmerksam, offen und nie abweisend" beschrieb Eitel die 73-Jährige in seiner Laudatio. Besonders lobte er ihr Engagement als Leiterin des von ihr 1998 in Schlierbach gegründeten Carl-Bosch-Museums, wo sie Kinder und Jugendliche für Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik begeistert habe. Gleiches sei ihr auch als Haupt der von ihrem im Jahr 2015 verstorbenen Mann Klaus ins Leben gerufenen Tschira-Stiftung gelungen.
Außer bundesweiten Kooperationsprojekten zwischen Universitäten, Forschungseinrichtungen, Schulen und Kindergärten, in denen junge Menschen für diese Fächer begeistert und die Lehrkräfte didaktisch geschult werden sollen, finanziert die Stiftung auch Bauvorhaben. Ein Beispiel ist das Mathematikon in Handschuhsheim, in dem seit knapp zwei Jahren die Fakultät für Mathematik und Informatik ihren Sitz hat. Gerührt und mit leicht zitternder Stimme widmete Gerda Tschira die Auszeichnung ihrem Mann, der ebenfalls die Ehrensenatorenwürde besitzt.
Drei Hengstenberger-Preisträger
Dies gilt auch für Klaus-Georg Hengstenberger. Er und seine Frau Sigrid sind die Namensgeber eines mit insgesamt 37 500 Euro dotierten Preises für junge, eine Habilitation anstrebende Wissenschaftler. Mit dem Geld sollen sie internationale Symposien zu ihren Forschungsprojekten veranstalten. So wollen sich Claudia Backes und Thomas Higgins vom Physikalisch-Chemischen Institut mit Kollegen über die Eigenschaften von Nanoschichten austauschen, während Diederik Kruijssen vom Astronomischen Rechen-Institut den Ursprung und Aufbau von Sternen und Galaxien thematisiert. Jan Rummel vom Psychologischen Institut will das sogenannte Gedächtnis für Intentionen, bei dem es um die Ausführung geplanter Handlungen geht, in den Mittelpunkt stellen.
Neben all den Ehrungen blieb auch noch Zeit, um über Fragen der Hochschulpolitik zu diskutieren. Schon in seiner Eröffnungsrede wies Rektor Bernhard Eitel auf einen durch das Landesfinanzministerium bestätigten Sanierungsstau von 800 Millionen Euro hin. Dieser löse sich schleppend auf, weil die Universität nur eingeschränkt als Bauherr agieren könne.